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Die Flammende

Die Flammende

Titel: Die Flammende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Kristin; Diestelmeier Cashore
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gewährt und ziemlich geistesabwesend auch Fire. Archers Anwesenheit machte ihr nichts aus. Sie konnte nachvollziehen, dass er neugierig war. Nur das Gefühl, dass Clara mit größerer Wahrscheinlichkeit an der Befragung teilnahm, wenn Archer auch da war, machte ihr Sorgen.
    Archer war dieser Tage ruhig, zurückgezogen, seine Gedanken hinter einer verschlossenen Tür versteckt. Seine Verwirrung trat gelegentlich in seinem Verhalten zu Tage. Fire war so nett wie möglich zu ihm, weil sie ihm dankbar dafür war, dass er seinen Hang zu Wutanfällen bewusst unterdrückte, was ihn sicher große Anstrengung kostete. »Wie lange kannst du hier am Hof bleiben?«, fragte sie ihn, um ihm zu zeigen, dass sie nicht wollte, dass er ging.
    Er räusperte sich unbehaglich. »Jetzt, wo die Ernte eingebracht ist, kommt Brocker gut alleine zurecht. Ich könnte einige Zeit hierbleiben, wenn das gewünscht ist.«
    Sie gab ihm keine Antwort, berührte ihn aber am Arm und fragte ihn, ob er am Nachmittag zu den Verhören kommen wollte.
    Sie erfuhr, dass Mydoggs Lieblingswein von einem Weingut aus Pikkia eingeschmuggelt wurde, wo es früh fror und die Trauben bis zum ersten Frost an den Weinstöcken hängen blieben. Sie erfuhr, dass Murgda und ihr Ehemann aus Pikkia, der Erkunder der Meere, angeblich sehr verliebt waren. Schließlich und endlich erfuhr sie etwas Nützliches: den Namen eines großen, dunkeläugigen Bogenschützen, der sehr zielsicher war und inzwischen alt genug, um weiße Haare zu haben.
    Â»Jod«, knurrte ihr Informant. »Hab ihn vor ungefähr zwanzig Jahren kennengelernt. Wir waren zusammen im Verlies des alten Nax, bis Jod rauskam. Er saß da wegen Vergewaltigung ein. Kein Wunder, dass es dort genauso weiterging, so wie die uns da zusammengepfercht haben. Du weißt schon, wovon ich rede, du perverse Monsterhure.«
    Â»Wo ist er jetzt?«
    Es war weder einfach noch angenehm mit diesem Mann. Bei jeder Frage kämpfte er gegen ihren Zugriff an, dann verlor er den Kampf und unterlag beschämt und hasserfüllt. »Woher soll ich das wissen? Ich hoffe, er jagt monsterfressende Hündinnen wie dich. Ich würde ihm gerne dabei zusehen, wie er …«
    Was folgte, war eine so anschauliche Beschreibung einer Vergewaltigung, dass Fire sich ihrer Bösartigkeit nicht entziehen konnte. Aber die Gefangenen, die so mit ihr sprachen, machten sie nur geduldig und eigenartig traurig. Es kam Fire so vor, als hätten sie ein Recht, so zu reden, ihre Worte waren die einzige Verteidigung, die sie gegen Fires Übergriff hatten. Und natürlich waren das die Männer, die ihr gefährlich werden konnten, sollten sie je freigelassen werden, einige von ihnen sogar so gefährlich, dass sie gezwungen war zu empfehlen, sie niemals freizulassen; und das trug nicht dazu bei, ihre Schuldgefühle zu lindern. Sicher, es waren keine Männer, deren Freiheit einen Segen für die Gesellschaft darstellte. Trotzdem wären sie nicht so unmenschlich brutal, wenn Fire nicht vor ihnen säße und sie provozierte.
    Diesem Mann heute erging es schlechter als den meisten anderen, weil Archer plötzlich vortrat und ihn ins Gesicht schlug. »Archer!«, rief Fire aus. Sie wies die Verlieswächter an, den Mann wegzubringen. Das taten sie, nachdem sie ihn vom Boden hochgehoben hatten, wo er benommen und blutend lag. Sobald er weg war, starrte Fire Archer erst ungläubig, dann böse an. Sie war so aufgebracht, dass sie nicht wagte zu sprechen.
    Â»Es tut mir leid«, sagte er mürrisch und riss seinen Hemdkragen auf, als bekäme er keine Luft. »Der hier ging mir stärker unter die Haut als die anderen.«
    Â»Archer, ich kann einfach nicht …«
    Â»Ich habe gesagt, es tut mir leid. Es wird nicht wieder vorkommen.«
    Fire verschränkte die Arme und starrte ihn in Grund und Boden. Nach einer Weile fing Archer tatsächlich an zu lächeln. Er schüttelte den Kopf und seufzte hoffnungslos. »Vielleicht ist es die Aussicht auf dein wütendes Gesicht, die mich dazu bringt, mich immer wieder danebenzubenehmen«, sagte er. »Du bist so schön, wenn du wütend bist.«
    Â»Oh, Archer«, fuhr sie ihn an, »flirte mit jemand anderem.«
    Â»Wenn du es befiehlst«, witzelte er mit einem dämlichen Grinsen im Gesicht, auf das sie nicht gefasst war, so dass sie sich ein Lächeln verkneifen musste.
    Einen

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