Die Flammende
einen leuchtend weiÃen Innenhof durchquerte, wurde sie Zeugin eines spektakulären Kampfes zwischen einer Gruppe kleiner Kinder auf der einen Seite und Prinz Garans Tochter, leidenschaftlich unterstützt von ihrem Welpen, auf der anderen. Fire erkannte deutlich, dass Garans Tochter als Erste die Fäuste geschwungen hatte; und aus den brodelnden Emotionen in dem Haufen zu schlieÃen, war möglicherweise Fire selbst der Anlass für den Streit gewesen. Hört auf , sagte sie in Gedanken zu den Kindern von der anderen Seite des Innenhofs aus, sofort ; woraufhin alle auÃer Garans Mädchen erstarrten, sich zu ihr umdrehten und dann kreischend in den Palast rannten.
Fire schickte Neel nach einem Heiler und eilte mit ihren übrigen Wachleuten zu dem Mädchen, dessen Gesicht geschwollen war und dessen Nase blutete. »Kind«, sagte Fire, »ist alles in Ordnung?«
Das Mädchen war in eine Auseinandersetzung mit ihrem Welpen verwickelt, der hochsprang und kläffte und sich gegen ihre Hand an seinem Halsband wehrte. »Blotchy«, sagte sie und ging vor ihm in die Hocke, ihre Stimme klang nasal vom geronnenen Blut. »Sitz. Sitz, hab ich gesagt! Aus! Beim Monsterfelsen!« Letzteres, als Blotchy hochsprang und gegen ihr blutiges Gesicht stieÃ.
Fire griff nach dem Bewusstsein des Welpen und beruhigte ihn.
»Na endlich!«, sagte das Kind jämmerlich und lieà sich neben Blotchy auf den Marmorboden sinken. Sie tastete ihre Wangen und Nase ab, zuckte zusammen und strich sich die verklebten Haare aus dem Gesicht. »Papa wird enttäuscht sein.«
Das Kind war Fire gegenüber wie beim letzten Mal geistig ziemlich verschlossen, in erstaunlichem MaÃ, aber Fire hatte genug von den Gefühlen der anderen Kinder erspürt, um deuten zu können, was sie meinte. »Weil du mich verteidigt hast?«
»Nein, weil ich vergessen habe, meine linke Seite zu decken. Er erinnert mich ständig daran. Ich glaube, meine Nase ist gebrochen. Er wird mich bestrafen.«
Es stimmte zwar, dass Garan nicht gerade eine Ausgeburt an Nettigkeit war, aber Fire konnte sich trotzdem nicht vorstellen, dass er ein Kind dafür bestrafen würde, einen Kampf gegen ungefähr acht Gegner verloren zu haben. »Weil dir jemand die Nase gebrochen hat? Bestimmt nicht.«
Das Kind stieà einen klagenden Seufzer aus. »Nein, weil ich angefangen habe. Er sagt, das darf ich nicht. Und weil ich nicht im Unterricht bin. Eigentlich hätte ich jetzt Unterricht.«
»Nun, mein Kind«, sagte Fire und versuchte sich das Lachen zu verkneifen. »Wir haben dir einen Heiler rufen lassen.«
»Es ist einfach zu viel Unterricht«, fuhr das Mädchen fort, das sich nicht besonders für den Heiler interessierte. »Wenn Papa kein Prinz wäre, hätte ich nicht so viel Unterricht. Ich liebe meine Reitstunden, aber der Geschichtsunterricht ist tödlich. Und jetzt wird er mich nie auf seinen Pferden reiten lassen. Ich darf ihnen Namen geben, aber nie auf ihnen reiten, und Onkel Garan wird ihm sagen, dass ich den Unterricht verpasst habe, und Papa wird sagen, dass ich nie auf ihnen reiten darf. Lässt Papa dich je auf seinen Pferden reiten?«, fragte das Mädchen Fire mit tragischem Tonfall, als wüsste sie bereits, dass sie die schrecklichste aller möglichen Antworten erhalten würde.
Aber Fire konnte nicht antworten, weil ihr der Mund offen stand und ihr Verstand noch damit kämpfte, zusammenzubringen, was sie verstanden zu haben glaubte. Dieses Kind mit dunklen Augen und Haaren und einem zerknautschten Gesicht und einem Onkel Garan und einem Prinzen zum Vater und einer ungewöhnlichen Fähigkeit zu geistiger Verschlossenheit. »Ich bin immer nur auf meinem eigenen Pferd geritten«, gelang es ihr zu sagen.
»Hast du seine Pferde gesehen? Er hat sehr viele. Er ist verrückt nach Pferden.«
»Ich glaube, ich habe nur eins kennengelernt«, sagte Fire, immer noch ungläubig. Mühsam begann sie Kopfrechnungen anzustellen.
»War das Big? Big ist eine Stute. Papa sagt, die meisten Soldaten wollen Hengste, aber Big ist furchtlos und er würde sie gegen keinen Hengst der Welt eintauschen. Er sagt, du bist auch furchtlos. Er sagt, du hast ihm das Leben gerettet. Deshalb habe ich dich verteidigt«, sagte sie düster, womit ihr aktuelles Dilemma ihr wieder in den Sinn kam. Sie tastete die Umgebung ihrer Nase ab. »Vielleicht ist sie gar nicht
Weitere Kostenlose Bücher