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Die Flammen der Dunkelheit

Die Flammen der Dunkelheit

Titel: Die Flammen der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyne Okonnek
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über das Leben der Wachsoldaten bei und für Glic klang alles nur wundervoll.
    Kaum hatte Ardal die Papiere nach Hause gebracht, waren seine Schützlinge nicht mehr zu halten und auch für Ermahnungen und Ratschläge unzugänglich. Sie wollten nur noch weg. Ardal schien es beinahe, als hätte er wilde Tiere aus einer Falle befreit. Selbst von seinem Sohn konnte er sich nicht in Ruhe verabschieden. Ganz allein blieb er im Haus zurück, umringt von größeren Ängsten und Sorgen als jemals zuvor.

    Der Schlafsaal roch auf eine andere Art muffig, nach durchgeschwitzter Kleidung, zu lange getragenen Stiefeln und ungewaschenen Körpern. Da halfen auch die stets weit geöffneten Fenster wenig, doch Glic störte das nicht. Für ihn war es immer noch besser als der Geruch in dem Erdloch, an das er sich nicht einmal mehr erinnern wollte. Zufrieden saß er auf der Pritsche eines Kameraden und schaute die Karten in seiner Hand an. Das Spiel machte ihm Spaß, und er hatte schnell herausgefunden, wie man die anderen austricksen konnte. Niemand war so fingerfertig wie er, und obwohl alle den Verdacht hatten, dass er sie betrog, konnten sie ihm bislang nichts nachweisen. Aber sie blieben wachsam.
    Dorc hatte sich auf seiner Pritsche ausgestreckt und starrte an die Decke. Ab und zu drang Gelächter zu ihm herüber, doch er achtete nicht darauf. Glücksspiele hatten keinen Reiz für ihn und er konnte auch den Gesprächen kaum etwas abgewinnen. Er war zwar erleichtert, nicht mehr in dem engen Versteck eingepfercht zu sein, aber hier, an diesem Ort, fühlte er sich genauso schlecht. Seine Gedanken wanderten zu Benen, und er fragte sich, wie es dem Freund wohl ergehen mochte. So wie Glic war dieser Bogenschütze geworden, den beiden lag das mehr als der Schwertkampf, den er selbst bevorzugte. Gleich nach der Grundausbildung hatte man sie getrennt. Dorc und Glic waren der angesehenen Palastwache zugeteilt worden und sie erhielten die begehrten Uniformen aus dunkelblauem Tuch. Benen hatte man in die Stadtwache versetzt und er tat dort an einem der Tore seinen Dienst. Obwohl er sich alle Mühe gegeben hatte, war Benen im Innersten kein Krieger. Glic ebenso wenig, aber er hatte die Fertigkeit, andere zu täuschen. Ihn selbst hielten alle für den geborenen Kämpfer, nicht zuletzt durch die gut verheilten Narben auf seinem Körper. Seine ungewöhnlichen Selbstheilungskräfte, auch dies ein Dämonenerbe, trugen dazu bei, dass man die Schwere der einstigen Verletzungen nicht mehr erahnen konnte. Seltsamerweise gingen aber alle davon aus, er hätte die verblassten Narben in Auseinandersetzungen erworben. Dorcs Lippen verzogen sich verächtlich, während er daran dachte. Er hatte inzwischen den Eindruck gewonnen, die Menschen sahen immer nur das, was sie sehen wollten. Vermutlich spürten sie die dunkle Wut in ihm und verstanden sie falsch. Wie konnten sie auch wissen, was ihm angetan worden war und was in ihm vorging, wenn er nun den Ort bewachen musste, der ihm einst Heimat, jedoch kein Schutz gewesen war. Jetzt betrachtete er das Gebäude von außen, wenn er auf den Zinnen der Schutzmauer seinen Dienst tat. Der Ostturm, in dem sein Zimmer gelegen hatte, war verwaist, die Fenster waren offenbar schon vor langer Zeit geborsten.
    Eine grausame Prüfung war der Tag der Vereidigung für ihn gewesen. Er hatte die ebenfalls anwesende Königin nur von Weitem gesehen, aber selbst das war für ihn kaum zu ertragen. Angesichts der verhassten Gestalt war es ihm beinahe unmöglich gewesen, den Treueschwur abzulegen. Wie konnte jemand, der sein Kind, sein eigen Fleisch und Blut, verraten und im Stich gelassen hatte, sich noch so stolz und aufrecht bewegen? Sie würde dafür büßen! Er war sicher, ihr eines Tages nahe genug zu kommen, um Rache zu üben. Sein Leben kannte nur ein Ziel: diesem Weib und dem Erwählten den wohlverdienten Tod zu bringen. Nur das konnte den Hass mildern, der ihn innerlich zerfraß.
    Lautes Geschrei riss ihn aus seinen düsteren Gedanken. »Das geht niemals mit rechten Dingen zu!«, rief einer der Kartenspieler, sprang auf und starrte Glic wütend an. »Du hast betrogen, das kann nicht anders sein!« Die anderen pflichteten ihm bei, und im Nu hatte sich ein Kreis aus wütend durcheinanderredenden Männern um Glic gebildet, der mit unschuldiger Miene auf der Pritsche sitzen geblieben war.
    »Man sollte die Wahrheit aus dir herausprügeln!«, drohte jemand.
    Dieser Satz ließ Dorc auffahren und seinem Freund zu Hilfe eilen. Es war

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