Die Flieger von Antares - 08
sofort den Unterschied zu den bisherigen Herrschern zeigen mußten. Wir mußten beweisen, daß uns das Wohl der Bevölkerung wirklich am Herzen lag.
Nach kurzer Zeit erschien Chang von den Flügeln. Er kam zu Fuß. Sein lederner Fluganzug war blutbesudelt, und er hielt einen Djangir in der Hand. Als er sich vor unserer langen Tafel im Hof des Stux von Zodjun aufstellte, wirkte er weniger erschöpft als angewidert von seinem Auftrag. Diese Haltung paßte absolut nicht zu einem Merker.
»Nun, Chang von den Flügeln«, sagte ich, kritzelte einige Bemerkungen auf eine Verteilerliste – es ging um Palines, deren Lieferung ich persönlich überwachen wollte – und hob energisch den Kopf. »Du hast eine Nachricht für mich?«
»Aye, Notor Prescot, den wir bald König von Djanduin nennen können. Die letzten Einheiten von Leemköpfen haben sich im heiligen Hof verbarrikadiert. Kov Kytun Kholin Dorn hält sie dort fest. Der verfluchte Rast von Kov Nath Jagdur hat sich erfrecht, dir eine Nachricht zu schicken ...«
Sofort gingen meine Gedanken sieben Jahre zurück zu dem Augenblick, da ich auf Befehl der Herren der Sterne vor der brennenden Schänke aufgetaucht war. Und ich hörte mich brüllen, hörte mich Worte äußern, die mir etwas Luft verschaffen, die Nath Jagdur, Kov von Hyr Khor, unsicher machen sollten. Seine Männer hatten mich mit Stuxes beworfen, und er war mit seinem unheimlich großen Schwert auf mich eingedrungen, das jetzt an meiner Hüfte baumelte. Ich erinnerte mich deutlich an meine Worte:
»Beim Schwarzen Chunkrah, Kov Nath! Wir beiden wollen die Sache im Zweikampf austragen wie echte Horter!«
Und er hatte gelacht und mich belehrt, daß er gar kein Horter sei. Wenn man es genau nimmt, bin ich auch kein Horter. Wenn ich ihn zerstückeln oder erstechen mußte, würde ich es tun – im fairen Kampf genauso wie mit faulen Tricks.
»Ich komme, Chan von den Flügeln.« Ich stand auf, ließ meine linke Hand auf das lange Schwert fallen, das nun eine andere Form hatte. Dann marschierte ich zum heiligen Hof der Kriegergötter.
Chan schüttelte den Kopf.
»Du scheinst Gedanken lesen zu können!«
Kytun kam mir entgegen, zornig, blutbespritzt, kampflustig und auch ein wenig verwirrt.
»Beim Blut des Heiligen Djan-kadjiryon!« brüllte er mir entgegen. »Der Yetch fordert dich zum Kampfe heraus, Dray! Er will einen Zweikampf mit dir!«
»Damit greift er lediglich eine Herausforderung auf, die ich vor sieben Jahren ausgesprochen habe, Kytun«, sagte ich leise. Im Grunde hatte ich keine Lust, mit dem rebellischen Kov zu kämpfen, der sich zum König gekrönt hatte; aber vermutlich kam ich nicht darum herum. Ich wollte es tun im Interesse dieses Landes, das inzwischen zur Heimat für mich geworden war, für das ich Respekt und Liebe empfand. Coper, der mich begleitet hatte, gab seiner Entrüstung Ausdruck. »Wenn er dich umbringt, Dray, wenn er das wirklich schafft ... nun ... dann war alles umsonst. Dann wäre er noch immer der rechtmäßige König, und ...«
»Ich glaube nicht, daß das im Interesse Djanduins läge.«
»Nein – wir müßten ihn dann trotzdem umbringen. Und das Land ...« Kytun wischte sein Schwert ab. »Bei Djang! Die Sache ist bedauerlich! Die Herausforderung ist eigentlich nicht zulässig!«
»Aber sie ist ausgesprochen worden, guter Kytun, und ich nehme sie an. Ist alles vorbereitet?«
»Aye, Dray. Der Kampf findet nach den alten Regeln statt. Mann gegen Mann, und niemand kommt den Kämpfern zu Hilfe, wie immer die Sache auch ausgeht.«
Wenige Minuten später marschierte ich zwischen Arkaden mit herrlich gestalteten Friesen hindurch – eine großartige Arbeit, etwas blaß im Vergleich zu anderen Kunstwerken, die ich auf Kregen schon gesehen hatte. Neue Fackeln wurden gebracht, die ihr Licht in den heiligen Hof der Kriegergötter warfen. Kov Nath saß demonstrativ auf dem Faerling-Thron. Seit unserer letzten Begegnung hatte er sich kaum verändert – nur seine Frisur wirkte etwas ungeordneter. Zahlreiche tote Djangs lagen im Hof herum. Ich merkte mir ihre Position. Es war schon ziemlich dunkel; über uns leuchteten die Sterne mit ungewohnter Helligkeit.
»Mehr Fackeln!« brüllte Kytun.
In einer Art Prozession betrat ich mit meinen Leuten den Hof. Dabei mußte ich daran denken, daß dieser Einmarsch fast dem Beginn eines Kampfes im Jikhorkdun ähnelte, wo wir manches blutige Ritual hatten einhalten müssen.
Weitere Fackeln wurden gebracht. Ihr flackerndes Licht beleuchtete
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