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Die Flammende

Die Flammende

Titel: Die Flammende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Kristin; Diestelmeier Cashore
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Augenblick lang war es fast, als wären sie wieder Freunde.
    Ein paar Tage später führte Fire ein ernstes Gespräch mit Archer am Bogenschießstand, wo sie auf der Suche nach Krell mit ihrer Geige hingegangen war. Sie fand Krell dort mit Archer, Hanna und dem König, die alle vier auf Zielscheiben schossen. Hanna bekam von allen Seiten Ratschläge. Sie konzentrierte sich sehr, ihre Füße hartnäckig in den Boden gerammt, einen Miniaturbogen in der Hand, Miniaturpfeile auf dem Rücken, und sie sprach nicht. Das war eine Eigenschaft, die Fire bereits aufgefallen war: beim Reiten, Schwertkampf, Bogenschießen und jedem anderen Unterricht, der sie interessierte, stellte Hanna ihr Geplapper ein und bewies eine erstaunliche Konzentrationsfähigkeit.
    Â»Brigan war früher im Unterricht auch so aufmerksam«, hatte Clara Fire erzählt, »und dann war Roen ganz erleichtert, denn wenn nicht, heckte er garantiert irgendwas aus. Ich glaube, er provozierte Nax absichtlich. Er wusste, dass Nax Nash bevorzugte.«
    Â»War das so?«, fragte Fire.
    Â»O ja. Nash sah besser aus. Und Brigan war in allem anderen besser und ähnelte eher seiner Mutter als seinem Vater, was vermutlich auch nicht von Vorteil war. Na ja, wenigstens fing er nicht dauernd Schlägereien an, so wie Hanna.«
    Ja, Hanna fing Schlägereien an und das konnte nicht daran liegen, dass ihr Vater jemand anderen vorzog. Aber heute prügelte sie sich nicht, und sobald sie weit genug aus ihrer Konzentration auf Pfeil und Bogen aufgetaucht war, um Fire und die Geige zu bemerken, drängte das Mädchen auf ein Konzert und bekam seinen Willen.
    Anschließend ging Fire, ihre Wache im Schlepptau, mit Archer und Nash über den Bogenschießplatz.
    Die gleichzeitige Gesellschaft dieser beiden Männer war amüsant, weil sie sich gegenseitig spiegelten. Beide waren in sie verliebt und brüteten trübsinnig vor sich hin; beide hatten sich damit abgefunden, dass ihre Liebe nicht erwidert wurde, störten sich jedoch an der Anwesenheit des anderen. Und sie bemühten sich nicht besonders darum, irgendetwas davon vor Fire zu verbergen, denn Nashs Gefühle lagen wie üblich offen zu Tage und Archers Körpersprache war unmissverständlich.
    Aber Nash hatte bessere Manieren als Archer, zumindest im Moment, und er war am Hof stärker eingespannt. Als Archers Wahl der Gesprächsthemen ihn immer weniger einschloss, verabschiedete er sich.
    Fire betrachtete Archer, so groß und gut aussehend neben ihr, den Bogen in der Hand. Sie sprach leise. »Du hast ihn mit deinem Gerede über unsere Kindheit im Norden vertrieben.«
    Â»Er begehrt dich und er verdient dich nicht.«
    Â»So wie du mich verdienst?«
    Auf Archers Gesicht erschien ein grimmiges Lächeln. »Ich habe immer gewusst, dass ich dich nicht verdiene. Alles, was du mir je an Zuneigung gezeigt hast, war ein unverdientes Geschenk.«
    Das ist nicht wahr , sagte sie in Gedanken zu ihm. Schon bevor ich laufen konnte, warst du mein treuester Freund.
    Â»Du hast dich verändert«, sagte Archer. »Ist dir bewusst, wie sehr? Je mehr Zeit ich hier mit dir verbringe, desto weniger erkenne ich dich wieder. All diese neuen Leute in deinem Leben und deine Freude an dieser kleinen Prinzessin – und ausgerechnet an ihrem Hund. Und die Arbeit, die du jeden Tag tust – du nutzt täglich deine Macht. Früher musste ich mit dir streiten, damit du sie wenigstens zu deiner Verteidigung eingesetzt hast.«
    Fire schöpfte vorsichtig Atem. »Archer. In den Höfen oder Fluren verändere ich jetzt manchmal die Aufmerksamkeit der Leute, damit sie mich nicht bemerken. Dann komme ich unbehelligt an ihnen vorbei und alle anderen können ohne Ablenkung weiter ihrer Arbeit nachgehen.«
    Â»Du schämst dich nicht mehr für deine Fähigkeiten«, sagte Archer. »Und dein Anblick – du strahlst. Wirklich, Fire. Ich erkenne dich nicht wieder.«
    Â»Aber die Leichtigkeit, mit der ich inzwischen meine Macht einsetze – kannst du verstehen, wie sehr die mich ängstigt, Archer?«
    Archer blieb einen Augenblick mit grimmigem Blick stehen, die Augen auf drei dunkle Flecken am Himmel gerichtet. Der Bogenschießstand war erhöht gelegen und von hier aus hatte man einen weiten Blick über das Meer. Drei Greifvogelmonster kreisten über einem Handelsschiff unter ihnen und Pfeile schnellten von den

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