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Die Flirtfalle

Die Flirtfalle

Titel: Die Flirtfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vera Juergens
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lief davon. Ich starrte ihm lange nach, bevor ich zu trinken versuchte und mir den Sekt über die Maske kippte. Ich nahm sie ab, um sie mit der Schürze meines Kleides trocken zu wischen. Als ich mich wieder umsah, bemerkte ich in der Ferne wieder den Vampir, dessen Erscheinung mich so sehr irritiert hatte. Plötzlich konnte ich nicht anders, eilte an Hofdamen mit blonden Perücken vorbei, dachte an Muttis Lieblingsweisheit, eine Frau sollte nie einem Mann hinterherlaufen, stellte fest, dass ich verhext war und lief weiter. Ich betrat einen kleinen Raum und sah, wie der Vampir das Tablett mit den leeren Sektgläsern auf einer Theke abstellte. Er drehte sich zu mir um, nahm seine Maske ab und sah mich verwundert an. Es war Mark!
    „Sie? Die Nichtraucherin, die mich fragte, ob ich denn Feuer hätte, weil ihr nichts besseres einfiel, um mich anzusprechen?“ 
    „Ich … Ich war mir nicht sicher, ob Sie es sind … Nun ja … Sie sind es wirklich“, sagte ich stammelnd. 
    „Ja, die Welt ist klein, nicht wahr, äh …“
    „ Melanie.“ 
    „Ja, richtig, Melanie. Ich habe an Sie gedacht!“ Mark kam mir zwei Schritte näher.
    „Ich an Sie auch. Ich wollte Sie sogar anrufen, habe es aber zeitlich nicht mehr geschafft.“ 
    „Das ist sehr bedauerlich. Wirklich schade. Nun, Melanie, amüsieren Sie sich gut. Es wird eine lange Nacht werden!“ Mark war schon im Begriff, davon zu laufen, als ihn meine Stimme davon abhielt.
    „ Mark!“
    Er sah mich wieder an.
    „Ja, Melanie?“
    „Hätten Sie sich wirklich gefreut, wenn ich Sie angerufen hätte?“
    „Sehr sogar!“ Er lächelte. Dann sah er mir tief in die Augen, so tief, dass ich das Gefühl hatte, langsam in Richtung Lampenschirme abzuheben.  
    „ Mark, ich …“
    Er kam mir noch einen Schritt näher. Ich konnte schon sein Rasierwasser riechen.
    „Es ist mir egal, ob Sie verliebt, verlobt, verheiratet oder geschieden sind. Die Sache ist also die: Ich mag Sie irgendwie und eigentlich ist das überhaupt nicht meine Art, wirklich nicht …“, stammelte ich mit einer Stimme, als stünde ich unter Drogen, als Mark mich plötzlich packte und seine Lippen auf meine presste. Nach dem Kuss machte Mark zwei Schritte zurück und sah mich an, als wäre ich ihm nun eine Erklärung schuldig.
    „Wissen Sie, diese Party hier, dieses Kleid und überhaupt alles … Ich komme mir wie eine Giraffe vor, die sich in einem Hühnerstall verlaufen hat“, sagte ich. Mark lächelte mich an. „Am liebsten würde ich mir jetzt ein Taxi bestellen und zurück nach Uganda fahren - dort wo ich auch hingehöre. Das heißt nicht ich, sondern die Giraffe, ich meine, das habe ich jetzt nur so bildlich darstellen wollen“, redete ich weiter und dachte, dass ich besser hätte schweigen sollen. Mark sah mich lange an.
    „Warten Sie hier“, sagte er und lief davon. Ich nutzte die Gelegenheit, mich nach Lisa, Anna und Leo umzuschauen, doch sie waren nach wie vor spurlos verschwunden.
    „Da bin ich wieder!“ Er hatte seine Vampirsachen abgelegt und steckte nun in Jeans und einem Sweatshirt.
    „Kommen Sie, wir hauen ab!“
    Mark führte mich hinaus auf eine Terrasse, von wo aus wir über eine schmale Steintreppe zum Parkplatz hinunterliefen.
    „Lassen Sie uns in die Stadt fahren und etwas trinken gehen. Ich kenne ein hervorragendes Lokal mit Jazzmusik. Sie haben Recht. Wir beide sind auf dies er Party völlig fehl am Platz!“
    Mark blieb vor einem blauen Wagen undefinierbaren Alters stehen und öffnete mir freundlich die Beifahrertür. Es war seltsam. Sobald er die Zündung drehte und losfuhr, bekam ich schlagartig meinen Verstand zurück und fragte mich, was das Ganze eigentlich sollte. Ich ließ mich von einem fast unbekannten Mann, der zufällig die große Liebe meiner Busenfreundin war, abschleppen!
    „Übrigens, ich finde ihr Kleid ganz originell“, sagte Mark. Ich saß völlig verkrampft da, sah starr geradeaus und spürte, wie mich Lisas Macho hin und wieder von der Seite anblickte. Ich hatte diesem Mann ein völlig falsches Bild von mir geliefert. Das Anbaggern im Café hatte ich Lisa zuliebe getan und zu dem Kuss heute Abend war es nur gekommen, weil Marks erotische Ausstrahlung meine Denkfähigkeit lahm gelegt und mich wehrlos gemacht hatte.
    „Sie können die Maske gerne auf dem Rücksitz ablegen“, sagte er. Ich drückte meine verschwitzten Finger noch fester in die Venezianische Maske und blickte aus dem Fenster. Links und rechts nur Wald, die Straße wie leergefegt.

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