Die Flirtfalle
zu.
„Und denk daran: Du bleibst die ganze Zeit an meiner Hand!“, zischte ich in Justins Richtung.
„ Melanie, welch eine schöne Überraschung!“ Lisas Mutter Gina stürzte auf mich zu, küsste meine Stirn, dann meine Wange und schubste mich in einen Stuhl. Gina war Anfang fünfzig, eine nette, energiegeladene Frau, die mir jedes Mal das Gefühl gab, ein fünfjähriges Mädchen zu sein.
„Hallo zusammen. Lasst es euch schmecken!“, sagte ich verlegen in die Runde. „Leo, du?“ Erst jetzt bemerkte ich Leo, der wie ein Familienmitglied mit am Tisch saß.
„Anna und Lisa haben auf einem gemeinsamen Frühstück mit mir bestanden und da ich ein paar Tage Urlaub habe, ließ ich mich breit schlagen.“
„Wir haben gerade von dir geredet!“, sagte Anna. „Leo, erzähl du es!“
„Also Folgendes: Melanie, den Freitag Abend und die Nacht darauf solltest du dir freihalten. Wir gehen auf eine Singleparty - ein Maskenball, den ein Kumpel von mir privat in der Villa seiner Eltern veranstaltet. Die Eltern sind in den Urlaub gefahren und wie der Volksmund so schön sagt: Wenn die Katzen schlafen, tanzen die Mäuse. Ich bin eingeladen und darf ein paar Singles mitbringen. Das Partyreglement lautet: Die Bekleidung sollte unkonventionell sein, sprich nicht im Handel erhältlich, und man sollte eine Ballmaske tragen.“
„Tja, leider bin ich nicht für solche Veranstaltungen zu begeistern. Außerdem habe ich weder eine Ballmaske noch selbstgenähte Klamotten, dafür aber ein kleines Kind, um das ich mich zu kümmern habe“, sagte ich und schaute mich nach Justin um. Er hatte sich aus meiner Hand gelöst und war verschwunden. Wahrscheinlich saß er wieder auf einem Ameisenhaufen oder eine Nacktschnecke kroch gerade über seinen Fuß. Oder er war gerade dabei, in einer klebrigen Schlammpfütze zu baden.
„ Melanie, Kindchen, du wirst selbstverständlich auf diese Party gehen! Du kannst Justin hier lassen. Oben haben wir zwei Gästezimmer frei. Und was die Kleider angeht: Wozu hat die alte Marta eine Nähmaschine?!“
„ Prima! Also Mädels, ich rechne fest mit euch! Nun muss ich aber los, ein paar hundert Sachen erledigen“, sagte Leo und verabschiedete sich von uns, indem er auf den Tisch zu klopfen begann, als wollte er prüfen, ob er aus echtem Holz geschnitzt war.
„Ich weiß, wo man Ballmasken und Stoffreste günstig kaufen kann!“, meinte Lisa.
„Na worauf wartet ihr dann noch? Eure Kinder sind hier gut untergebracht, die Sonne scheint, also ab in die Stadt!“, sagte Gina und begann mit den Händen zu klatschen, als wären wir Kinder, die sie zum Spielen auf den Hof hinausjagen wollte.
Lisas Auto hatte angeblich keinen Sprit mehr, also musste meines als Taxi einspringen. Bevor ich vom Hof fuhr, schaute ich mich nach den Kindern um. Franka und Karin spielten mit den Welpen, während Justin vor dem Schweinestall stand und sich von einer Sau das Händchen beschnüffeln ließ.
„ Lisa, ist was? Heute morgen hast du kein einziges Wort mit mir geredet“, sagte ich.
„Es ist nichts! Ich habe auch schon mit Mark telefoniert.“
„Und weiter? Habt ihr Schluss gemacht?“, fragte ich voller Hoffnung.
„Ach, was! Wie kommst du darauf? Ich schaffe doch keine fünf Minuten, ohne an ihn zu denken.“
„ Lisa, was soll das? Erst lässt du so lange nicht locker, bis ich mich einverstanden erkläre, den Lockvogel zu spielen und nun tust du so, als würde dich Marks Versagen nicht die Bohne interessieren!“
„ Melanie, es tut mir leid. Ich hätte dich da nicht mit hineinziehen sollen. Die ganze Sache mit dem Café war eine Schnapsidee. Mark und ich, wir lieben uns.“
Brrrrrrr. Ich hätte einiges dafür gegeben, um das überhört zu haben. Ein Themenwechsel musste her.
„ Wie dem auch sei. Mädels, das mit dieser Singleparty hört sich echt gut an. Rein hypothetisch könnte ich dort meine Kugelschreiber für einen Euro pro Stück anbieten. Was meint ihr? Wären die Singles bereit, so viel auszugeben? Ich könnte auch kleine Holzherzchen dranhängen und somit aus den langweiligen Schreibern flotte Singlekugelschreiber basteln. Ich könnte sogar zusätzlich kleine Schokoherzchen dran machen und den Preis auf ein Euro fünfzig erhöhen. Was meint ihr?“
„ Melanie, mach du dich ruhig lächerlich, aber lass bitte Anna und mich aus dem Spiel, ja?“, sagte Lisa.
„Hast du die Kugelschreiber im Lotto gewonnen?“, wollte Anna wissen.
„Schön wäre es. Ich habe einer Firma eine Menge
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