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Die Flirtfalle

Die Flirtfalle

Titel: Die Flirtfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vera Juergens
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bereits verflogen, sodass ich nur rätseln konnte, warum ich breit lächelnd aufgewacht war. Justin schlief noch. Der Nachbar von unten fuhr gerade seinen alten Skoda aus der Garage, der von links setzte das Hämmern gegen die Wand fort, während die junge Familie von oben wieder das Nachwuchskriegen übte. Jedenfalls fiel mir keine andere Erklärung für das rhythmische Quietschen ihres Bettes ein. Als ich wenig später fertig geduscht das Schlafzimmer betrat, war Justin wieder dabei, meine Matratze als Trampolin zu missbrauchen.
    „Morgen Schatz! Was machst du denn da?“
    „Mama, ich hüpfe und ich schreie! So wie die Nachbarn!“  Endlich leuchtete mir ein, wo Justin seine Vorliebe fürs Matratzehüpfen herhatte. Noch schlimmer empfand ich aber seine Bemühungen, den Skodanachbarn nachzuahmen. 
    „Schau Mama, ich bin Onkel Werner!“
    Da war es wieder! Als ich Justins verdrehte Augen und die unter der Oberlippe gequetschte Zunge erblickte, spürte ich, wie sich mein Magen verkrampfte.
    „Schatz, tu das nie wieder! Deine Augen können für immer so verdreht bleiben, hörst du?! Nun geh dich bitte anziehen!“
    Justin dachte aber nicht daran, also spielten wir eine Weile Fangen. Irgendwann hatte ich ihn, trug ihn ins Kinderzimmer und zog ihn an.
    ‚Melanie, du bist zu inkonsequent und deine Erziehung ist pädagogisch falsch’, hätte jetzt mein Ex gesagt, aber er war zum Glück nicht mehr hier! Er hatte jetzt die Zwillinge, die seine pädagogisch wertvolle Erziehung ertragen mussten. Wie ich nur diese Unabhängigkeit und Freiheit liebte! 
    „Justin, hör mir bitte zu“, begann ich, da ich wie immer tief in meinem Inneren den Wunsch verspürte, eine vorbildliche Mutter zu sein. „Du weißt, diese Wohnung ist so alt, dass die Fenster klirren, sobald ein Auto die Straße entlang fährt und du weißt, unsere Nachbarn sind, naja, sagen wir ein wenig seltsam. Trotzdem kommt ein Umzug für uns nicht in Frage. Wenn wir uns eine Neubauwohnung nehmen würden, in der die Wände frisch tapeziert und die Nachbarn völlig normal wären, dann dürfte diese schöne Neubauwohnung nur halb so groß sein wie diese hier. Sonst könnte ich die Miete gar nicht bezahlen. Alles klar?“
    Justin sah mich verständnisvoll an.
    „Und die fette Tante Mina, die geht immer so“, sagte
    er plötzlich, sprang auf und begann mit gespreizten Beinen das Kinderzimmer auf und ab zu laufen. „Und jetzt bin ich wieder Onkel Werner!“ Er blieb stehen, drehte sich zu mir und machte wieder das Idiotengesicht.
    Wenig später saßen wir am Frühstückstisch. Ich hatte noch keinen Plan für den Tag. Normalerweise gingen wir mittwochs mit Lisa und den Kindern zum Mutter-Kind-Kreis, aber heute war mir nicht danach. Es war mir auch nicht nach Bikini-Gedrängel, Wespen von mitgebrachten Getränken scheuchen und Schwimmen in vollgepinkelten Gewässern. Ich hatte auch keine Lust, stundenlang auf einem Kinderspielplatz zu verblöden. Eigentlich hatte ich zu gar nichts Lust, außer mich wieder hinzulegen. Dies wäre aber nur dann machbar, wenn ich vorher Justin zu Mutti oder zu Lisa bringen würde. Leider waren beide Möglichkeiten inakzeptabel. Mutti hatte mir den Krieg erklärt, weshalb sie Justin zur Strafe in den nächsten Wochen nicht zu Gesicht bekommen durfte. Lisa war auch schlecht drauf, nachdem ich ihr eröffnen musste, dass ihr Mark den Flirttest nicht bestanden hatte.
    Das Telefon läutete. Diesmal trug ich den Apparat aus der Küche. 
    „Melanie, was macht ihr gerade? Was hältst du davon, heute etwas mit Justin, Viktor und mir zu unternehmen? Das Wetter ist so schön und überhaupt. Ich habe noch genug Urlaub. Sag schon, was hältst du davon?“
    Natürlich hielt ich nichts davon.
    „Mum, es tut mir leid, aber mein Sohn und ich haben für heute schon etwas vor“, sagte ich trocken.
    „Was habt ihr denn vor? Melanie, ich bin in zwanzig Minuten bei euch!“
    Sie legte auf. Ich schaute auf die Wanduhr und gab mir achtzehn Minuten, um mit Justin die Wohnung zu verlassen. Auf dem Küchentisch hinterließ ich einen Zettel mit folgender Botschaft: 
    „Mum, mein Sohn und ich sind leider schon verabredet.
    B itte keine Brathühner. Ab heute gilt in meiner Wohnung auch ein Unterwäsche-Bügelverbot! Der Staub ist bereits gewischt, die Pflanzen versorgt. Bis dann. Melanie.“
    Ich wusste nicht so recht wohin, also fuhr ich zu Lisa. Die große, einträchtige Familie frühstückte gerade auf der Veranda. Ein Dutzend Hände winkte uns energisch

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