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Die Flirtfalle

Die Flirtfalle

Titel: Die Flirtfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vera Juergens
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genießen zu können. Ich gehe mit bescheuerten Klamotten auf Partys, mache dort mit wildfremden Männern herum und schleppe sie ab. Eine depressive Frau wäre niemals in der Lage, derartige Höchstleistungen zu erbringen.
    Die zweite Nachricht war von Lisa:
    „Melanie, Lisa hier! Wenn du denkst, du kannst mir den Abend verderben, dann irrst du dich gewaltig. Anna und ich amüsieren uns prächtig! Das ist die coolste Party in meinem Leben!“
    Weiter ging es mit einer Nachricht von Anna:
    „Melanie, Anna. Das hättest du sehen sollen! Fünf Frauen und fünf Männer, alle mit verbundenen Augen, sitzen sich gegenüber und füttern sich gegenseitig. Einer der Männer bekam einen Löffel Suppe in die Nase, während er seiner Partnerin ein Schnitzel um den Hals schmierte. Kann nicht mehr, hab Bauchweh vor lachen! Ein Mann hält gerade ein Glas Wein vor die linke Brust seiner Partnerin. Melanie, er hat ihr das Glas in den Ausschnitt gekippt!“
    Die letzte Nachricht lautete: „Melanie, Lisa hier. Ha-ha. Aha-ha-ha. Ja, das Paar ist echt zum Schreien komisch! Aha-ha-ha-ha.“
    Unfassbar! Lisa war jetzt schon betrunken! Wie konnten sich nur erwachsene Frauen und pflichtbewusste Mütter so gehen lassen? Ich lief ins Bad, gerade rechtzeitig, um eine Überschwemmung zu verhindern, dann zurück zum Telefon, um Lisa auf ihrem Handy anzurufen. Die Verbindung war gut, zudem gab es keine störende Hintergrundmusik bzw. kein  Hintergrundgelächter, da Lisa gerade auf der Toilette war. Also konnte ich ihr den Sachverhalt erklären. Ich habe mir ein Taxi bestellt, sagte ich, und bin nach Hause gefahren, da mich plötzlich die Angst gepackt hatte, dieses Affentheater mit hintergründiger klassischer Musik würde mein zentrales Nervensystem ruinieren. Daraufhin begann Lisa zu stammeln und zu stottern. Ich konnte aber trotzdem sinngemäß verstehen, was sie mir zu sagen versuchte. Ich wäre eine weltklasse Spielverderberin, mit der Gabe, immer dann, wenn man es nicht erwartet, einen bescheuerten Einfall zu präsentieren, genauso wie ein Patient aus der geschlossenen Psychiatrie, von dem man glaubt wieder gesund zu sein, der aber plötzlich beginnt, seinen Kopf gegen die Wand zu schlagen. Nach einer kurzen Pause, konnte ich meine Sprachlosigkeit überwinden und wünschte Lisa noch viel Spaß, ehe ich wieder auflegte. Der Abend gehörte mir. Eigentlich war ich gerne allein. Man musste eine gewisse geistige Reife erreicht haben, um gerne allein zu sein, dachte ich, während ich in die Badewanne stieg und entspannt meine Augen auf die Zimmerdecke richtete. Ich dachte an Justin und fragte mich, ob er heute eine nackte Schnecke gefunden hatte, ob er lieb war und sich vor dem Essen die Hände gewaschen hatte. Dann dachte ich an Mark. Bei dem Mann war ich unten durch. Oder auch nicht. So genau konnte ich die Lage nicht einschätzen. Ich bin mit Sicherheit die erste Nichtraucherin, die ihn mit „Haben Sie vielleicht Feuer?“ angemacht hatte. Was soll`s. Ich hakte das Thema ‚Mark’ ab und begann mir auszumalen, was Mutti mit ‚Dieser anderen Sache’ gemeint haben könnte. Außer dem Sonntagsessen mit Viktor und einer mehrwöchigen stationären Behandlung meiner „Depressionen“ fiel mir nichts ein. Ich sollte Mutti anrufen. Ich hatte ohnehin vor, mich mit ihr zu versöhnen. Das musste natürlich nicht zwangsläufig heißen, dass sie meinen Sohn in den nächsten zwei Wochen zu Gesicht bekommen würde. Ich sollte sie ruhig noch eine Weile zappeln lassen. Wenn sie mich dann mit Tränen in den Augen anfleht, ihr liebes und wohl bemerkt einziges Enkelkind sehen zu dürfen, dann und nur dann würde ich Justin zu ihr bringen. Als Nächstes musste ich an mein Versprechen denken, das ich Gott gegenüber gemacht habe, von wegen ich würde mir irgendeine Arbeitsstelle suchen. Zum Glück bekam ich jeden Morgen um fünf Uhr die Tageszeitung, in der es hin und wieder Stellenausschreibungen gab. Mutti hatte mir zu Weihnachten ein Jahresabonnement für die örtliche Zeitung geschenkt, mit dem Argument, Leute, die auf die Tageszeitung verzichten, würden sich langsam zu kulturell verkümmerten Volldeppen entwickeln. Also las ich täglich die Zeitung. Die ersten Seiten natürlich nicht, da dort meistens Katastrophenberichte mit dazugehörigen großen Fotos standen, aber hinten die Horoskopseite, sowie die Nachrichten aus der Welt der Reichen und Schönen und das tägliche Feuilleton, das las ich immer.
    Das Badewasser tat mir gut, die himmlische Ruhe

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