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Die florentinische Prinzessin

Die florentinische Prinzessin

Titel: Die florentinische Prinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher W. Gortner
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wetteiferten um meine Hand. Euer Vater machte das beste Angebot, aber Henri bedeutet mir nichts.«
    Ihre Augen funkelten. »Natürlich nicht. Er ist Euer Ehemann. Ihr könnt immer noch einen Liebhaber nehmen, wenn Ihr ihm erst Söhne geboren habt. Seht Euch Papa an: Er musste die Schwester Karls des Fünften ehelichen, aber das hielt ihn nicht davon ab, seinem Vergnügen nachzugehen. Er hat seine Petite Bande von Damen, die ihn unterhalten. Das werden wir eines Tages genauso machen.«
    Ich dachte an die Rothaarige, die ich an der Seite des Königs gesehen hatte, und ignorierte die Bemerkung mit dem Kinderkriegen, das im gegenwärtigen Stadium meiner Ehe mehr als unwahrscheinlich war. »Damen?«, fragte ich verschmitzt, und Marguerite kicherte. »Nun, es gibt Frauen, die das vorziehen. Aber ich werde mir lieber ein Dutzend Herren gönnen. Papas Schwester, meine Tante Marguerite, war auch so, bevor sie den König von Navarra heiratete. Sie hatte ein Gefolge von Männern, die an ihren Lippen hingen, ihr Gedichte vortrugen und ihr unsterbliche Liebe schworen.«
    Oh, sie war kühn. Ich fand ihre Hemmungslosigkeit unwiderstehlich. Marguerite zeigte mir mehr von der Welt, als ich je gesehen hatte. Sie stibitzte Bücher aus der privaten Bibliothek des Königs, die verblüffende Geschlechtsakte illustrierten, und schleppte mich mit zu dem Pavillon an Fontainebleaus künstlichem See, wo Liebespaare sich zu Schäferstündchen trafen.
    In den Stachelbeerbüschen kauernd, spähten wir durch die Zweige, während die Bilder, die wir bestaunt hatten, vor unseren Augen lebendig wurden. Ich wusste, dass der Akt, den diese Damen mit den hüftwippenden Herren genossen, das war, was mir in meiner Hochzeitsnacht hätte passieren sollen, und tröstete mich damit, dass ich mir eines Tages einen Liebhaber nehmen würde, wie Marguerite es prophezeit hatte, und endlich selbst diese geheimnisvollen Sehnsüchte des Herzens erfahren würde.

    Doch nicht alles am Hof war Spaß und Spiel. Obwohl mir die Unabhängigkeit gefiel, die mir so viel Zeit ließ, meinem Interesse an den Büchern und Künsten zu frönen, wurde mir bald bewusst, dass es einem als Prinzessin von Frankreich genauso erging wie als Medici: Die Königstöchter mussten stets den Erwartungen an ihren gesellschaftlichen Rang entsprechen. Eines Tages würden auch sie verheiratet werden und an ferne Höfe entschwinden, wo sie als Fremde ihre Nation vertreten würden. Und der Schulraum war ihre Trainingsstätte. Dort verbrachten wir jeden Tag sechs Stunden mit dem Studium der Mathematik, Geschichte, Sprachen, Musik, ja sogar der Mythologie, wie Madeleine mir anfangs erklärte.
    »Und unser Lehrer ist der alte Muffelkatz«, ergänzte Marguerite. »Aber heute habe ich ihm vorgeflunkert, wir hätten Fieber, da bleibt er weg – vor Krankheit fürchtet er sich nämlich fast so sehr wie vor Wasser und Seife.«
    »Muffe? Katz?« Ich wusste nicht recht, ob ich mich verhört hatte. »Wir nennen ihn Muffelkatz«, erläuterte Marguerite, »weil er staubige alte Schlafröcke trägt und vor sich hin mieft wie ein alter Kater.«
    »Aber er ist sehr freundlich«, warf Madeleine ein.
    »Kein Wunder.« Marguerite lachte. »Papa hat ihn aus Flandern hergebracht, um uns zu unterrichten. Er ist Humanist; Papa sagt, die Humanisten sind die besten Lehrer, weil sie den Geist beflügeln, ohne die Gedanken zu unterjochen.«
    »Und eure Brüder?«, wollte ich wissen. »Werden sie auch mit euch unterrichtet?« Ich hatte Henri seit der Hochzeit nicht gesehen und fragte mich, ob von uns erwartet wurde, so entfremdet zu leben wie der König und die Königin. Die heimlichen Ausflüge zum See hatten meine Besorgnis geweckt, dass meine Ehe nicht so war, wie sie sein sollte.
    »Aber nein!«, sagte Marguerite. »Unser Bruder François hat einen eigenen Haushalt und Kronprinzenpflichten. Er besucht uns nur ab und zu.«
    Ich konnte nicht nach Henri fragen. Sie mussten doch annehmen, ich wüsste von seinem Leben, obwohl ich bislang nichts weiter herausgefunden hatte, als dass er viel mit seinem Freund Francis de Guise unternahm und gerne auf die Jagd ging …
    Die Tür zum Schulraum flog auf. Mit überschwänglichen Freudenrufen stürzten die Prinzessinnen auf ihren Vater zu, der sie in die Arme schloss. Nicht zum ersten Mal befiel mich ein Gefühl der Leere; auch wenn ich an François’ Hof wie eines seiner eigenen Kinder empfangen worden war, verstand ich nun, wie es war, einen Vater zu haben. Ich hatte mich nie als

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