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Die Finsteren

Die Finsteren

Titel: Die Finsteren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bryan Smith
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Genugtuung gönnen, dass sie in ihrer Gegenwart die Beherrschung verlor.
    Als sie die Frau, die ihre Ehe ruiniert hatte, mit offenem Mund anstarrte, begann ein distanzierter, analytischer Teil ihres Verstands, andere merkwürdige Einzelheiten zu registrieren. Suzies Haar saß perfekt – ein eleganter, moderner Schnitt, der sie aussehen ließ, als käme sie gerade aus dem Schönheitssalon. Sie trug ein sehr knappes, grünes Kleid, das ihrem Körper schmeichelte, und Stöckelschuhe. Nicht unbedingt eine typische Aufmachung für einen frostigen Wintertag. An ihrem Ringfinger prangte ein derart großer Diamantring, dass er eher an den Finger einer Königin zu gehören schien. Ihr aufgedrehtes Gehabe passte nicht zu einer frischgebackenen Witwe.
    Lydia fühlte sich in ihrer zerknitterten Jogginghose und dem T-Shirt befangen und unsicher. Noch etwas empfand sie als seltsam. Suzie hatte ein Gepäckstück dabei, einen schwarzen Koffer mit Rollen und ausziehbarem Griff. Lydia hoffte, die blöde Fotze beabsichtigte, die Stadt für immer zu verlassen, aber etwas an dem grauenhaft fröhlichen Lächeln der Frau passte nicht zu dieser Vorstellung.
    Sie packte den Türknauf fester. »Was machst du hier?«
    Suzie lächelte weiter. »Ist Tom schon da? Er sagte, er ist gegen Mittag zurück.«
    Wieder tanzten Lydias Gedanken im Turbomodus durch ihren Kopf, diesmal so heftig, dass sie zurück ins Haus wankte. Sie begriff nicht, was vor sich ging. Anscheinend redete Tom wieder mit dieser Frau. Das war alles, was sie verstand. Welche Auswirkungen diese Tatsache nach sich zog, entging ihr zunächst. Der Drecksack hatte sein feierliches Versprechen gebrochen, nie wieder in Kontakt mit Suzie McGregor zu treten. Lydia überraschte, wie tief sie diese Tatsache verletzte. Sie hatte ernsthaft mit dem Gedanken gespielt, den Mann umzubringen, warum also füllten sich ihre Augen nun mit diesen verflixten Tränen?
    Suzie folgte ihr ins Haus und schlug die Tür hinter sich zu.
    Das laute Geräusch ließ Lydia zusammenzucken. Dann verhärteten sich ihre Gesichtszüge. »Raus aus meinem Haus, du miese Familienzerstörerin!«
    Suzie lachte. »Ich gehe nirgendwohin. Jedenfalls nicht, bevor Tom kommt. Dann hauen wir zusammen ab und lassen dich ganz allein.« Bei den Worten »ganz allein« schraubte sich ihre Stimme weiter in die Höhe, dann lachte sie erneut. »Und genau das verdienst du. Tom hat mir erzählt, dass du nicht weißt, wie man einen Mann befriedigt. Er sagt, er muss an mich denken, damit er ihn hochkriegt, wenn er dich fickt – was er übrigens nie wieder tun wird.«
    Lydia wusste, dass ihre Rivalin sie aus der Reserve lockte, indem sie sich gezielt auf ihre tiefsten Unsicherheiten stürzte. Sie wusste verdammt gut, dass sie es ihrem Mann im Schlafzimmer immer noch anständig besorgen konnte. Trotzdem half ihr dieses Wissen nicht, die aufkeimende Wut zurückzudrängen. Ihre Hände ballten sich zu Fäusten, als sie darüber nachdachte, sich auf die andere Frau zu stürzen und sie zu verprügeln. Davon hielt sie lediglich der Umstand ab, dass Suzie körperlich extrem fit aussah. Sie wirkte jung und kraftvoll, strahlte Stärke und ein Übermaß an Selbstvertrauen aus. Lydia war verwirrt. Diese Schlampe schien wie durch Zauberei ein Jahrzehnt von ihrem tatsächlichen Alter abgeschüttelt zu haben. Außer Form hatte sie die andere zwar nie erlebt, aber durchaus mit einigen überschüssigen Pfunden. Bei einer Frau, die auf die 40 zusteuerte, konnte man das auch erwarten.
    Suzie fiel der eindringliche Blick auf und ihr Lächeln zog sich wieder in die Breite. Sie ließ den Griff des Koffers los, drehte sich langsam im Kreis und stellte ihre neue Figur zur Schau. »Gefällt’s dir? Erstaunlich, oder? Ich sehe wieder wie 25 aus.«
    Lydia runzelte die Stirn. Es ließ sich nicht leugnen. Ihr ging durch den Kopf, wie verlebt sie im Vergleich zu dieser neuen und verbesserten Suzie McGregor wirken musste, und durchlebte einen weiteren Anflug gehemmter Verbitterung. »Aber ... wie ist das möglich?«
    »Glaubst du an den Teufel, Lydia?«
    Lydias Augen weiteten sich angesichts der scheinbar unsinnigen Äußerung. In der Nachbarschaft kursierten Gerüchte über Suzie. Man munkelte, sie sei nicht ganz richtig im Kopf. Lydia hatte das immer als bedeutungslosen Klatsch abgetan, doch vielleicht verbarg sich doch ein Körnchen Wahrheit darin. »Wovon zum Geier redest du?«
    »Ich rede von unserem Gebieter. Von Satan. Glaubst du, dass er existiert?«
    »Ich

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