Die florentinische Prinzessin
ihn brachten, und er weinte. Er hat Euch und Charles beschuldigt, ein Massaker angezettelt zu haben, um ihn zum Religionswechsel zu zwingen. Er meinte, Coligny hätte von Anfang an mit seinem Verdacht recht gehabt, dass Ihr ein Komplott geschmiedet hättet, Guise freie Hand zu lassen, damit er jeden Hugenotten in Frankreich ermordet. «
Seine Worte schnürten mir die Kehle zu. »Aber er lebt?«, brachte ich hervor. Und als Birago nickte, wandte ich mich zur Tür. Sie war unverschlossen. Einen Moment später stand ich in Charles’ Schlafkammer.
Der Jagdhund meines Sohnes schlummerte vor der Tür. Als das Kerzenlicht auf mich fiel, fuhr er hoch und knurrte mich an. Hercule lag zusammengerollt und mit tränennassem Gesicht im Alkoven. Bei meinem Anblick quollen ihm die Augen vor Angst schier aus dem Kopf, und er zog die Knie bis zur Brust hoch.
Ich spähte zum Bett hinüber. Charles saß halb aufgerichtet, den Kopf gegen die geschnitzte Umrahmung gelehnt, und hielt Navarra in den Armen. Mit einer Hand drückte er einen Dolch gegen dessen Kehle. Navarras aufgerissene Augen folgten mir. Sein Ärmel war an der Schulter zerfetzt, und auf seinem schwarzen Wams glänzte Blut.
Aus dem Schatten tauchte Margot auf. »Seid Ihr jetzt glücklich?« Sie starrte mich mit vor Wut blitzenden Augen an. »Das wart Ihr! Ihr habt meine Hochzeit in ein Gemetzel verwandelt!«
»Ich … ich habe nichts getan!«, verteidigte ich mich. »Du weißt genau, dass mich keine Schuld trifft!«
»O doch! Ihr wolltet Colignys Tod, und jetzt haben wir alle sein Blut an unseren Händen.«
»Sei still!«, zischte ich und wandte mich dann wieder zu Charles um. »Mein Sohn, bitte. Lass ihn los.«
Charles schüttelte nur den Kopf und verstärkte den Druck auf den Dolch. Eine dünne Blutspur sickerte an Navarras Kehle hinunter. Mein Sohn erschauerte. »Er muss konvertieren, sonst stirbt er. Guise wird ihn töten.«
»Nein! Hör mir zu. Er ist vom gleichen Blut wie wir. Er ist Margots Mann. Guise wird ihm kein Härchen krümmen.«
Charles schlang den Arm noch fester um Navarra. Seine Klinge war jetzt Navarras heftig pochender Halsschlagader so nahe, dass ich an mich halten musste, um mich nicht auf das Bett zu werfen und ihm die Waffe zu entwinden. »Guise hat mir gesagt, dass er ihn kriegen will«, murmelte mein Sohn mit tränenerstickter Stimme. »Er hat gesagt, er sei ein Ketzer und müsse für alles büßen, was seine Glaubensgenossen uns angetan haben. Ich muss ihn retten. Er muss der Häresie abschwören.«
Ich trat noch einen Schritt näher. Der Jagdhund fletschte die Zähne. »Das wird er«, sagte ich. »Das verspreche ich dir. Er wird tun, um was auch immer du ihn bittest. Nur lass es ihn freiwillig tun.«
Charles zögerte. Seine Hand zitterte, sodass die Klinge eine dünne rote Linie in Navarras Haut ritzte. Der Gefangene keuchte auf. »Er muss es laut sagen«, flüsterte Charles. Seine freie Hand schloss sich nun um Navarras Kinn. »Sag es! Sag es, oder ich schlitze dir die Kehle auf, bevor Guise es tut!«
Navarra starrte mich an. In seinen Augen erkannte ich einen derartigen Hass, gepaart mit Machtlosigkeit, dass ich den Anblick kaum ertragen konnte. »Tu es«, forderte ich ihn auf. »Um der Liebe Gottes willen, konvertiere, um dich zu retten.«
Seine Kehle zuckte. Er stammelte: »Ich … ich schwöre allem anderen außer Rom ab. Ich bin ein Katholik!«
Charles sackte in sich zusammen, und der Dolch glitt ihm aus den Fingern. Blitzschnell sprang ich vor und zog Navarra fort von ihm. Benommen richtete er sich auf und taumelte Margot in die Arme. Sie hielt ihn an sich gedrückt und schluchzte, wie ich sie noch nie hatte schluchzen hören. Es war, als wäre unsere ganze Welt zertrümmert worden.
»Du brauchst keine Angst zu haben«, murmelte ich. »Ich werde dich schützen.«
Ein bitteres Lächeln verzerrte Navarras Mund. »So wie Ihr die Tausende geschützt habt, die heute Nacht gestorben sind? Madame, auch wenn Ihr Euch das vielleicht wünscht, diese Nacht wird nie vergessen werden.«
Ich starrte ihm in die eisigen Augen und schwieg. Ich hatte erreicht, was ich mir in dem Moment vorgenommen hatte, als ich beschlossen hatte, meine Tochter mit ihm zu verheiraten. Er würde als Katholik leben; seine Kinder würden als Katholiken geboren und katholisch erzogen werden. Ich hatte unsere Zukunft gesichert und die Hugenotten eines königlichen Führers beraubt.
Doch zugleich wusste ich, dass ich ihn verloren hatte, vielleicht für
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