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Die Finkler-Frage - Jacobson, H: Finkler-Frage

Die Finkler-Frage - Jacobson, H: Finkler-Frage

Titel: Die Finkler-Frage - Jacobson, H: Finkler-Frage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howard Jacobson
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Schmuel, um ihn an seine Herkunft zu erinnern, falls er sie zu vergessen drohte.
    »Oh«, sagte Treslove.
    »Und das Schlimmste ist, dass sie nicht mal die verfickte Direktorin des Senders ist. Bloß eine Produktionsassistentin.«
    »Aha«, sagte Treslove und fragte sich, ob sich Tyler die Sendung mit ihrem Mann ansähe, wenn Sam ihrer Erwartung entspräche und die Direktorin vögelte. Bei den Finklern – Männern wie Frauen – wusste man nie so genau, wie man mit ihnen dran war, wenn es um so etwas wie Scham oder Prestige ging. Nicht-Finkler beurteilten alle Seitensprünge gleich, doch hatte Treslove die Erfahrung gemacht, dass Finkler willens waren, Ausnahmen gelten zu lassen, wenn es sich bei dem Dritten im Bunde um jemand Bedeutenden handelte, etwa um Prinz Philip, Bill Clinton oder gar den Papst. Hoffentlich war das jetzt kein Klischee, wenn er so über sie dachte.

    »Bringst du die Kinder mit?«, fragte Treslove.
    »Die Kinder? Die Kinder gehen zur Schule, und bald gehen sie zur Universität. Also wirklich, ein bisschen mehr Interesse könntest du schon an den Tag legen, Julian.«
    »Ich habe für Kinder eben nichts übrig«, erklärte er. »Nicht mal für die eigenen.«
    »Schon gut, ist nicht so schlimm. Wir werden auch keine mehr in die Welt setzen, dafür bin ich zu alt.«
    »Oh«, sagte Treslove.
    Das war der erste Hinweis darauf, dass er und die Frau seines Freundes an diesem Abend wohl nicht nur vor dem Fernseher sitzen würden. »Oh Mann«, sagte er sich beim Duschen, als wäre er ein willenloses Opfer und nähme nicht aktiv am Geschehen teil. Allerdings bestand zu keinem Zeitpunkt auch nur die geringste Chance, dass er Tyler widerstehen könnte, selbst wenn sie ihn bloß benutzte, um sich an ihrem Mann zu rächen.
    Obwohl sie nicht dem Typ Frau entsprach, für den er normalerweise etwas übrig hatte, war er Tyler gleich bei ihrer ersten Begegnung verfallen, damals, als Sam ihm seine Frau vorstellte. Treslove hatte seinen Freund eine Weile nicht gesehen und nicht gewusst, dass er in festen Händen war, geschweige denn, dass er geheiratet hatte. Typisch Finkler. Minimal hob er den Saum seines Lebens an, gerade soweit, dass Treslove neugierig wurde und sich ausgeschlossen fühlte, um ihn dann wieder fallen zu lassen.
    Die frisch angetraute Mrs Finkler war zwar nicht im eigentlichen Sinne schön, aber so gut wie schön, dunkel und kantig mit scharfen Zügen, an denen sich ein achtloser Mann schneiden konnte, dazu ein erbarmungslos sarkastischer Blick. Sie hatte wenig Fleisch auf den Knochen, wusste aber dennoch barocke Opportunitäten anzudeuten. Wenn Treslove sie sah, war sie stets wie für ein Staatsbankett gekleidet, auf dem sie wenig essen, in bestimmtem Ton reden und anmutig mit jedem tanzen würde, mit dem sie zu tanzen hatte, um bewundernde Blicke aus dem
ganzen Saal zu ernten. Sie war die Frau, die ein erfolgreicher Mann brauchte. Kompetent, weltgewandt, auf verhaltene Weise elegant – solang der Mann sie in seinem Erfolg nicht vergaß. Treslove kam das Wort humid in den Sinn, wenn er an Tyler Finkler dachte. Was ihn überraschte, da sie oberflächlich gesehen eher trocken wirkte, doch stellte er sich vor, wie sie unter der Oberfläche sein würde, wenn er in ihr weibliches Mysterium eindrang. Sie war, wo er nie gewesen war und vermutlich nicht einmal in Gedanken sein sollte. Sie war das ewige Finkler-Weib. Deshalb hatte nie auch nur die geringste Wahrscheinlichkeit bestanden, dass er sich weigern könnte, wenn sie sich anbot. Er musste einfach wissen, wie es war, ins feuchte, dunkle, weibliche Mysterium einer Finklerin vorzudringen.
    Sie schalteten den Fernseher ein, sahen sich aber keine Sekunde lang Sams Sendung an. »Was für ein Heuchler«, sagte sie und schälte sich aus einem Kleid, das sie durchaus zur Verleihung der Ritterwürde an ihren Mann tragen könnte. »Wo bleibt seine Philosophie, wenn das Abendessen nicht rechtzeitig auf dem Tisch steht? Wo bleibt seine Philosophie, wenn er seinen Pimmel in der Hose lassen sollte?«
    Treslove sagte nichts. Es war seltsam, das Gesicht seines Freundes auf dem Bildschirm zu sehen und zugleich dessen Frau in den Armen zu halten. Nicht, dass er Tyler tatsächlich je in den Armen gehalten hätte. Sie zog es vor, auf distanzierte Weise geliebt zu werden, beinahe so, als würde eigentlich nichts passieren. Die meiste Zeit blieb sie von Treslove abgewandt und hantierte hinter ihrem Rücken mit seinem Penis, als würde sie an einem komplizierten

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