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Die Flirtfalle

Die Flirtfalle

Titel: Die Flirtfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vera Juergens
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gelacht. Verdammt. Die Vorstellung, dass er gerade in diesem Augenblick zusammen mit Lisa im Bett lag, machte mich wahnsinnig. 
     

Kapitel 17
     
    I ch wachte gegen Mittag auf. Als Erstes dachte ich natürlich an Mark und an die seltsame Unterhaltung, die wir heute Nacht geführt hatten. Noch nie im Leben hatte ich in vollkommen nüchternem Zustand so viel dummes Zeug von mir gegeben. Wie dem auch sei. Beim nächsten Mal muss ich dann für klare Verhältnisse sorgen und Mark das Aus erklären. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass ich das Frühstücksbüfett verschlafen hatte. Ich dachte an Justin. Obwohl ich ihn vermisste, war ich Mutter dankbar dafür, dass sie ihn mir hier abnahm. So hatte ich reichlich Zeit, über Mark, mich und das Leben nachzudenken. Justin, Mutti und Viktor waren gerade dabei, das aktive Entspannungsprogramm zu genießen. Wie schön für sie. Und ich? Mit Mark war ich kein Stück weiter gekommen, das grundlegende Nachdenken über das Leben brachte mir bislang auch keine Erleuchtung. Nun ja. Man sollte für den Augenblick leben, hatte ich mal irgendwo gelesen. Ich schleppte mich ins Bad. Als ich dort in den Spiegel sah und meine Dauerwelle erblickte, war ich erst erschrocken, danach gekränkt und schließlich nur noch erfüllt von melancholischen Herbststimmungen. Eine halbe Stunde später saß ich bei meiner Friseurin und erklärte, die ganze Mähne soll nun ab, da sich mein eigenes Kind vor mir fürchtete. Ich sah dann tapfer zu, wie sie die Schere über meinem Kopf schwang. Bald lagen meine kastanienbraunen Haare tot auf dem Boden.
    „Was meinen Sie?“, fragte mich die Friseurin und hielt mir einen Spiegel hin, sodass ich auch meinen fast kahl geschorenen Hinterkopf sehen konnte. 
    „Ja, sehr schön“, sagte ich und versuchte zu lächeln. Während ich später mit einer Beinahe-Glatze zurück zum Zimmer stöckelte, dachte ich, meine Identität verloren oder zumindest die Seiten gewechselt zu haben. Mein Gott, ich sah aus wie eine karrieregeile Emanze! Noch unerträglicher war aber der Gedanke, dass man mich nun glatt für einen Soldaten im Frauenkleid und auf Stöckelschuhen halten könnte. Als ich dann an einem Hotel-Lehrling vorbeilief, der mich von oben bis unten ansah, als wäre ich ein Kleid tragender Transvestit, war ich kurz davor, zurückzulaufen und mir die blonde Perücke zu kaufen, die auf einem der Puppenköpfe im Schaufenster des Friseursalons saß. Meine neue Haartracht machte mir so zu schaffen, dass ich im Hotelzimmer gleich mit der Meditationsübung ‚Atme Ru-He’ loslegte, bei der ich beim Einatmen die Silbe ‚Ru’ – und beim Ausatmen die Silbe – ‚He’ laut aussprechen musste. Die Umsetzung dieser Übung war eine ziemlich bizarre Erfahrung, dennoch machte ich so lange weiter, bis ich irgendwann hungerbedingt zusammenbrach. Leider traute ich mich mit den kurzen Haaren nicht aus dem Zimmer, packte also die Speisekarte, rief die Hotelrezeption an, bestellte mir die viergängigen Menüs 1 und 7 und hoffte, dass diese, trotz winziger Feinschmeckerportionen, meinen Hunger stillen würden.  
    Zwei Stunden später lag ich wieder im Bett, satt und gelangweilt. Mutti, Justin und Viktor waren nicht in ihrem Zimmer und ich hätte wetten können, dass sie gerade diese alberne alte Mühle besichtigten. Ich traute mich nicht, den Fernseher einzuschalten. Im Radio liefen nur die Nachrichten, die mich nicht sonderlich interessierten. Meine Bücher hatte ich wieder eingepackt, um nicht ständig über sie stolpern zu müssen. Nun hatte ich ein echtes Problem: Ich brauchte eine Beschäftigung, um nicht ständig an Mark zu denken bzw. daran, wie ich ihm das Aus erklären sollte. Ich griff nach dem Stapel Briefpapier, der rechts neben dem Fernseher lag, nahm einen Hotelbleistift und schrieb ‚Fünf Tage Schwarzwald’. Die Geschichte, die ich dann verfasste, handelte von diesem Kurzurlaub. In zwei Stunden hatte ich sage und schreibe acht Seiten voll. Plötzlich hatte ich den Einfall, die beschriebenen Erlebnisse in fünf Kurzgeschichten einzubinden und diese an die Zeitungsredaktion zu schicken. Fünf mal sechzig Euro ergab dreihundert Euro. In zwei Stunden hatte ich also dreihundert Euro verdient und zwar mit einer Tätigkeit, die mir Spaß machte und für die ich mich nicht einmal ausziehen musste. Was wohl Lisa gerade macht? Ich musste mit ihr reden und hatte schon den Telefonhörer in der Hand, als mir Folgendes einfiel:
    1. Es war Sonntag und Lisa lag wahrscheinlich

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