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Die Flamme von Pharos

Die Flamme von Pharos

Titel: Die Flamme von Pharos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Strecke gereist und hatte all die Fährnisse auf sich genommen, um im letzten Moment klein beizugeben. Es ging um das Leben ihres Vaters und um ein uraltes Rätsel – aus Sarahs Sicht war jeder dieser Gründe es wert, dafür alles zu riskieren.
    »Sind Sie bereit?«, erkundigte sich Hulot flüsternd. »Wenn Sie an Land wollen, sollten Sie sich beeilen. Schon in Kürze wird die Sonne aufgehen, und dann …«
    »Schon gut«, unterbrach ihn Sarah und warf einen Blick zum Vordeck, wo einige Matrosen das Beiboot der ›Astarte‹ aufgeblasen hatten.
    »Meine Männer werden Sie an Land bringen«, kündigte Hulot an. »Danach werden Sie auf sich gestellt sein.«
    »Verstanden«, sagte Sarah nur. »Und Sie werden zur Stelle sein, um uns wieder abzuholen?«
    »Versteht sich«, bestätigte Hulot und streckte ihr die Hand entgegen. »Lady Kincaid, für Ihre bevorstehende Unternehmung wünsche ich Ihnen viel Erfolg und alles Glück – Sie werden es brauchen, glauben Sie mir.«
    »Ich danke Ihnen.«
    »Es war mir eine Ehre, Sie an Bord gehabt zu haben.«
    »Danke«, erwiderte Sarah lächelnd, während sie seine Hand ergriff und sie herzlich schüttelte. »Übrigens hätte ich in der Tat nichts dagegen, wenn mir diese Ehre ein zweites Mal zuteil würde.«
    »Das hoffe ich sehr«, versicherte der Kapitän.
    Sie stiegen vom Turm und eilten zum Vordeck, wo die Matrosen das Floß bereits zu Wasser gelassen hatten. Von den mit Luft gefüllten Säcken getragen, schwamm das Beiboot wie ein Korken und ging auch nicht unter, als Sarah, du Gard und Hingis samt ihrem Gepäck darauf Platz nahmen, gefolgt von zwei Matrosen, die sie mit kraftvollen Paddelschlägen an Land ruderten.
    Da das Submarin unweit eines Landestegs aufgetaucht war, der weit ins Wasser reichte, nahm die Überfahrt nur kurze Zeit in Anspruch. Geschützt vom Zwielicht der Morgendämmerung erreichten Sarah und ihre beiden Gefährten den Steg und kletterten an einer morschen Holzleiter empor. Die Matrosen ruderten mit dem Floß zurück – und Sarah und ihre Leute waren auf sich gestellt.
    »Was nun?«, raunte du Gard Sarah zu, nachdem sie hinter einigen Fässern Zuflucht gesucht hatten, die sich entlang des Steges stapelten.
    »Es wird bald hell«, antwortete Sarah. »Wir müssen uns eine Zuflucht suchen und dort bis Tagesanbruch warten.«
    »Und dann?«, erkundigte sich Hingis.
    »Werden wir uns in Beduinenverkleidung unter das Volk mischen und mit der Suche nach meinem Vater beginnen.« Sie bedachte den Schweizer mit einem schelmischen Seitenblick. »Kaftan und Burnus werden Ihnen gut stehen, Doktor, da bin ich sicher.«
    »Ich wünschte, ich hätte Ihre Zuversicht«, schnaubte Hingis. »Ihnen ist doch klar, was geschieht, wenn die uns erwischen?«
    »Das hätten Sie sich überlegen sollen, bevor Sie sich entschlossen haben, uns zu begleiten«, beschied Sarah ihm kühl. »Kein wissenschaftlicher Ruhm ohne Risiko.«
    »Sei’s drum.« Er rückte seine Brille zurecht, deren Gläser infolge seiner Erregung beschlagen waren.
    »Dann los«, flüsterte du Gard. »Könnt ihr das Lagerhaus dort drüben sehen? Das mit den hohen Fenstern?«
    »Natürlich.«
    »Ich gehe voraus, dann Sarah, zuletzt Monsieur Hingis.«
    »Warum, in aller Welt, muss ich als Letzter gehen?«
    »Sie können auch gerne den Anfang machen, Doktor«, schlug du Gard vor, aber Hingis erweckte nicht den Anschein, als wollte er die Offerte annehmen.
    Nachdem er sich noch einmal vergewissert hatte, dass niemand in der Nähe war, der sie beobachtete, huschte du Gard aus der Deckung. Im Laufschritt eilte er den Landesteg hinab bis zur Kaimauer und von dort zu dem Lager – einem großen Lehmbau mit flachem Dach, dessen Tor weit genug offen stand, um hineinzuschlüpfen.
    Sarah folgte ihm auf dem Fuß, zuletzt kam Hingis. Keuchend erreichte auch er das Lagerhaus und flüchtete sich in das kühle Halbdunkel, wo Sarah und du Gard warteten.
    »Ziehen Sie das an.« Du Gard, der seinen Packsack abgenommen und geöffnet hatte, warf Hingis weite Kleidungsstücke aus weißer Baumwolle zu, die der Gelehrte verdrießlich aus der Luft griff.
    »Ich bin Wissenschaftler«, wetterte er, »und kein verdammter Schauspieler. Was soll dieser Mummenschanz?«
    »Er dient dem Überleben, Doktor«, stellte Sarah klar und wollte sich hinter einen der Kistenstapel zurückziehen, die sich in der Lagerhalle türmten – als sich von draußen ein alarmierendes Geräusch vernehmen ließ.
    Stiefeltritte auf sandigem

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