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Die Flirtfalle

Die Flirtfalle

Titel: Die Flirtfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vera Juergens
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ein vollständiges Bild von seinem nackten Körper machen konnte, setzte sich endlich wieder hin und fuhr fort:
    „Zweitens: Das Ausziehen der Kleider trägt eine tiefe Symbolik. Es ist so, als würde man, bevor man die Sauna betritt, den persönlichen Alltagsstress ablegen. Außerdem wird durch die Textilfreiheit die in der Alltagswelt durch Kleidung ausgedrückte soziale Hierarchie abgelegt, was ermöglicht, dass sich Menschen aller sozialen Schichten vereint fühlen.“
    Ich dachte an Lisa und daran, dass ich sie jetzt in dieser Situation glatt angerufen hätte, hätte ich nur mein Handy dabei gehabt.
    „In die Saunakammer geht man in unseren Landen splitternackt, nur mit einem Saunatuch als Unterlage“, forderte mich Phili pp nun etwas deutlicher auf, meinen Badeanzug abzulegen. Ich schwieg stur vor mich hin.
    „Ich lag also richtig mit der Annahme, dass dies dein erster Saunabesuch ist?“, fragte er wieder, auf meinen Badeanzug starrend. Ich hielt es nicht mehr aus und ging. Vor der Saunatür blieb ich kurz stehen, drehte mich um und sah Philip p kopfschüttelnd an. Also wirklich. Als ob ich mich jedem dahergelaufenen Esel splitternackt zeigen könnte. Philipp war der erste Exhibitionist, den ich live erleben durfte.
    Um Punkt acht war ich im Restaurant. Justin, Mutti und Viktor saßen schon am Tisch. Sie freuten sich, mich zu sehen und lobten meine neue Frisur. Man könnte mich glatt für eine Frau halten, die voll im Berufsleben stecke, meinte Mutti. Justin bemerkte, ich würde aussehen wie der Vater von Mario aus dem Kindergarten und fragte mich, ob meine Haare wieder wachsen würden oder nicht. Gerade als Mutti den heutigen Tagesablauf ausführlich zu schildern begann, tauchte Philipp auf und setzte sich wieder so an unseren Tisch, als würde er zur Familie gehören. Ich nahm Justin auf meinen Schoß, als wollte ich eventuelle Angriffe von Philipps Seite mit dem Kind abwehren. 
    „Ich möchte mich nur kurz verabschieden. Ich muss gleich zu einem Geschäftsessen. Morgen früh reise ich dann ab.“   
    Philipp sah mich an.
    „ Melanie, ich hoffe, ich werde bald etwas von dir hören“, sagte er und legte mir seine Visitenkarte hin. Ich fand das irgendwie seltsam, zumal ich gar nicht Philipps Typ war und ihn überhaupt nicht ansprach. Ich steckte mir trotzdem die Visitenkarte ein. Man konnte ja nie wissen.
    „Der Mann ist ein Volltrottel“, sagte ich zu Mutti, nachdem Phili pp gegangen war, um Fragen a lá „Kind, habt ihr euch gestern einen netten Abend gemacht?“ erst gar nicht aufkommen zu lassen.
    „Erzähl weiter. Was habt ihr nach dem Spaziergang gemacht?“, fragte ich dann. Als Mutti wieder zu reden begann, war ich in Gedanken bereits bei Mark. Heute Nacht sollte ich ihm seinen Schlaf gönnen, weil: 
    A . Morgen Montag war und berufstätige Menschen ihren Schlaf brauchen.
    B . Ich keine Lust auf Telefonsex hatte.
    C . Ich keine Zukunft mit Mark hatte. 
    Mutti war heute wirklich anstrengend. Sie schilderte herumfuchtelnd und mit einer sich laufend veränderten Stimme den heutigen Tagesablauf.
     
    Die letzten zwei Tage unseres Kurzurlaubes verliefen so wie sich das auch gehörte: Mutter, Vater, Tochter und Enkelkind stürzten gemeinsam von einer Aktivität in die nächste. Nach dem Frühstück folgte ein gemeinsamer Waldspaziergang, danach ein gem einsamer Hallenbad-Aufenthalt, Mittagsessen, Spaziergang zur alten Mühle mit Souvenirkauf, Kaffee- und Kuchenrunde, Familienaufenthalt im Fitnessraum, Spaziergang und Abendessen. Es gab nichts, was ich mir anstrengender vorstellen konnte, als Mutters aktives Erholungsprogramm. 
    Am Abreisetag verlor Viktor kein Wort über meine Zimmerrechnung. Er war ein ungewöhnlicher Mann, der Fingerspitzengefühl besaß und deshalb Mutter nicht die  Rechnung gezeigt hatte. Der Kurzurlaub war ganz nett, trotzdem war ich unendlich froh, dass er nun zu Ende ging.
     

Kapitel 18
     
    Z u Hause angekommen merkte ich, dass mich der Anrufbeantworter anblinkte. Fünf Nachrichten von Lisa, die alle ‚Melanie, wo zum Teufel steckst du?’ oder ähnlich lauteten, sowie eine Botschaft von einem Betrunkenen, der sich bestimmt verwählt hatte. Jedenfalls war folgendes Gedicht zu hören, das mit einer lallenden Stimme vorgetragen wurde:
     
    Liebes Häschen, bist du da?
    Dein großer Bär hier
    Bitte, bitte, bitte, bitte, melde dich
    Melde dich, melde dich, melde dich  
     
    Ich löschte alle Nachrichten und begann die Koffer auszupacken.
    „Mama, was müssen wir

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