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Die Flammen der Dunkelheit

Die Flammen der Dunkelheit

Titel: Die Flammen der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyne Okonnek
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Federn. Verblüfft starrte er das schillernde Geschenk an. Konnte Aithreo aus der Ferne Gedanken lesen? In seiner Nachricht hatte Ardal nichts von dem Problem mit der fehlenden Feder erwähnt. Der Platz auf den Rindenstückchen war ungenügend und er brauchte vor allem die Zustimmung zu dem Plan als solchen. Mit den Einzelheiten hätte er Aithreo gar nicht belästigt. Aber nun besaßen sie zumindest genügend Federn und ihre Idee war auch auf Zustimmung gestoßen. Als er dann noch ungesehen nach unten gelangte, hatte er das Gefühl, endlich einmal einen guten Tag zu erleben. Deshalb beschloss er die Suche im Kerker heute lieber zu streichen, er wollte das Glück nicht herausfordern. Er hatte dort in den letzten Monaten sowieso wenig erfahren, und es war ihm bislang nicht gelungen, einen Zugang zu dem abgetrennten Bereich zu entdecken. Sollte es doch eine verborgene Tür mit einem geheimen Mechanismus geben, dann hatte er keine Idee mehr, wie er sie finden könnte.
    Glic war völlig aus dem Häuschen, als Ardal die Federn auspackte. »Jetzt hast du doch eine!«, sagte er zu Dorc und strahlte, als wären damit alle Probleme gelöst.
    »Aber sie sind nicht unsichtbar«, wandte Ardal ein. »Die Soldaten wissen, worauf sie achten müssen.«
    Eine Weile herrschte Stille in der Küche. Glic kaute auf seiner Unterlippe, während er nachdachte. So schnell würde er nicht aufgeben!
    »Wirken sie eigentlich nur, wenn man sie auf der Haut trägt?«, fragte Benen.
    Ardal nickte, aber dann begann er zu zweifeln. Ausdrücklich gesagt hatte das nie jemand, und sie hatten die Federn vorwiegend unter der Kleidung getragen, um sie zu verstecken. »Wir sollten es ausprobieren«, fügte er deshalb hinzu.
    Sie machten verschiedene Versuche mit Dorc und stellten fest, dass die Magie der Feder wirkte, ob er sie auf der Haut, in einer Tasche oder in den Stiefeln verborgen trug. Ardal ärgerte sich, dass er das nicht gewusst hatte. Diese Information war nützlich und hätte vielleicht Leben gerettet, wäre sie allgemein bekannt gewesen. Er nahm sich vor, Aithreo darauf anzusprechen. Sollte es für diesen keine Neuigkeit sein, würde Ardal ihn zur Rede stellen. Es wäre eine sträfliche Nachlässigkeit, solche wichtigen Dinge zu verschweigen. Das erinnerte ihn wieder daran, dass er Glic und Dorc nach wie vor nicht von der siebten Prophezeiung erzählt hatte und welche Rolle sie darin spielten. War jetzt der richtige Zeitpunkt? Falls ja, würde er ihn verpassen, denn er brachte es nicht über sich, den beiden davon zu berichten. Die Sache bedrückte ihn, und er war froh, als er sich endlich zurückziehen konnte.
    Doch sein Schlaf war unruhig und gegen Morgen schreckte er aus einem Albtraum. Benen! Sein Hals von einem Pfeil durchbohrt! Es dauerte, bis Ardal begriff, dass er nur geträumt hatte. Noch ein wenig später wurden ihm mehr und mehr Einzelheiten bewusst. Benen trug die Rüstung eines Wachsoldaten, und dann erinnerte sich Ardal, dass er genau dies schon einmal in einem Traum gesehen hatte. Bevor er noch länger darüber nachdenken konnte, polterte es an der Haustür. Er konnte Rufe hören und wusste, die nächste Durchsuchung brach über sie herein. Würden sie jetzt jeden zweiten Tag kommen? Während er nur halb bekleidet den Flur entlanghastete, fragte er sich, ob die Soldaten das Versteck wohl diesmal ausfindig machen würden. Die Federn fielen ihm ein und Ardal brach der Schweiß aus. Hatten die drei sie mit sich genommen? Er hoffte es inständig, denn sobald er die Soldaten hereingelassen hatte, stand er unter Beobachtung. »Grian sei mit uns«, murmelte er, als er die Klinke in der Hand hielt und die Tür öffnete.
    Die Häscher Jalluths rannten ihn beinahe über den Haufen, als sie in das Haus stürmten. In kürzester Zeit hatten sie das Unterste zuoberst gekehrt und Ardals Habseligkeiten aus den gerade erst wieder aufgestellten Truhen und Schränken gerissen. Wie jedes Mal befragten sie ihn zu Benens Zimmer. Ardal erzählte die immer gleiche Geschichte von dem Sohn, den er zu einem Verwandten aufs Land geschickt hatte, damit das kränkelnde Kind sich erholte. Es hieße doch, dort hätte man ein wenig gesündere Dinge zu essen als hier in der Stadt. Ardal hoffte, dass niemand seine zitternden Knie bemerkte oder ihm die Lügen ansah. Natürlich bemühte er sich, wie gewöhnlich den Toren zu spielen, und vermied peinlich genau jede Andeutung, dass die Bewohner hier Hunger litten. Er wollte nicht den Verdacht erregen, dass er

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