Die Flammen meiner Leidenschaft
gebracht hatte. Flüchtig fragte sie sich, was Susan wollte. Ein Blick auf ihre Miene verriet ihr, dass es etwas Ernstes war. Sie zog ihren Stuhl neben den des Mädchens und setzte sich.
»Bitte nennen Sie mich Ashley. Wie kann ich Ihnen helfen, Susan?«
Susan zitterte sichtlich. Sie verbarg ihre zitternden Hände in den Taschen ihres Rocks und blickte Ashley so flehend an, dass Ashley wusste, dass ihr nicht gefallen würde, was das Mädchen zu sagen hatte.
»Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll.«
»Geht es um meinen Mann und das Ereignis in der vergangenen Nacht?«
Susan nickte. »Mr MacTavish hat Mr Slater nicht angegriffen.«
»Das habe ich auch nie vermutet.«
Tanner wählte diesen Moment, um in den Kreis des Feuerscheins zu treten. Susan sprang von ihrem Stuhl auf und wurde blass. »Vielleicht komme ich besser ein anderes Mal«, sagte sie.
»Nein, bitte bleiben Sie«, bat Ashley. »Wenn es um Tanner geht, hat er ein Recht darauf, es zu hören.«
Tanners Blick flog zu Susan. »Reden Sie nur, Miss«, sagte er freundlich. »Ich möchte hören, was Sie zu sagen haben.«
Susan leckte mit der Zungenspitze über ihre trockenen Lippen. »Nur, wenn sie versprechen, dass es zwischen uns dreien bleibt und niemand sonst es erfährt.«
Ashley hatte Vorbehalte gegen ein solches Versprechen, doch Tanner gab es, ohne zu zögern. »Wir versprechen es.«
Susan wirkte, als stände sie am Rande eines Zusammenbruchs. Es kostete sie offensichtlich gewaltige Mühe, sich zusammenzureißen. »Ich weiß, wer Pratt Slater angegriffen hat. Als ich hörte, wie Sie Captain Cramer sagten, dass Sie den Mörder suchen würden, wusste ich, dass ich versuchen muss, es Ihnen auszureden.«
Ashley war wie betäubt. »Warum? Wollen Sie nicht, dass Gerechtigkeit geschieht?«
Susan lächelte wehmütig. »Gerechtigkeit wäre geschehen, wenn Pratt Slater getötet worden wäre.«
Ashley erstarrte. »Ich verstehe nicht.«
Tanner verstand nur zu gut. »Slater hat Ihnen etwas angetan, Susan, nicht wahr? Leider lebt er immer noch, um anderen Frauen ebenfalls etwas anzutun.«
Susan brach in Tränen aus. »Eines Nachts hat er mich fern der Wagen abgefangen und vergewaltigt. Ich schrie und drohte ihm, es meinen Eltern zu erzählen, aber danach wurde er ganz liebevoll. Er versprach, mich zu heiraten, wenn wir in Oregon ankommen, und ich glaubte ihm. Er wirkte so reumütig, so zerknirscht. Er überredete mich sogar, ihn in zwei oder drei Nächten hinter den Wagen zu treffen.« Sie schluchzte so stark, dass sie kaum sprechen konnte.
»Der Dreckskerl«, sagte Tanner angewidert.
Ashley nahm Susan in die Arme und versuchte, ihr Vertrauen zu gewinnen, damit sie fortfuhr. »Was ist geschehen? Wer hat versucht, ihn zu töten?«
»Vor zwei Wochen sagte ich ihm, dass ich ... schwanger bin.« Sie senkte vor Scham den Kopf. »Ich wollte, dass wir gleich in Fort Bridger heiraten. Er lachte mich nur aus, sagte, dass er nie vorgehabt hätte, mich zu heiraten. Er hätte mich nur benutzt, bis etwas Besseres käme. Ich wollte sterben...«
Ashley empfand Mitgefühl mit dem Mädchen. Sie spürte, dass es Tanner ebenso ging.
»Ich wusste nicht, was ich tun soll«, fuhr Susan unter Tränen fort. »Pa und Ma konnte ich es nicht sagen; es hätte sie umgebracht. So habe ich es meinem Bruder erzählt. Oh, Ashley, es ist alles meine Schuld. Seth ist jung und heißspornig. Er sagte mir, er würde die Angelegenheit klären. Er arrangierte für letzte Nacht ein Treffen mit Pratt hinter den Wagen. Als Seth zurückkehrte, war er so zornig. Ich wusste, dass etwas Schreckliches passiert war. Ich bin sicher, dass Seth versucht hat, Pratt Slater umzubringen.«
Tanner stieß einen Fluch aus. »Warum erzählen Sie uns das?«
»Weil ich Angst hatte, dass Sie die Wahrheit herausfinden und zu Captain Cramer gehen. Mein Bruder ist jung; er hat noch sein ganzes Leben vor sich. Er ist kein kaltblütiger Mörder. Pratt Slater muss etwas gesagt haben, das ihn zur Weißglut getrieben hat.«
Tanner konnte sich gut vorstellen, wie Slater den jungen Seth provoziert hatte. »Hätten Sie geschwiegen und zugelassen, dass man mich aufhängt 0 «
Susan senkte den Kopf. »Ich habe gehofft, dass es nicht dazu kommt. Ich weiß nicht, was ich dann getan hätte. Ich weiß ja nicht einmal, was Seth getan hätte.«
»Gehen Sie zurück zu Ihrem Wagen, Susan. Ich muss mir das durch den Kopf gehen lassen.«
»Sie haben versprochen, es keinem zu erzählen!«
»Ich weiß. Hat Seth Ihnen erzählt,
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