Die Flirtfalle
gleich machen?“ Justin stand vor mir und sah mich mit seinen wunderschönen braunen Augen an.
„Schatz, der Urlaub ist zu Ende, das heißt, wir können wieder tun und lassen was wir wollen.“
„Jaaaa! Können wir zu Franka und Karin fahren? Ich habe Geschenke für sie. Hier .“ Er hielt mir stolz ein paar Shampoofläschchen und Stifte entgegen, die er wahrscheinlich aus dem Hotel hatte mitgehen lassen.
„Schön, dass du an deine Freundinnen gedacht hast. Wenn ich mit dem Auspacken und der Post fertig bin, dann werde ich Lisa anrufen. Nun geh in dein Zimmer spielen.“
Unter den Briefen befand sich auch die Absage zu meiner Bewerbung als bibliothekarische Hilfskraft. Man hätte sich für eine andere der 140 Bewerberinnen entschieden, man wünsche mir aber trotzdem alles Gute für meine weitere berufliche Laufbahn. Das hät te ich mir gleich denken können. Wahrscheinlich waren die meisten Bewerberinnen Frauen mit fettem Gesäß, die eine langjährige Erfahrung als Bibliothekarin aufweisen konnten. Wie soll man da überhaupt mithalten? Die drei Mappen, mit denen ich mich bei verschiedenen Firmen als Bürohilfskraft in Teilzeit beworben hatte, waren ebenfalls mit formellen Absagen zurückgekommen. Zwei Rechnungen und ein Werbebrief, mit dem Hinweis, ich könnte bequem von zu Hause aus zehntausend und mehr Euro im Monat verdienen, waren auch dabei.
Eine Stunde später waren wir bei Lisa. Justin wurde von Karin und Franka jubelnd empfangen und sofort in Richtung Schweinestall gezerrt.
„ Melanie!“ Lisa und ich fielen uns in die Arme. Später zupfte sie an meinen Haaren und meinem neuen Kleid herum, bückte sich, um meine Stöckelschuhe anzufassen, wahrscheinlich um zu prüfen, ob sie echt oder nur aus Pappe waren. Auch Anna und ich begrüßten uns mit zwei Wangenküssen, ohne dabei unsere Wangen wirklich zu berühren.
„Toll siehst du aus! Neue r Haarschnitt, neue Klamotten. Komm, setz dich zu uns! Erzähl!“, rief Lisa aufgeregt.
„Es gibt nicht viel zu erzählen. Mädels, der Urlaub, also, der war … Naja ganz okay. Nichts Überragendes eben. Ich meine, wie hättet ihr euch denn dabei gefühlt? Meine Urlaubstage sahen so aus: schick Essen gehen, aktiv entspannen, faulenzen, Schwimmen gehen, Klamotten einkaufen, Schuhe einkaufen, faulenzen, Fitness machen, spazieren gehen, wieder Essen gehen, faulenzen. Nein, danke. Ich meine, es war schon in Ordnung, ich hätte aber auch gut und gern darauf verzichten können.“
Lisa sah mich schweigend und mit offenem Munde an. Als ich dann auch Annas verdattertes Gesicht erblickte, war mir nicht mehr nach Berichterstattung zumute.
„Nun seid ihr aber dran. Erzählt! Was macht die Liebe?“, sagte ich.
„ Melanie, du Glückspilz! Ich würde einiges dafür tun, um so einen Urlaub erleben zu dürfen!“, sagte Lisa.
„Wem sagst du das? Mein Markus und ich machen Urlaub, wenn überhaupt, dann nur in Pilgerherbergen. Von einer Schwimmhalle oder gar einem Fitnessraum kann ich da nur träumen.“
„Dafür habt ihr beide Glück in der Liebe! Oder Mä dels? Man kann eben nicht alles haben – sagte damals meine Omi schon!“
„Melanie, da hast du auch wieder Recht. Leo ist echt der Hammer! In jeder Hinsicht!“, sagte Anna.
„Und ich bin mit meinem Mark so was von überglücklich!“, sagte Lisa.
Nee, ist klar. Mark. Ich musste schon wieder an ihn denken. Wie erklärt man als Frau einem Mann das Aus?
Kapitel 19
Ein langweiliger Freitag Morgen.
U m acht Uhr brachte ich Justin in den Kindergarten. Wieder zu Hause machte ich mich daran, die Stellenanzeigen der Tageszeitung durchzugehen. Nichts für mich dabei, abgesehen von den drei Anzeigen, in denen Reinigungskräfte gesucht werden. Warum eigentlich nicht? Ich war gerade dabei, gedanklich meine erste Bewerbung als Reinigungskraft zu formulieren, als mich ein heftiger Streit der Nachbarn davon ablenkte. Es war 10:30 Uhr. Türen wurden geknallt, Geschirr gegen die Wand geworfen. Die Frau und ihr Ehemann waren arbeitslos und die jungen Leute stritten oft. Nach dem Streit folgte immer, dem Bettquietschen nach zu urteilen, eine leidenschaftliche Versöhnung. Heute kam mir der Gedanke, dass der Streit womöglich als Liebesvorspiel diente. Je heftiger er war, desto leidenschaftlicher die Versöhnung. Irgendwann setzte das Bettquietschen ein und ich musste mir die Ohren zuhalten, um nicht durchzudrehen.
D ie Post war da – unter anderem ein dicker Umschlag
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