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Die Flammende

Die Flammende

Titel: Die Flammende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Kristin; Diestelmeier Cashore
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würde.«
    Â»Lady, ich verbiete Ihnen, sich selbst die Schuld zu geben. Wirklich, das lasse ich nicht zu.«
    Daraufhin lächelte Fire und streckte Musa das Taschentuch entgegen. »Danke.«
    Â»Es ist nicht meins, Lady. Es gehört Neel.«
    Fire erkannte den Namen eines ihrer Wachmänner. »Neel?«
    Â»Der Oberbefehlshaber hat es Neel abgenommen und mir gegeben, um es Ihnen zu reichen, Lady. Behalten Sie es. Neel wird es nicht vermissen, er hat Tausende. War es ein sehr teures Instrument, Lady?«
    Ja, sicher, das war es. Aber Fires Wertschätzung hatte nie mit dem Preis zu tun gehabt. Sie hatte es geschätzt, weil es ein seltener und eigenartiger Liebesbeweis gewesen war, den es jetzt nicht mehr gab.
    Sie betrachtete Neels Taschentuch. »Es spielt keine Rolle«, sagte sie und wog ihre Worte ab. »Der Oberbefehlshaber hat den Mann nicht geschlagen. Ich habe ihn in Gedanken darum gebeten und er hat es nicht getan.«
    Musa ging auf den offensichtlichen Themenwechsel ein. »Darüber habe ich mich auch gewundert. Er schlägt seine Soldaten grundsätzlich nicht, wissen Sie. Aber diesmal dachte ich, wir bekämen die Ausnahme von dieser Regel zu sehen. Er sah aus, als wolle er den Mann umbringen.«
    Und er hatte sich die Mühe gemacht, ein Taschentuch von einer anderen Wache zu beschaffen. Und er hatte ihre Sorge um ihr Pferd geteilt. Drei Freundlichkeiten.
    Da verstand Fire, dass sie Angst vor Brigan gehabt hatte, davor, dass ihr Herz vom Hass eines Menschen verletzt würde, den sie nicht umhin konnte zu mögen; und außerdem hatten seine Grobheit und Undurchdringlichkeit sie schüchtern gemacht. Schüchtern war sie immer noch. Aber sie hatte keine Angst mehr.
    Den Rest des Tages ritten sie stramm. Als die Nacht hereinbrach, schlugen sie auf einem flachen Felsen ihr Lager auf. Überall um Fire herum wuchsen Zelte und Lagerfeuer aus dem Boden und schienen sich endlos auszudehnen. Ihr kam der Gedanke, dass sie noch nie so weit von zu Hause weg gewesen war. Archer würde sie vermissen, das wusste sie, und das Wissen darum besänftigte ihre eigene Einsamkeit ein bisschen. Wenn er von ihrer Geige erfuhr, würde er fürchterlich wütend werden. Normalerweise ärgerte seine Wut sie, aber jetzt wäre sie ihr willkommen; wenn er hier wäre, könnte sie Stärke aus seiner Leidenschaft ziehen.
    Es dauerte nicht allzu lange, bis die Blicke der am nächsten lagernden Soldaten sie in ihr Zelt trieben. Sie musste immer wieder an die Worte des Mannes denken, der ihre Geige zerstört hatte. Warum brachte Hass Männer so oft dazu, an Vergewaltigung zu denken? Da lag der Schwachpunkt ihrer Macht als Monster. Die Macht ihrer Schönheit konnte einen Mann leicht kontrollierbar machen, aber genauso oft machte sie ihn unkontrollierbar und wütend.
    Ein Monster brachte in allen das Böse zum Vorschein, vor allem ein weibliches Monster, wegen des Begehrens und der unzähligen perversen Wege, auf denen Bösartigkeit zum Ausdruck kommen konnte. Für den Verstand aller schwachen Männer war ihr Anblick eine Droge. Und welcher Mann konnte Hass und Liebe im Drogenrausch richtig einsetzen?
    Die Gedanken von fünftausend Männern drängten auf sie ein.
    Mila und Margo waren ihr ins Zelt gefolgt und saßen, die Hände am Schwert, in ihrer Nähe, schweigend, wachsam und gelangweilt. Fire bedauerte, einen so eintönigen Auftrag darzustellen. Sie wünschte, sie könnte ungesehen zu Small hinausgehen. Sie wünschte, sie könnte Small mit in ihr Zelt nehmen.
    Musa sah zur Tür herein. »Entschuldigen Sie, Lady. Ein Soldat aus dem Spähtrupp ist hergekommen, um Ihnen seine Geige zu leihen. Der Oberbefehlshaber verbürgt sich für ihn, aber er hat gesagt, wir sollen Sie nach Ihrem Eindruck fragen, bevor wir ihn in Ihre Nähe lassen. Er steht direkt vor dem Zelt, Lady.«
    Â»Ja«, sagte Fire überrascht, als sie den fremden Mann zwischen ihren Wachen entdeckte. »Ich denke, er ist harmlos.«
    Harmlos und riesig, wie Fire bemerkte, als sie aus dem Zelt trat. Die Geige sah in seinen Händen aus wie ein Spielzeug; wenn er sein Schwert schwang, musste es wie ein Buttermesser wirken. Aber das Gesicht dieses Baumstamms von einem Mann war ruhig, nachdenklich und sanft. Er senkte den Blick vor ihr und streckte ihr die Geige entgegen.
    Fire schüttelte den Kopf. »Sie sind sehr großzügig«, sagte sie, »aber ich

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