Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Flammende

Die Flammende

Titel: Die Flammende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Kristin; Diestelmeier Cashore
Vom Netzwerk:
schicken. Die Biester dürfen dich nicht zu Gesicht bekommen, meine Liebe. Nimm doch ein wenig Suppe.«
    Fire war dankbar für die Suppe, die das Dienstmädchen in ihre Schale schöpfte, weil es Essen war, das sie nicht schneiden musste. Sie ließ die linke Hand in ihrem Schoß ruhen und überlegte. Schwärme aus Greifvogelmonstern waren ungeduldig. Dieser hier würde höchstens noch eine Woche hier herumschwirren und dann weiterziehen; aber solange er blieb, saßen Archer und sie hier fest. Außer sie ritten in ein, zwei Tagen wieder weg, wenn der nächste Schwung Soldaten eintraf, um seinen Oberbefehlshaber und den König abzuholen.
    Für kurze Zeit verging ihr der Appetit.
    Â»Abgesehen von der Unannehmlichkeit, hier drin eingesperrt zu sein«, sagte Roen, »hasse ich es, die Dächer schließen zu müssen. Unser Himmel ist schon ohne sie finster genug. Mit ihnen ist es einfach erdrückend.«
    Die meiste Zeit des Jahres über lagen Roens Innenhöfe und der Übergang zu den Ställen unter freiem Himmel; aber im Herbst gab es meistens sintflutartige Regenfälle und die Ankunft der Greifvogelschwärme war unvorhersehbar. Daher verfügte die Festung über Segeltuchplanen auf Holzrahmen, die mit Scharnieren versehen waren und über die offenen Flächen gezogen werden konnten, wo sie alle nacheinander einrasteten und so für Schutz sorgten, aber auch dafür, dass Licht nur noch durch die Außenfenster eindringen konnte.
    Â»Mein Vater hält die Glasdächer des Königspalasts ja für übertrieben«, sagte Archer, »aber ich habe genug Zeit unter Dächern wie diesem hier verbracht, um sie zu schätzen zu wissen.«
    Roen lächelte auf ihre Suppe hinab. »Einmal alle drei Jahre hatte Nax auch eine gute Idee.« Unvermittelt wechselte sie das Thema. »Dieser Besuch wird einen gewissen Balanceakt darstellen. Vielleicht können wir uns morgen mit meinen Leuten zusammensetzen, um über die Ereignisse auf euren Ländereien zu sprechen. Sobald die dritte Abteilung eingetroffen und weitergezogen ist, werden wir mehr Zeit haben.«
    Sie vermied es, explizit anzusprechen, woran sie alle dachten. Archer dagegen fragte unumwunden: »Können der König oder der Prinz Fire gefährlich werden?«
    Roen gab nicht vor, ihn nicht zu verstehen. »Ich werde mit Nash und Brigan sprechen und ihnen Fire selbst vorstellen.«
    Archer war nicht beruhigt. »Können sie ihr gefährlich werden?«
    Roen sah ihn einen Augenblick schweigend an und wandte ihren Blick dann Fire zu. Fire sah Mitgefühl darin, möglicherweise sogar die Bitte um Entschuldigung. »Ich kenne meine Söhne«, sagte sie, »und ich kenne Fire. Brigan wird sie nicht mögen und Nash wird sie über die Maßen mögen. Aber sie wird mit beiden fertigwerden.«
    Archer schnappte nach Luft, knallte die Gabel auf den Tisch und lehnte sich mit zusammengekniffenem Mund zurück. Fire wusste, dass die Anwesenheit der Königin der einzige Grund war, warum er nicht sagte, was sie in seinen Augen lesen konnte: Sie hätte nicht mitkommen sollen.
    Ein Funken Entschlossenheit flammte in ihrer Brust auf. Sie entschied, sich Roens Einstellung anzueignen.
    Sie würde sowohl mit dem König als auch mit dem Oberbefehlshaber fertigwerden.
    Aber die Umstände richten sich nun einmal nicht immer nach den menschlichen Absichten und Roen konnte nicht überall zugleich sein. Nach dem Abendessen durchquerte Fire mit Archer auf dem Weg zu den Schlafräumen den zentralen Innenhof, als es passierte. Im selben Augenblick, in dem sie spürte, dass sich Gedanken näherten, flog das Tor auf. Zwei Männer auf Pferden galoppierten herein und ihr Lärm und ihre Anwesenheit füllten sofort den gesamten Raum aus. Von hinten wurden sie von einem großen Lagerfeuer angestrahlt, das vor dem Tor loderte. Archer und alle anderen im Hof fielen auf ein Knie, außer Fire, die vor Entsetzen wie gelähmt dastand. Der Mann auf dem einen Pferd sah genauso aus wie alle Gemälde, die sie je von König Nax gesehen hatte, und der Mann auf dem anderen Pferd war ihr Vater.
    Ihr Bewusstsein stand in Flammen. Cansrel. Im Licht des Feuers glänzte sein Haar silbern und blau, seine Augen blau und schön. Sie starrte in diese Augen und sah, wie sie voller Hass und Zorn zurückstarrten, weil es Cansrel war, der vom Tod zurückgekehrt war, und sie sich

Weitere Kostenlose Bücher