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Die Flammen von Lindisfarne

Die Flammen von Lindisfarne

Titel: Die Flammen von Lindisfarne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf W. Michael
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Leben kämpfen soll und dass ich sogar warte, bis er sich eine Waffe geholt hat.“
     
    „Kannst du das verstehen? Die sterben wie die Schafe“, sagte Björn so nachdenklich, wie man mit einem wein-umnebelten Hirn noch nachdenken kann.
     
    „Wenn diese Schafe nur nicht so blöken würden“, grunzte der Hammer. „Wenn die toten Seelen der Missetäter diese Gesänge in Helheim hören, dann tauchen sie tief herab in ihre Eiswasser. in denen sie sich wälzen und in das gärende Drachengift, in denen sie sich winden, um diesem Gejaule zu entgehen.“
     
    „Ja, von dieser Kriegsfahrt hatte ich mir mehr versprochen. Vor Allem bessere Beute“, setzte Björn hinzu. „Keine Waffen, kein Metall außer diesem seltsamen, unnützen Gold, das zu weich ist, um es sinnvoll zu verarbeiten.“
     
    „Dazu diese Lederrollen mit den Runen-Zeichen“, knurrte Ragnar. „Nichts, was wir gebrauchen können. Nur welsches Zeug, das sich nicht das Mitnehmen lohnt.“
     
    Mit einem rasenden Wutschrei sprang er zwischen das Chorgestühl und ließ den Hammer kreisen. Björn ließ sich anstecken und half ihm mit seiner Keule, alles kurz und klein zu schlagen. Dann ergriff der Baumfäller eins der Holzteile und hielt es an die Flamme der Kerze. Sofort fing das uralte, vor mehr als einhundertfünfzig Jahren bei der Gründung der Abtei geschlagene, Holz Feuer.
     
    „Loki, höre! Lausche, Lodernder, hierher! “ dröhnte die Stimme Björns, während er die aufflammende Fackel schwang. „ Als schweifende Lohe, als feurige Glut wabere herauf. Wie einst du das Walhall Odins verzehren wirst, so verzehre hier das Walhall des Kreuzgottes. Loki! Loki! Flammender Vater der Vernichtung! Dich hungert nach Holz. Hier sei dein Hunger gestillt! Deine lachende Lust sei leuchtender Tod!“
     
    Machtvoll warf er die Fackel in die Trümmern des Chorgestühls, während Ragnar den Tabernakel erbrochen hatte und die goldenen Kelche herausnahm.
     
    „Noch ein Opfer für Loki!“ schrie er. „Was soll uns dieser Tand?“ Doch Björn war schneller. Im Fluge ergriff er den ersten Goldkelch, bevor er von den Flammen umloht wurde.
     
    „Sei kein Narr, Freund“, brummte er. „Sicher, wir können es nicht brauchen. Aber hast du vergessen, was die Franken für das Metall gezahlt haben. Lass uns mehr davon zusammenraffen. In der Hammerburg werden sie uns Schwerter dafür geben...“
     
    Dann stemmte er sich mit aller Kraft gegen den aus mächtigen Steinen gefügten Altar. Das Schlurfen der rauen Steinplatten vermischte sich mit seinem Keuchen. Ragnar ließ den Hammer und die beiden anderen Goldkelche fallen und kam dem Freund zu Hilfe, während das Feuer bereits vom Chorgestühl zum Deckengebälk hinauf loderte und von dort auf die Bankreihen unterhalb des Altars herunter tropfte, die ebenfalls sofort in heller Lohe standen.
     
    Eine letzte Anstrengung der beiden stärksten Männer von Ringan-Fjord, dann polterte der mächtige Altar die Stufen herab. Der entseelte Leib des Abtes wurde in die auf rauschenden Flammen geschleudert und verging im Feuer.
     
    Ohne sich noch einmal umzuwenden verließen die beiden Wikinger die Kirche. Der Hammer und der Baumfäller waren sich einer guten Tat bewusst...
     
                                                                                        *              *              *
     
    „Gott helfe uns! Die Heiden über uns!“ hallte es durch die Häuser und Stallungen von Lindisfarne. Wilden Tieren gleich durchtobten die Wikinger jeden Gang, jeden Saal und jeden Winkel der Gebäude. Sie rissen das an sich, was ihr Begehren reizte. Und sie zerschlugen in unnützer Wut, was nach ihrem Verständnis nicht zu gebrauchen war.
     
    Wie Schafe einer Herde, in die ein Rudel Wölfe einbricht, wichen die Knechte und Mönche des Klosters zurück. Denn den Nordmännern war es bald langweilig geworden, die wehrlos vor ihnen knienden Mönche zu erschlagen.
     
    Mit dem Speer-Schäften oder dem flachen Blatt ihrer Axt prügelten sie die frommen Brüder aus den Häusern. Vor der Kirche wurden sie zusammengetrieben und auf Befehl des Jarl von einigen jüngeren Krieger mit xen Speeren in Schach gehalten.
     
    Nur wer es wagte, den Eindringlingen Widerstand zu leisten, wurde erbarmungslos niedergemacht. Doch jene mutigen Knechte, die verwundet zusammenbrachen und deren Wunden gering erschienen, wurden ebenfalls hinaus zu den Gefangenen

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