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Die Finsteren

Die Finsteren

Titel: Die Finsteren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bryan Smith
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erwiderte nichts. Seine Erektion fiel schlagartig in sich zusammen.
    »Clay? Stimmt was nicht?«
    Vor zehn Jahren, dachte er. Es war vor zehn Jahren und du siehst sogar ein wenig wie sie aus, aber das brauchst du nicht zu wissen. Vor zehn Jahren hat sich mein Vater das Hirn weggepustet und alles für immer verändert, aber auch das brauchst du nicht zu wissen .
    »Verschwinde.«
    »Scheiße, was ist los mit dir?«
    »Geh einfach. Bitte. Es tut mir leid, aber ... bitte, geh einfach.«
    Einen Moment lang starrte sie ihn ungläubig an. Ihre Augen glänzten feucht, doch dann blinzelte sie die überschüssige Nässe weg, ergriff die Tüte Gras, die auf dem Couchtisch lag, und stand auf. »Dafür bezahl ich nicht.«
    »Okay.«
    »Ich mein’s ernst. Ich finde, der kleine Kick, den du gerade hattest, ist Gegenleistung genug. Hab ich recht?«
    »Okay.«
    »Okay.« Ein schneidender, spöttischer Tonfall. »Leck mich, du fettes, altes Arschloch.«
    Damit hatte sie ihm heftig gegen das Schienbein getreten und war verschwunden.
    Ihre ruppigen Worte hatten ihn tief getroffen. Er mochte Fiona. Er mochte sie alle. Allerdings wusste Clay, dass seine Beziehung zu den sogenannten Finsteren ein Verfallsdatum hatte, das sich rasch näherte. Sie wurden allmählich erwachsen. Der Schulabschluss lugte schon um die Ecke. Wahrscheinlich würde es eines Tages andere Kids geben, die an ihre Stelle traten, andere junge Unruhestifter, aber es stand zu befürchten, dass sie nicht halb so interessant waren wie diese Gruppe. Er betrachtete sie als Freunde, doch in den seltenen nüchternen Augenblicken begriff er die Naivität, die in dieser Annahme lag. Bald traten sie in eine neue Phase ihres Lebens ein und er sah sie nie wieder.
    »Was in Dreiteufelsnamen treibe ich hier eigentlich?«
    Er wurde deprimiert und wenn er deprimiert war, ertrug er es nicht, sich Pornos anzusehen. Clay richtete die Fernbedienung auf den Bildschirm und schaltete auf Family Guy um.
    Wieder klingelte es an der Tür.
    Sein erster – und einziger – Gedanke bestand darin, dass Fiona zurückgekommen war, um sich für ihre Gemeinheiten zu entschuldigen. Zwar hatte er sie weggeschickt, doch sein mentaler Schwenk hin zu Selbstmitleid weckte in ihm den Wunsch, sie wiederzusehen. Deshalb verzichtete er auf sein übliches Maß an Vorsicht. Der Baseballschläger blieb in seiner Ecke, als er die Tür ohne einen Blick durch den Spion aufzog.
    »Hey ...«
    Eine riesige Faust krachte gegen seinen Kiefer und ließ ihn zurücktaumeln. Er stolperte über seine Füße und fiel zu Boden. Eine Stiefelspitze schnellte in seinen Magen und quetschte ihm die Luft aus der Lunge. Keuchend rollte er sich auf den Rücken und schaute durch einen Tränenschleier zu seinem Angreifer auf.
    Der Mann, der über ihm aufragte, trug eine blaue Uniform und ein Abzeichen.
    Bulle .
    Clayton blieb gerade genug Zeit, um anzufangen, sich zu fürchten.
    Dann begann die Abreibung erst so richtig.
    Als er sich ausgetobt hatte, blieb der Cop über ihm stehen und blickte verächtlich auf die bibbernde, eingerollte Gestalt herab. »Betrachte das als Warnung, Campbell. So springe ich mit Perversen wie dir um. Ich hab gehört, dass du wegen deines Vaters lange ungeschoren davongekommen bist. Aber dein Vater ist tot und interessiert keinen mehr. Die Tage, die du jenseits des Gesetzes gelebt hast, sind vorbei. Wenn du dem Mädchen noch einmal Schwierigkeiten bereitest, gehört dein Arsch mir. Haben wir uns verstanden?«
    Wieder der Stiefel in seinen Magen. »HABEN WIR UNS VERSTANDEN?«
    »J-ja.«
    Der Bulle ging.
    Clayton harrte noch lange regungslos auf dem Boden aus, hielt sich den Bauch und zitterte vor Schmerzen. Schließlich rappelte er sich auf Hände und Knie auf und schleppte sich zurück ins Wohnzimmer. Dort griff er sich eine Flasche Rum vom Couchtisch und lehnte sich mit dem Rücken gegen das Sofa. Dicke Tränen liefen ihm über die Wangen, während sein Körper unter Schluchzern bebte.
    Er trank den Großteil des Rums aus, bevor er das Bewusstsein verlor.

17
    Hollis-Haus
    6. Dezember 1984
    Der obere Teil ihres Kopfs bestand nur noch aus einer breiigen Masse. Norman kauerte auf den Knien neben ihr. Seine Hände zitterten, als er in ihr ausdrucksloses Gesicht starrte. Die Reglosigkeit ihrer Züge bot einen entsetzlichen Anblick. Sein Magen krampfte sich zusammen, als Wellen der Reue über seinem Gewissen zusammenschwappten und den Selbsterhaltungstrieb in Bedrängnis brachten. Er wusste, Letzterer würde am

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