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Die Finsteren

Die Finsteren

Titel: Die Finsteren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bryan Smith
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Ende die Oberhand behalten. Immerhin hatte er diese schreckliche Tat nur deshalb begangen. Er war von Natur aus kein Mörder. Eigentlich hatte er sie gar nicht umbringen, sondern der Schlampe nur ein wenig Vernunft einbläuen wollen. Sie durch Einschüchterung dazu bringen, das zusätzliche Material, mit dem sie ihn erpresste, herauszurücken. Aber dann musste sie sich ja unbedingt den Schädel aufschlagen, nachdem er nur einmal zaghaft zugelangt hatte.
    Selbst schuld.
    Sie war kein Engel gewesen. Das musste er sich unbedingt vor Augen halten. Sie hatte geplant, seine Frau zu töten. Seine liebe, süße Audrey. In gewisser Weise erhielt seine Tat damit sogar einen Anstrich von Rechtschaffenheit. Er handelte, um jemanden zu beschützen, den er liebte. Norman durfte sich nicht gestatten, dieses tote Ding, dessen Blut auf den Boden lief, als menschliches Wesen zu betrachten. Es hatte eine Bedrohung dargestellt, ein Krebsgeschwür, das man ausmerzen musste. Dann jedoch sah er ihre unbewegten Lippen, erinnerte sich an ihre weiche Haut und daran, wie schön es sich angefühlt hatte, wenn sie seinen Körper mit neckischen kleinen Küssen übersäte. Sie hatte auch ihre guten Seiten besessen, daran bestand kein Zweifel. Ein weiterer Anflug von Reue ließ ihn das Gesicht verziehen.
    Nein.
    Ich habe das Richtige getan. Sie hat es sich selbst zuzuschreiben.
    Er packte die Leiche an den Handgelenken und schleifte sie zum Fiat Spider. Nachdem er den Kofferraum mit Louellas Schlüsseln geöffnet hatte, hievte er ihren Körper hoch und zwängte ihn durch die Heckklappe. Er bedeckte ihn mit einer Plane und schlug den Deckel zu, wodurch der grausige Anblick gnädigerweise aus seinem Sichtfeld verschwand. Vorerst würde er sie hier lassen und mit seinem eigenen Auto zurück in die Stadt fahren. Am besten machte er daheim einen kurzen Zwischenstopp, um die blutigen Kleider auszuziehen, bevor er erneut zu Louellas Haus fuhr, um alles verschwinden zu lassen, was die Ermittler nicht zu Gesicht bekommen sollten.
    Nein. Das war keine gute Idee. Audrey würde zu Hause sein. Und Clayton auch, der sich nicht gut fühlte und das Bett hütete. Der Junge fehlte oft im Unterricht. In der Regel konnte von Krankheit keine Rede sein. Es sei denn, man ließ es als Krankheit durchgehen, dass er allergisch auf die Schule reagierte.
    Norman konnte nicht nach Hause. Noch nicht.
    Es gab jemanden in der Stadt, auf dessen Hilfe er sich verlassen konnte. Allerdings durfte er diesmal nicht damit rechnen, dass weder Fragen noch Bedingungen gestellt wurden. Von beidem würde es reichlich geben. Aber der Bürgermeister kümmerte sich bestimmt für ihn um diese Angelegenheit. Sie beide waren Saufkumpanen, Geschäftspartner und Freunde. Schon früher hatten sie einander Gefallen von fragwürdiger Legalität getan. Noch nie bei etwas so Schwerwiegendem wie diesmal, aber zweifellos heikel genug, dass sie beide für längere Zeit hinter Gittern landeten, sollten staatliche Ermittler je Wind davon bekommen.
    Er ging davon aus, dass der Bürgermeister ihn wüst zurechtstutzte, ihm letzten Endes aber half.
    Und damit endete dieser Albtraum.
    Nachdem Norman die Entscheidung getroffen hatte, rannte er zu seinem Auto.
    Er hörte erst zu zittern auf, als er das Haus des Bürgermeisters erreichte.

18
    Lydia Bell ließ die Kehle ihres Ehemanns los und beobachtete befriedigt, wie er röchelte und hustete. Sie spürte, wie sich seine Brust unter ihr hob und senkte, als seine Lunge krampfhaft frischen Sauerstoff einsog. Seine Wangen hatten sich gerötet und glänzten vor Schweiß. Keuchend und wimmernd starrte er mit vor Angst geweiteten Augen zu ihr hoch. Sie liebte das Erstickungsspiel. Es verlieh ihr ein Gefühl von Macht und Kontrolle – das exakte Gegenteil dessen, was sie empfunden hatte, als sie von seiner Untreue erfuhr.
    »Lydia ... du ... musst ... damit aufhören ...«
    »Warum?«
    »Weil ...« Gierig sog er einen weiteren Atemzug ein. »Du bringst mich ... sonst um.«
    Sie holte mit der Hand aus und schlug ihm ins Gesicht.
    Mittlerweile weinte er, und das war gut. Das war sehr gut.
    »Bitte ...«
    »Du hast mich betrogen, Tom.«
    »Ich weiß. Herrgott, ich weiß.« Wieder wimmerte er. »Wie oft muss ich denn noch sagen, dass es mir leidtut?«
    »Es wird dir nie leid genug tun. Nie.«
    Abermals schlug sie ihn.
    »Lass uns die Scheidung einreichen.« Aus seinen Augen sprach pure Verzweiflung. »Ich werde nichts anfechten. Du kannst alles haben. Das Haus. Das

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