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Die Firma

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Titel: Die Firma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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aber da war er gezwungen gewesen, es anhand e i nes Wörterbuchs aus der Gefängnisbibliothek zu lernen. Französisch war sein neuestes Projekt.
    »Ich denke, daß ich es jetzt fließend spreche«, erwiderte Ray. »Das ist hier drinnen schwer zu beurteilen. Ich kann es kaum anwenden. In den Kursen wird es nicht gelehrt, und deshalb sprechen die meisten der Brüder hier keine Fremdsprachen. Aber es ist ganz eindeutig die schönste Sprache.«
    »Ist sie leicht?«
    »Nicht so leicht wie Deutsch. Natürlich fiel es mir leichter, Deutsch zu lernen, weil ich in Deutschland gelebt habe, wo alle Leute es sprachen. Hast du gewußt, daß fünfzig Prozent unserer Wörter über das Altenglische aus dem Deutschen kommen?«
    »Nein, das habe ich nicht gewußt.«
    »Aber es stimmt. Deutsch und Englisch sind nahe Verwandte.«
    »Und was kommt als nächstes?«
    »Wahrscheinlich Italienisch. Das ist eine romanische Sprache wie das Französische und Spanische und Portugiesische.
    Vielleicht Russisch. Vielleicht Griechisch. Ich habe über die griechischen Inseln gelesen. Ich habe vor, mich dort niederzulassen. Bald.«
    Mitch lächelte. Es würde noch sieben Jahre dauern, bevor er entlassen wurde.
    »Du glaubst, ich mache Witze, nicht wahr?« fragte Ray. »Ich haue hier ab, Mitchell, und zwar demnächst.«
    »Wie sehen deine Pläne aus?«
    »Darüber kann ich nicht sprechen. Aber ich arbeite daran.«
    »Tu es nicht, Ray.«
    »Ich brauche ein bißchen Hilfe von draußen und genügend Geld, um das Land verlassen zu können. Tausend sollten eigentlich reichen. Die kannst du doch aufbringen, oder? Du wirst da nicht hineingezogen.«
    »Hört man uns nicht zu?«
    »Manchmal.«
    »Dann laß uns von etwas anderem reden.«
    »Okay. Wie geht's Abby?«
    »Der geht es gut«
    »Wo ist sie?«
    »Im Augenblick in der Kirche. Sie wollte mitkommen, aber ich habe ihr gesagt, daß man sie nicht zu dir lassen würde.«
    »Ich würde sie gern wiedersehen. Deine Briefe hören sich an, als ginge es euch großartig. Neues Haus, neue Autos, Country Club. Ich bin sehr stolz auf dich. Du bist in zwei Generationen der erste McDeere, der es überhaupt zu etwas gebracht hat«
    »Unsere Eltern waren gute Leute, Ray. Sie hatten keine Chancen und einen Haufen Pech. Sie taten, was sie konnten.«
    Ray lächelte und wendete den Blick ab. »Ja, das haben sie vermutlich. Hast du mit Mom gesprochen?«
    »Das ist schon eine ganze Weile her.«
    »Ist sie noch in Florida?«
    »Ich nehme es an.«
    Sie verstummten und betrachteten ihre Finger. Sie dachten an ihre Mutter. Es waren durchweg schmerzhafte Gedanken.
    Es hatte glücklichere Zeiten gegeben, als sie klein waren und ihr Vater noch lebte. Sie hatte seinen Tod nie verwunden, und nachdem Rusty gefallen war, hatten die Onkel und Tanten sie in einer Anstalt untergebracht.
    Ray streckte einen Finger aus und ließ ihn an den dünnen Metallstäben des Gitters entlanggleiten. »Reden wir von etwas anderem.«
    Mitch nickte zustimmend. Es gab so viel, worüber man reden konnte, aber das gehörte alles der Vergangenheit an. Sie hatten nichts gemeinsam als die Vergangenheit, und die ließ man am besten auf sich beruhen.
    »In einem deiner Briefe hast du erwähnt, daß einer deiner ehemaligen Zellengenossen jetzt Privatdetektiv in Memphis ist«
    »Eddie Lomax. Er war neun Jahre bei der Polizei in Memphis, bevor er wegen Vergewaltigung hier landete.«
    »Vergewaltigung?«
    »So ist es. Er hatte hier einiges auszustehen. Von Vergewaltigern hält man hier nicht sonderlich viel. Und Bullen sind verhaßt. Wenn ich nicht dazugekommen wäre, hätten sie ihn umgebracht Er ist jetzt seit ungefähr drei Jahren wieder draußen. Er schreibt mir regelmäßig. Stellt hauptsächlich Nachforschungen in Scheidungsangelegenheiten an.«
    »Steht er im Telefonbuch?«
    »969-3838. Wozu brauchst du ihn?«
    »Einer meiner Anwaltskollegen hat eine Frau, die fremdgeht, aber er kann es ihr nicht nachweisen. Ist dieser Mann gut?«
    »Sehr gut, behauptet er jedenfalls. Er hat ganz ordentlich verdient.«
    »Kann ich ihm vertrauen?«
    »Soll das ein Witz sein? Sage ihm, daß du mein Bruder bist, dann begeht er sogar einen Mord für dich. Er wird mir helfen, hier herauszukommen, er weiß es nur noch nicht. Du könntest es erwähnen.«
    »Ich wollte, du hörtest damit auf.«
    Ein Wachmann trat hinter Mitch. »Noch drei Minuten«, sagte er.
    »Was kann ich dir schicken?« fragte Mitch.
    »Ich hätte eine große Bitte, wenn es dir nichts ausmacht.«
    »Was du

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