Die Flipflop-Bande
mit ihrem Hip-Hop dran. Zuerst funktionierte die Musikanlage nicht, dann stolperte Liev über ein Kabel. Doch zu guter Letzt klappte alles ganz wunderbar und die drei tanzten, als hätten sie in ihrem Leben nichts anderes gemacht. Als der Applaus aufbrandete, sah Lotte stolz zu ihren Eltern hinüber. Sie saßen nebeneinander und strahlten um die Wette. Ach, bestimmt würde alles wieder gut werden!
Und genau in diesem Moment platzte die Bombe. Es war natürlich keine richtige Bombe, nicht einmaleine Stinkbombe. Aber sie ruinierte die ganze schöne Abschiedsfeier, jedenfalls für Lotte. Denn gerade, als in Lottes verwirrtem Herzen alles friedlich und glücklich war, wurde die Tür aufgerissen und ein kleiner Teufel sprang mitten in den Raum. Ein zotteliges Tier mit schwarzen Haaren, braunem Fell über den Schultern, das Gesicht mit Schminke verschmiert.
»Verflucht seien alle Steinwegkinder!«, schrie das düstere Wesen. Und jetzt erkannte Lotte, dass das kein Teufel war, sondern ein Wolf. Ein Wolf mit glühenden schwarzen Augen, die sie immer wunderschön gefunden hatte. Es war Memoli! Memoli, der Wilde Wolf, der Feind der Flipflop-Bande.
Mit einem Mal wusste Lotte, warum Memoli in ihrer Schule herumgelungert hatte. Es war nicht wegen ihr gewesen, weil er sie gernhatte. Nein, er hatte herausfinden wollen, wann und wo das Fest stattfand. Nur, um es kaputt zu machen! Das war also seine Mutprobe!
Noch während ihr all diese Gedanken durch den Kopf sausten, war Memoli schon wieder aus dem Klassenzimmer verschwunden. Einen Augenblick später sahen sie durch das offene Fenster das zottelige Wesen auf dem Schulhof auftauchen. Dort, wo der Grill stand, auf dem schon die Holzkohle glühte. Und unter dem Tisch lagen die Würstchen in einem Karton gestapelt.
Es dauerte nur wenige Sekunden, dann hatte sich Memoli den Karton geschnappt und rannte damit über den Schulhof zu den Fahrradständern. Da waren ja auch Erkan, Frederik und Anna-Lena! Die Jungs bejubelten Memoli wie einen Helden und klatschten sich mit ihm ab. Und Anna-Lena legte ihm den Arm um die Schultern. Memoli warf den Karton in Anna-Lenas Fahrradkorb und schon sausten die vier auf ihren Rädern davon.
Wie ein Spuk war das gewesen, wie ein schlechter Traum. Lotte, Hanan und Liev und all die anderen im Klassenraum standen noch erschrocken da, als von den Wölfen nichts mehr zu sehen war.
»Das gibt’s doch nicht …« Herr Abisch schüttelte den Kopf. »Wer war das denn?«
Niemand antwortete ihm. Stattdessen brach ein Tumult aus. Alles redete durcheinander und schimpfte und fluchte. Einige Eltern lachten, die fanden das wohl irgendwie komisch. Vielleicht hielten sie das Ganze für ein einstudiertes Theaterstück. Sie standen am Fenster und schienen zu erwarten, dass die Diebe zurückkamen.
Aber sie kamen nicht zurück, weder die Diebe noch die Würstchen. Der 4a blieb nichts anderes übrig, als sich mit den wenigen Schaschlikspießen zu begnügen, die Memoli nicht geklaut hatte. Und mit trockenen Brötchen, Ketchup und Kartoffelsalat. Immer noch gab es einige Erwachsene, die den Überfall für einen witzigen Streich hielten. Aber Lotte nicht. In ihr brodelte und brutzelte die Wut. Die Wut und die Enttäuschung. Diese hinterhältigen Wölfe! Dieser gemeine Memoli! Wie hatte sie nur so auf ihn reinfallen können? Nie im Leben würde sie ihm das verzeihen! Nie!
Das schreit nach Rache
»Lotte, Lotte, das ist doch alles nicht so schlimm.« Mama saß mit Lotte im Wohnzimmer auf dem Sofa, den Arm um ihre Schultern gelegt, und drückte sie an sich. »Es waren doch nur Würstchen. Sicher sollte es ein Spaß sein.«
»War es aber nicht!« Lotte biss sich auf die Unterlippe. »Außerdem ist es schlimm, wenn jemand so ein mieser Heuchler ist.«
Lottes Mutter seufzte. »Trotzdem kannst du jetzt nicht mehr los, Lotte. Es ist ja schon fast dunkel draußen. Und du musst nach all der Aufregung mal zur Ruhe kommen.«
»Aber wir wollen unsere Würstchen zurück. Und wir wollen Rache!«
»Durch Rache wird alles nur noch schlimmer.«
»Na und?!« Lotte stand auf. »Ich rufe jetzt Hanan und Liev an, damit wir einen Plan machen können. Und Fritzi auch.«
Doch natürlich durften auch die anderen drei an diesem Abend nicht mehr raus. Ihnen blieb nichts anderes übrig, als bis zum nächsten Tag zu warten.
Am Samstagmorgen trafen sie sich gleich nach dem Frühstück auf dem Parkplatz des Räuberwalds. Noch auf dem Weg zum Hauptquartier ließ sich Fritzi erzählen, was bei
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