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Die Flirtfalle

Die Flirtfalle

Titel: Die Flirtfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vera Juergens
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auf mich zu und führte mich vorsichtig ins Wohnzimmer auf die Couch, als wäre ich eine Neunzigjährige, die unerlaubt ihr Sterbebett verlassen hatte.  
    „Ist jemand gestorben?“, fragte Anna vorsichtig, als ob ich nicht genug hätte.  
    „Mädels, es ist alles in Ordnung. Ich hab mich nur vorhin im Spiegel betrachtet und mich gefragt, ob es finanziell hinhauen würde, wenn ich mein Auto verkaufe und mir mit dem Geld die Nase wegoperieren lasse. Ich meine, nicht die ganze Nase, nur ungefähr die Hälfte. Mensch, seht mich doch an! Ich bin … ich bin … ich bin …“
    Ich versuchte , nicht in Tränen auszubrechen und spürte wie mein Kinn zu zittern begann.
    „ Melanie, was bist du? Was?“, schrie Lisa, während sie an mir rüttelte.
    „Ich bin so was von hässlich!“, sagte ich und brach dann doch in Tränen aus.
    „Ach, komm schon! Mensch, reiß dich gefälligst zusammen! Wie kannst du nur auf die Idee kommen, dein Auto zu verkaufen, um dir die Nase operieren zu lassen! Wie willst du Justin in den Kindergarten bringen und abholen, mich besuchen kommen, Großeinkäufe erledigen und überhaupt. Ohne Auto ist alles Mist!“
    „Wem sagst du das? Ich muss mich seit Monaten mit einem Fahrrad samt nicht abnehmbarem Anhänger blamieren. Melanie, Lisa hat vollkommen Recht. Ohne ein Auto wirst du dein Leben verfluchen!“
    Toll! Eigentlich wollte ich nur hören, dass meine Nase alles andere als kartoffelförmig sei, weshalb ich eine Nasenoperation überhaupt nicht nötig hätte, doch nun hatten mir Lisa und Anna quasi indirekt bestätigt, dass ich sehr wohl eine Nasenoperation nötig hätte, die ich mir nur leider nicht leisten konnte. Ich schenkte mir Rotwein ein und trank ihn auf ex, in der Hoffnung, bald meinen Kummer vergessen zu haben. Wie erwartet legten Lisa und Anna mit Diskussionen über Männer und Sex los und ich musste mir gezwungenermaßen anhören, wie sich die Farbe der Reizwäsche auf das Sexualverhalten eines Mannes auswirkt, warum die viel gelobte Badewanne eigentlich total unbequem für Sex sei und so weiter. Ich startete den DVD-Spieler, in der Hoffnung, der Liebesfilm würde Anna und Lisa davon abhalten, weiterhin über Sex zu quasseln. Erst dachte ich, ich hatte irrtümlich einen Arztfilm erwischt, denn gleich zu Beginn des Filmes sah man eine junge Ärztin, die bei einem Mann einen Gesundheitscheck durchführen musste. Dazu gehörte offenbar auch die Potenzprüfung des Mannes, denn die Ärztin zog den Mann langsam aus und … Himmel!
    „Mädels, das ist ein ganz großes Missverständnis!“ Ich packte die Fernbedienung und versuchte den Film abzubrechen.
    „Lass an!“, riefen Lisa und Anna wie aus einem Munde und rissen mir die Fernbedienung aus der Hand. Verflixt! Man hatte mir versehentlich einen Erotikfilm von dieser unromantischen Sorte ausgehändigt, um nicht zu sagen einen Porno von der ganz schlimmen Sorte. Weitere Patienten standen bereits bei der Ärztin Schlange, obgleich sie noch nicht einmal den ersten abgefertigt hatte. Dabei wollte ich nur den Weltklassiker ‚Pretty Woman’ ausleihen.
    Die Gesichter der Schauspieler waren nicht mehr im Bilde, sodass ich den Vorschlag wagte, wenigstens den Ton leiser zu stellen, da ich empfindliche Nachbarschaft hatte. Lisa und Anna ignorierten mich einfach, weiterhin wie verhext auf den Bildschirm starrend. Ich schenkte mir noch Wein ein. Nach dem dritten Glas bekam ich einen Lachkrampf, der durch die Filmdialoge ausgelöst und durch Lisas Gesichtsausdruck, Annas kirschroten Haare und die Blumen im Gurkenglas immer heftiger wurde.
                   
    Ich wachte auf dem Wohnzimmerboden auf. Lisa und Anna lagen auf der Couch und schnarchten. Ich sah auf die Uhr und erschreckte: In einer halben Stunde musste ich bei Mutti sein! Mein Kopf brummte. Mir war schlecht. Ich war eben viel zu alt für Frauenabende.
    Als ich fertig geduscht und angezogen die Küche betrat, kochte Lisa schon Kaffee.
    „ Melanie! Du siehst furchtbar aus! Komm, setz dich hin! Wie geht es dir denn?“
    „Schlecht. Ich fühle mich so, als hätte ich keinen Kopf, sondern einen hundert Kilogramm schweren Kürbis auf den Schultern.“
    „Kein Wunder. Gestern Abend hast du eine ganze Flasche Wein ausgetrunken, ehe Anna und ich begreifen konnten, was los war. Du warst so was von stockbesoffen! Nun sag schon, was hast du auf dem Herzen?“
    „ Lisa, ich würde gerne mit dir plaudern, aber ich muss los. Mutti erwartet mich. Wir werden zusammen Mittagessen,

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