Die Finsteren
wurde er nicht langsamer, als er sich der Vollendung seiner Aufgabe näherte. Derek schnappte sich eine der Taschenlampen und richtete den grellen Strahl auf die Tür. Jareds verschwitztes, gerötetes Gesicht zeichnete sich mit hartem Kontrast gegen die Helligkeit ab. Schließlich ließ er das Brecheisen fallen. Klirrend landete es auf der Veranda. Behutsam schob er die breiten Hände in die Abstände zwischen den Nägeln und begann, das Brett vom Rahmen wegzuhebeln.
Er schaute zu den anderen. »Tretet besser zurück!«
Mark und der Rest der Gruppe wichen an das entgegengesetzte Ende der Veranda. Sie beobachteten, wie sich das Brett von der Tür löste. Jared ließ los und das obere Ende schlug mit einem dumpfen Knall auf das Verandageländer. Er bückte sich, um das untere Ende zu packen, und verzog schmerzerfüllt das Gesicht, als sich die Spitze eines Nagels in seinen Daumen bohrte.
»Verdammt!« Er schüttelte die Hand, dann nuckelte er an dem Blutstropfen. »Ich hoffe, ich krieg keinen scheiß Wundstarrkrampf.«
Mark nippte an seinem Bier. »Tetanus.«
»Was auch immer.«
Jared zog erneut am unteren Ende des Balkens, diesmal deutlich vorsichtiger, hob es an und wuchtete es über das Geländer, sodass es mit den Nägeln voraus auf dem Boden landete. Nach einer kurzen Pause, um zu Atem zu gelangen und sich den Schweiß von der Stirn zu wischen, streckte er die Hand nach etwas aus, das in der dunkelsten Ecke der Veranda lehnte. Er hievte es hoch.
Ein Vorschlaghammer.
Mark sparte sich die Frage, woher er stammte, weil er wusste, dass ihn einer aus der Clique irgendwo gestohlen hatte – Beute aus ihren gelegentlichen Einbrüchen in fremde Schuppen. Jared setzte ein Ende des Vorschlaghammers am Türknauf an, holte tief Luft und hob das Werkzeug hoch über den Kopf. Mark ergriff Natashas Hand, als Jared den Hammer hinabsausen ließ. Seine Erregung wuchs. Sie würden heute Nacht tatsächlich in dieses Haus gelangen. Der Knauf kapitulierte schon nach dem ersten Schlag. Die Tür schwang ein Stück auf.
Alle kamen näher, als Jared sie vollständig auftrat. Mark spähte hinein und rümpfte die Nase, als abgestandene Luft nach draußen wehte. Sie stank zwar nicht richtig, doch er nahm einen Hauch von Fäulnis und Moder wahr. Undeutlich konnte er die Umrisse einiger Möbelstücke ausmachen, was er als merkwürdig empfand. Er war davon ausgegangen, dass der ehemalige Besitzer das Haus in ausgeräumtem Zustand hinterlassen hatte, bevor es versiegelt wurde. Womöglich entdeckten sie hier einige ziemlich interessante Sachen.
Jared schaute zu Derek. »Ich nehm mir eine der Taschenlampen.«
Es war keine Frage. Und angesichts der Arbeit, die Jared investiert hatte, um ihnen den Zugang zu verschaffen, fand Mark, dass es ihm zustand. Derek schob sich an Mark vorbei und gab eine der Taschenlampen Jared, der sie einschaltete und als Erster der Finsteren in das Haus stapfte. Die verbliebene Taschenlampe bot Derek Mark an – wie üblich trat er hinter ihn zurück, da er ihn als unausgesprochenen Anführer der Gruppe betrachtete. Für gewöhnlich gefiel Mark das nicht. Instinktiv wollte er das Angebot ausschlagen, aber er wusste, Natasha wollte, dass er die Lampe nahm, also ließ er sich nicht zweimal bitten.
Mit einem Lächeln schaute er zu ihr. Sie lächelte nicht. Irgendwie wirkte sie ... abwesend. Seine Mundwinkel sackten nach unten und er musste wieder an sein früheres Missgeschick denken, als er versäumt hatte, sich aus ihr zurückzuziehen. Mark wusste, dass sie an dasselbe dachte, und er verspürte einen neuerlichen Anflug von Beklommenheit, genau wie unmittelbar nach dem Vorfall.
Das kann warten, versicherte er sich. Was immer passiert, falls überhaupt etwas passiert, wir kommen damit schon klar .
Er drückte ihre Hand und sie betraten das Haus.
Mittlerweile spürte das Wesen sie in der Dunkelheit erheblich deutlicher. Sie schienen näher gekommen zu sein. Oh, so viel näher. Und es waren mehrere. Es öffnete sein inneres Auge und ließ seine Sinne wandern, tastete sie ab ...
Sechs.
Sechs kleine Seelen, an denen es sich laben, die es verwüsten konnte.
Die Luft im beengten Raum vibrierte erneut in dämonischem Unterschallgelächter. Sie hielten sich im Haus auf, gingen über die knarrenden Holzdielen über seinem Gefängnis. Es spürte ihre Jugend und weidete sich daran. Junge Menschen waren am einfachsten zu benutzen und zu manipulieren. Ihre Seele wurde von einer berauschenden Energie erfüllt, an der es
Weitere Kostenlose Bücher