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Die florentinische Prinzessin

Die florentinische Prinzessin

Titel: Die florentinische Prinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher W. Gortner
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Pulten über unserer Korrespondenz brüteten. »Charles wird nächstes Jahr vierzehn und ist dann fast schon alt genug, um gekrönt zu werden. Alle, Hugenotten wie Katholiken, müssen sehen, dass sie einen fähigen König haben. Wir können all die Städte besuchen, wo es Unruhen gegeben hat, und dafür sorgen, dass die Bestimmungen meines Edikts eingehalten werden.«
    Birago nickte. »Eine sehr gute Idee. Allerdings wird das monatelanges Reisen und enorme Ausgaben bedeuten. Wie wollen wir das bezahlen?«
    »Mit Darlehen natürlich. Die Florentiner Bankiers überhäufen mich mit Kreditangeboten. Ich nehme die Kinder und den Hof mit. Wer weiß, vielleicht kann ich sogar Philipp von Spanien und meine Tochter Elisabeth dazu bringen, uns an der Grenze zu treffen. Ich habe sie seit vier Jahren nicht mehr gesehen. Ein Familientreffen würde uns allen guttun. Und wir sollten damit anfangen, für Charles eine Braut zu suchen. Er wird bald heiraten müssen, und die Cousine Philipps von Habsburg, Isabell von Österreich, wäre genau die richtige Braut für ihn.«
    »Ganz zu schweigen davon, dass sie Eure Allianz mit der kaiserlichen Habsburger Sippe festigen würde.« Birago schmunzelte. »Das wäre in der Tat ein Bravourstück. Andererseits könnte das Verlöbnis des Königs mit einer Katholikin so kurz nach unserem Krieg die Hugenotten aufschrecken. Euch ist doch bewusst, dass Philipp seinen Neffen, Erzherzog Maximilian, dazu ermuntert hat, Lutheraner in seinen österreichischen Territorien zu ergreifen und zu verbrennen. Und da Isabell Maximilians Tochter ist, wird sie zweifellos ebenso intolerant sein wie alle anderen in ihrer Familie.«
    »Wohl wahr.« Kurz überlegte ich. »Nun gut, wir werden den Vorschlag zu dieser Heirat erst erwähnen, wenn die ersten Vereinbarungen getroffen worden sind. Und ich werde den Konnetabel mit der Planung der Route beauftragen. Wie Ihr sagt, werden wir monatelang unterwegs sein, und er ist das letzte Mitglied des Triumvirats. Ich lasse ihn bestimmt nicht hier zurück, sonst schürt er am Ende noch neue Unruhe.«
    Kurz trat Schweigen ein. Dann fragte Birago: »Habt Ihr schon eine Entscheidung über Coligny getroffen?«
    Ich wandte die Augen ab. »Ihr habt das Ergebnis der Untersuchung gehört«, sagte ich leise. »Obwohl die Guises reichlich bestochen haben, hat keiner der Richter Beweise dafür gefunden, dass Méré gedungen worden wäre, um le Balafré zu ermorden. Aber wenn Ihr mich fragt, ob ich ihn zu uns an den Hof einlade, fürchte ich, dass das nicht weise wäre, zumindest nicht im Augenblick.«
    Mit einem deutlich vernehmbaren Seufzer der Erleichterung beugte er sich über seine Papiere. Beizeiten, hatte ich mir selbst versprochen, würde ich mir etwas einfallen lassen, wie ich mit Coligny verfuhr. Aber jetzt noch nicht. Ich brauchte diese Zeit des Abstands von ihm, von der Leidenschaft, die wir zusammen erlebt hatten; ich musste mit meinen eigenen widersprüchlichen Gefühlen zu dem, was zwischen uns geschehen war, ins Reine kommen.
    Birago holte mich in die Gegenwart zurück. »Wann möchtet Ihr zu dieser Reise aufbrechen?«
    »Anfang nächsten Jahres«, entschied ich. »Ich werde Cosimo nach einem günstigen Zeitpunkt fragen. Aber lasst uns jetzt diese Briefe abschließen und dann den Kronrat einberufen. Wir sind auf seine Zustimmung angewiesen; erst danach kann ich anfangen, um Geld zu betteln.«

    Wir feierten Weihnachten in Fontainebleau. Fest entschlossen, mit unserem Ruhm zu prunken, schaute ich nicht aufs Geld. Charles kicherte vor Entzücken, als mit Glocken behängte Falken über die mit Girlanden drapierten Tische hinwegschossen, während Hercule Süßigkeiten in sich hineinstopfte, bis er nicht mehr konnte. Meine Tochter Claude kam aus Lothringen angereist, dem im Nordosten gelegenen Herzogtum ihres Gemahls. Sie war hochschwanger und stellte ein Glück zur Schau, wie man es nur selten bei jungen Ehefrauen sieht. Mit einem seligen Lächeln blieb sie am Tisch sitzen, während Henri und Margot den Tanz des Hofstaats anführten.
    Im Schein der Fackeln passte Margots Satinkleid aufs Trefflichste zu Henris katzengleicher Anmut. Und ich musste Tränen wegblinzeln, als ich in Margots Eleganz und der Raffinesse meines Sohnes ihren Vater und Großvater wiedererkannte. In dieser Nacht empfand ich mich als gesegnet, weil ich den Krieg überlebt hatte und mir das Schlimmste erspart geblieben war. Meine Kinder waren gesund und munter; sie standen für die Zukunft des Hauses Valois.

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