Die Flammen meiner Leidenschaft
dürfen Flamme nicht verärgern. Gib nach, bis der Große Geist dir sagt, was zu tun ist. Du musst auf die Suche nach einer Vision gehen. Du wirst dich geißeln und Tabak in die vier Richtungen anbieten. Der Große Vater wird dir seine Wünsche offenbaren.«
Ashley hatte keine Ahnung, wovon Traumdeuter sprach, aber sie erkannte, dass Rasender Elch darüber alles andere als erfreut war.
»Was ist mit Donnerwolke?« fragte der Häuptling. » Lebt oder stirbt er?«
»Er muss leben.«
»Was hat Traumdeuter gesagt?«, wollte Ashley wissen.
Rasender Elch wandte sich ihr zu, und in seinen dunklen Augen blitzte Zorn. »Er sagt, Donnerwolke wird leben, bis der Große Geist mir seine Wünsche offenbart. Er sagt, der Große Geist ist ärgerlich und muss besänftigt werden. Ich gehe auf die Suche nach einer Vision. Erst wenn der Große Geist mir durch eine Vision antwortet, werde ich zurückkehren.«
Ashley brach vor Erleichterung fast zusammen. Ihr war soeben eine Gnadenfrist gewährt worden. »Sind wir jetzt frei?«, fragte sie hoffnungsvoll.
»Du wirst hier bleiben. Glaube nicht, dass du fliehen kannst, während ich weg bin. Du wirst beobachtet und bewacht. Dir wird nichts geschehen, Flamme. Wenn der Große Geist es will, wirst du immer noch mein sein.«
»Tanner ist mein Ehemann. Ich werde dich an seiner Stelle nie akzeptieren.«
Tanner staunte über Ashleys Mut. Hatte sie denn keinen Verstand? Die meisten Frauen in Gefangenschaft wären längst zu Gehorsam gezwungen worden. Nicht jedoch diese Yankee-Frau. Sie hielt durch und triumphierte und gab sich autoritär, als verfüge sie tatsächlich über eine geheimnisvolle Macht.
»Reicht es dir nicht, dass Donnerwolke leben wird?«, grollte Rasender Elch.
»Donnerwolke gehört mir«, sagte Frühlingsregen zu dem Häuptling. »Du hast ihn mir geschenkt.«
Ashley bedachte sie mit einem verächtlichen Blick und ignorierte sie dann. »Ich bringe meinen Mann in mein Zelt. Wenn du versuchst, mich aufzuhalten, Rasender Elch, werde ich meine Kraft benutzen, um Unglück über dein Volk zu bringen.« Es war natürlich eine leere Drohung, doch das konnte Rasender Elch nicht wissen.
Der Blick, den er ihr zuwarf, war voller Feindseligkeit und stimmte sie nachdenklich. War sie zu weit gegangen? Einen Moment konnte sie Abscheu in den unergründlichen Tiefen seiner dunklen Augen sehen. Sie erkannte, dass es für einen Mann mit dem starkem Stolz des Häuptlings schwierig sein musste, mit einer Frau klarzukommen, die über solch eine Furcht einflößende Macht verfügte.
»Um Gottes willen, provoziere ihn nicht!«, warnte Tanner. »Du hast mehr Mut als Verstand. Er hat gesagt, dass er mich nicht umbringt; belass es dabei.«
Tanner bäumte sich heftig in den Fesseln auf. Vom Regen nass geworden, schnitten die Lederriemen in seine Haut, und Blut rann über seine Handgelenke.
Ashley hob trotzig das Kinn. Sie war weit gegangen und würde jetzt keinen Rückzieher machen. »Wenn du nicht tust, was ich sage, werde ich einen Blitz vom Himmel herabschicken.« O Gott, was hatte sie zu solch einer unerhörten Drohung getrieben?
Ein zischender Laut kam aus Tanners Kehle. »Verdammt, Ashley, du läufst geradewegs auf den Abgrund zu.«
»Ich lasse dich nicht hier zurück, und ich überlasse dich auch nicht Frühlingsregen. Und ich will verdammt sein, wenn ich die Frau von Rasender Elch werde, also halte jetzt die Klappe. Ich habe es satt, unterwürfig zu sein.«
Rasender Elch blickte spöttisch zum Himmel, mehr als skeptisch, dass Ashley die Macht hatte, Blitze herabzuschicken. »Ich fürchte dich nicht, Flamme. Bald werde ich meinen Samen in dich pflanzen, und du wirst mir gehorchen.«
»Nur über meine Leiche«, grollte Tanner zwischen zusammengebissenen Zähnen.
Dann geschah etwas so Unglaubliches, dass Tanner an seinem Verstand gezweifelt hätte, wenn er es nicht mit eigenen Augen erlebt hätte. Ein gewaltiger Donnerschlag krachte, und ein greller Blitz erhellte den Himmel und die Erde. Ashley streckte die Arme zum Himmel, und ein gezackter Blitzstrahl zuckte aus einer drohenden schwarzen Wolke. Fast sofort schlugen Flammen aus einem Tipi, und die Bewohner stürzten in den Regen hinaus. Sowohl Rasender Elch als auch Traumdeuter starrten Ashley in plötzlicher Furcht an. Frühlingsregen war so verängstigt, dass sie schreiend in ihr Tipi rannte.
»Genug, Flamme!«, schrie Rasender Elch. Er zog das Messer aus seiner Scheide und ging vor Tanner in die Hocke. Ashley schrie auf,
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