Die Flirtfalle
er nicht einmal reden. Allein ihn atmen zu hören reichte schon für ein breites Lächeln auf meinen Lippen aus.
„ Ja, also gut, ich meine, du, was, ich meine natürlich, wo waren wir denn stehengeblieben, oder so. Sag mal, trägst du nachts einen Pyjama oder … ich meine, klar, wie denn?“, sagte ich. Zum ersten Mal in meinem Leben schaffte ich es, ein Gespräch zu führen, ohne richtige Sätze bilden zu müssen. Mark ging es offenbar nicht anders, denn auch seine Sätze ergaben keinen Sinn. Das merkwürdige dabei: Wir verstanden uns trotzdem.
„Äääääh, lass mich mal überlegen. Du wolltest doch von mir wissen, ob ich, äääh, einen Pyjama trage, oder so. Gut möglich, dass ich mir das gerade auch ausgedacht habe, ich meine, klar, das Gespräch muss ja, sozusagen, irgendwie weitergehen, nicht?“
„Klar. Und? Hast du nun einen Pyjama an?“, wollte ich nun wissen.
„Nee, du. Ich, also F olgendes. Wenn es draußen so warm ist oder so, dann braucht doch kein Mensch einen Pyjama und ein Tier schon gar nicht. Und? Was ist mit dir? Was hast du an?“
„ Och, du, ja, gut. Ich habe ein Höschen und ein Hemdchen an.“
„Welche Farben?“
„Das Höschen ist lila, das Hemdchen eigentlich auch.“
„Sind sie durchsichtig?“
„Warum fragst du, ich meine, nun gut, aber du bist da, und ich hier, soll heißen …“
„ Du kleine Spielverderberin, du. Also, sind dein Höschen und dein Hemdchen durchsichtig?“
„Ja. Sehr sogar.“
Mark begann zu knurren.
„Magst du das Hemdchen für mich ausziehen?“
„Mark! Du unverschämter, frecher, unmöglicher …“
„ Melanie, tu es einfach!“
„Schon gemacht!“
„Und nun das Höschen!“
„Fertig!“, sagte ich, obwohl ich mein Höschen natürlich anbehielt.
„Mein kleines, süßes Häschen, liegt nun ganz nackt im Bettchen?“, fragte Mark rhetorisch. Langsam gefiel mir das Spiel. Marks Stimme kam mir so sexy vor, wie noch nie.
„ Hat das Häschen außer streicheln und küssen noch einen Wunsch?“
Ja, den hatte es. Ich überlegte, wie ich meinen Wunsch vornehm zum Ausdruck bringen konnte.
„Du, das Häschen, das hat Hunger und Appetit auf eine schöne, große Karotte!“
Etwas Besseres fiel mir nicht ein, aber die bildliche Darstellung meines Wunsches empfand ich als ziemlich gelungen.
„Ha-ha-ha! Melanie, Kleines, die bekommst du auch. Ich kann sie dir aber leider nicht zuschicken. Nur Selbstabholung erlaubt! Also, wann kann ich mit dir rechnen?“
„Nee, du, das kann ich gar nicht sagen, ich meine, stell dir vor …“ Hier musste ich wieder laut lachen. Keine Ahnung, warum. Langsam hatte ich das Gefühl, mich nicht mehr unter Kontrolle zu haben.
„ Schatz, lass dir da nicht allzu viel Zeit! Karotten werden mit der Zeit schrumpelig, also muss man sie recht zügig verspeisen. Ich meine, du kennst das sicherlich, ja, äääh, und nicht dass du dann sagst, du willst sie gar nicht mehr haben. Oder so.“
„ Aha! Aha-ha-ha-hi!“, machte ich. Im nächsten Augenblick lag ich auf dem Boden und schüttelte mich wieder vor Lachen.
„Melanie, Mensch, das war eine echte Überraschung!“, hörte ich irgendwann Marks Stimme aus dem Hörer. „… mich mitten in der Nacht anzurufen, nur um … Ja, nun sag schon, kann es sein, dass du auf Telefonsex stehst?“
„Wer? Ich?“, rief ich ziemlich fassungslos. Mark lachte so, als hätte ich etwas unglaublich Witziges gesagt. Ich musste natürlich mitlachen. Ein Klopfen an der Tür veranlasste mich dazu, das Gespräch mit Mark schnell zu beenden. Es war der Mann von der Rezeption, der mir mitteilte, dass sich die Hotelgäste aus den benachbarten Zimmern über die wilde Party in meinem Zimmer beschwert hätten.
2:30 Uhr in der Nacht
Ich lag im Bett und versuchte, das merkwürdige Gespräch mit Mark zu verdauen. Eigentlich hatte ich ihn nur angerufen, um ihn bei seinem gemütlichen Techtelmechtel mit Lisa zu stören. Anschließend wollte ich ihm das Aus erklären. Doch so sehr ich mich nun auch anstrengte – an das Gespräch mit Mark konnte ich mich nicht mehr erinnern, wohl aber daran, dass wir beide wahnsinnig viel gelacht hatten. Worüber wusste ich auch nicht mehr. Zum Schluss hatten wir uns über Karotten unterhalten, das wusste ich noch. Wie wir auf dieses Thema gekommen waren, war mir ebenfalls entfallen. Langsam fielen mir Fragmente aus unserem Gespräch wieder ein. Mark hatte gemeint, ich hätte ihn geweckt, um Telefonsex mit ihm zu haben. Danach hatten wir wieder
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