Die Flipflop-Bande
der Feier geschehen war.
Vor Empörung hatte Fritzi ganz schmale Augen. »Vor allem der Fluch!«, sagte sie. »Der ist am schlimmsten. Man darf niemanden verfluchen.«
Hanan zupfte sie am Ärmel ihres T-Shirts. »Was ist denn eigentlich ein Fluch? Was kann denn da passieren?«
Fritzi guckte noch ein bisschen finsterer. »So genau weiß ich das auch nicht«, antwortete sie. »Aber es kann Unglück bringen, wenn man jemanden verflucht.«
Jetzt mischte sich Liev ein. »Meine Mutter sagt, das mit dem Fluch ist Aberglaube und ich soll mir deshalb keine Gedanken machen.«
»Ich glaub auch nicht dran«, meinte Lotte. »Aber es ist trotzdem eine stinkgemeine Sache gewesen. Die ganze Stimmung war im Eimer.«
Sie stapften hintereinander über den schmalen Pfadam Weiher entlang. Vor lauter Unmut schlug Lotte mit einem dünnen Ast den Brennnesseln am Wegesrand die Blätter ab.
»Die können doch auch nichts dafür«, meinte Hanan, die hinter ihr ging.
Da blieb Lotte so plötzlich stehen, dass Hanan fast auf sie draufgelaufen wäre. »Wartet mal«, sagte sie. »Was wollen wir eigentlich in unserem Quartier? Wir müssen zum Hauptquartier der Wölfe. Da haben die doch bestimmt unsere Würstchen versteckt.«
»Und wo ist das?«, fragte Liev.
»Keine Ahnung«, antwortete Lotte.
Fritzi legte den Kopf schief. »Lasst uns doch mal überlegen …« Sie schaute Hanan an. »Hast du nicht mal irgendwas gehört, was uns weiterhelfen könnte?«
»Nein.« Hanan schüttelte den Kopf. »Höchstens …«
Die anderen machten erwartungsvolle Gesichter.
»Erkan hat neulich zu Memoli gesagt: Bis nachher am Platz«, fuhr Hanan fort.
»An welchem Platz?
»Vielleicht der Fußballplatz.«
»Klar, was sonst? Da hängen die doch ständig rum.«
»Aber nicht mehr, seit sie die Bande haben.«
»Wahrscheinlich, weil Anna-Lena Fußball doof findet.«
Hin und her gingen die Sätze, die Fragen und Vermutungen. Und plötzlich kniff Lotte die Augen zusammen, so wie bei einer schweren Matheaufgabe, wenn sie kurz vor der Lösung war.
»Seid mal still!«, rief sie. »Gleich hab ich’s.« Sie reckte die geballte Faust in die Luft. »Ja, ich glaube, ich weiß, wo sie sind!«
»Nun sag schon.«
Lotte grinste. »Also, Anna-Lena hat doch damit geprahlt, dass sie ein total tolles Bandenquartier weiß – ich wette, nur deshalb haben die Jungs sie überhaupt mitmachen lassen. Und Anna-Lena war immer auf dem Minigolfplatz, weil der ihrem Opa gehörte. Hat sie doch auch mit angegeben.«
Hanan zuckte die Schultern. »Aber da kann man schon seit Ewigkeiten nicht mehr spielen. Da ist niemand mehr.«
»Eben! Nur noch das verlassene Kassenhäuschen. Es ist verriegelt, aber vielleicht hat Anna-Lenas Opa noch den Schlüssel. Das wäre doch ein tolles Hauptquartier, oder nicht?«
»Nicht so toll wie unseres«, meinte Liev.
Doch Fritzi klopfte Lotte anerkennend auf den Rücken. »Klar, das könnte es sein! Kennst du den Weg dorthin?«
»Logisch!«
»Dann nichts wie los!«
»Wir flippen, wir floppen!«
»Wir sind nicht zu stoppen!«
Und so liefen die vier Mädchen den Waldweg zurück in den Ort, durch die Schrebergartenanlage und von dort aus zum alten Minigolfplatz. Außer Atem kamen sie an dem Jägerzaun an, der die Bahnen umrahmte.
»Wir müssen uns anschleichen«, meinte Lotte, »von dem Häuschen aus können sie uns bestimmt …«
Weiter kam sie nicht, denn Hanan packte sie am Arm. Jetzt sah auch Lotte, was los war. Das heißt, als Erstes roch sie es: Vor dem baufälligen Kassenhäuschen stand ein selbst gebauter Grill, von dem es nur so qualmte. Auf dem Rost verkokelten die Würstchen. Die leckeren Biowürstchen, die für das Klassenfest bestimmt gewesen waren. Und davor lagen die vier Wölfe im Gras, vollgefressen und satt, wie die Raubtiere nach einem gelungenen Beutezug.
Eine Sekunde brauchten die Flipflop-Mädchen, um sich von dem Anblick zu erholen. Dann sprangen sie johlend über den niedrigen Zaun. Sie hatten keinen Plan, was als Nächstes passieren würde. Doch wenn die Wilden Wölfe nicht im selben Moment aufgesprungen und wie die Hasen davongerannt wären, hätte es sicher eine riesige Keilerei gegeben.
»Abhauen! Schnell!«, hörten sie Frederik brüllen.
»Wir kriegen euch, wir kriegen euch!«, schrie Fritzi.Sie sprintete so los, dass sie Anna-Lena beinahe am Arm erwischt hätte. Aber nur beinahe. Denn im allerletzten Augenblick übersah sie eins der blöden Hindernisse der Minigolfbahn und fiel der Länge nach hin.
»Verdammt!«
Weitere Kostenlose Bücher