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Die florentinische Prinzessin

Die florentinische Prinzessin

Titel: Die florentinische Prinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher W. Gortner
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mich unterm Kinn. »Ich mag keine Rivalen, Kindchen.«
    Ich starrte sie an. »Aber ich … ich bin keine Rivalin. Wie könnte ich das sein?«
    Sie wedelte mit der Hand. »Ihr seid fast fünfzehn. In Eurem Alter galt ich schon als große Begabung.«
    »Aber ich bin nicht wie Ihr. Ich könnte nie mit Euch konkurrieren. «
    Sie zögerte. »Ihr versteht nicht, was ich meine, oder?«
    Ich sank in mich zusammen. »Ich fürchte, nein.«
    Sie setzte sich neben mich, so dicht, dass ich den Duft von Ambra an ihrem Hals roch. »Ich weiß nicht, wie Ihr den Klatsch überhört haben könnt; am Hof wird gemunkelt, da Euer Ehemann Euch verschmäht, würdet Ihr François in Euer Bett locken, um zu beweisen, dass er kein Dummkopf war, Euch hierherzuholen.«
    Ich schrak zusammen. »Er ist mein Schwiegervater! Ich liebe ihn, ja, aber nicht so. Es … es wäre Inzest.«
    »Nur unter Blutsverwandten«, gurrte sie kopfschüttelnd, und eine bemerkenswerte Verwandlung ging mit ihr vor; eben noch die gefürchtete Gegnerin, wurde sie mit ihrem verschmitzten Lächeln plötzlich zu einem vorwitzigen Mädchen. Ich konnte verstehen, wieso François sie anbetete.
    Sie musterte mich mit unverhohlener Neugier. »Ich glaube wirklich, Ihr seid das, was keiner für möglich hält: noch ganz unschuldig. Und ich wurde offenbar getäuscht. Ich glaubte, Ihr wolltet ihn mir wegnehmen. Da wärt Ihr übrigens nicht die Erste.«
    Ich saß wie vom Donner gerührt da. Der Hof verspottete mich. Sie hielten mich für eine vernachlässigte, Ränke schmiedende Ehefrau. Sie tratschten hinter meinem Rücken über mich.
    »Woran denkt Ihr jetzt?«, fragte die Herzogin leise.
    Ich wandte den Kopf ab. Die Stimme versagte mir. Ich fühlte mich einfältig vor so viel Geschliffenheit, und doch verlangte es mich danach, ihr mein Herz auszuschütten.
    Sie seufzte. »Ich verstehe. Nicht alles, was am Hof geredet wird, ist falsch.«
    Sie sprach mit solcher Gewissheit, als sei das Geheimnis mir auf der Stirn eingebrannt; jeder Versuch, zu heucheln, war zwecklos. »Ja«, murmelte ich. »Henri … er hat nichts für mich übrig.«
    »Ach, meine Liebe, kränkt Euch seine Gleichgültigkeit so sehr? Ihr möchtet, dass er Euch liebt, und stattdessen verbringt er all seine Zeit mit seinem Freund Guise und seiner schauderhaften Mätresse.«
    Ein Abgrund tat sich in mir auf. »Er … er hat eine Mätresse? «
    »Aber ja.« Sie wedelte mit der Hand. »Das weiß doch jeder. Obwohl niemand so recht weiß, was sie ihm bedeutet. Eine Zeit lang war sie seine Gouvernante, sie sollte ihn in Fragen der Etikette unterweisen, nachdem er aus Spanien zurück war. Oh, wie er seinen Vater dafür beschimpft hat, dass er ihn weggeschickt hatte! Er nimmt es François immer noch übel; und François war so erzürnt, dass er ihm eine Gouvernante aufzwang, um ihn angemessenes Benehmen zu lehren. Doch ihr Amt endete an seinem dreizehnten Geburtstag, und sie kehrte in ihr Château in Anet zurück. Es heißt, dass er sie dort besucht. Er sagt, er geht auf die Jagd, aber wie viel kann ein Mann denn jagen?«
    Es lief mir kalt über den Rücken. Henri hatte eine Mätresse. Er hielt mich zum Narren. Mit der Zeit , hatte er in Marseille gesagt. Mit der Zeit würden wir lernen, als Mann und Frau zu leben. War es das, was er damit meinte? Dass ich mich mit meinem Los abfinden sollte, während er sich mit seiner früheren Gouvernante verlustierte? Dass ich zum Gegenstand schlüpfriger Spekulationen wurde, weil er unsere Ehe zum Gespött gemacht hatte?
    »Ich dachte, Ihr wüsstet es schon«, setzte die Herzogin hinzu. »Es ist nicht ungewöhnlich für Männer in Henris Alter, in ältere Frauen vernarrt zu sein, aber mit der Zeit gibt sich das von allein. Wenn Ihr erst ein Kind von ihm erwartet, wird er sie vergessen.« Ein boshafter Unterton mischte sich in ihre Stimme. »Bis dahin wird sie sowieso eine alte Schachtel sein.«
    Ich schrak auf. »Wie viel älter als er ist sie denn?«
    »Ach, sie ist mindestens dreiundvierzig. Sie verbirgt es gut, das muss ich zugeben, aber trotzdem ist sie eine Witwe mit zwei erwachsenen Töchtern. Manche nennen sie anziehend; ich kann beim besten Willen nichts Anziehendes an ihr finden. Immer in Schwarz und mit dieser scheußlichen Haube – kalt ist sie, kalt und hart. François sagt, sie hat Münzen als Augen. Er missbilligt ihre Macht über Henri.«
    »Wie heißt sie?«, flüsterte ich voller Furcht, ihren Namen zu hören, als würde sie dann mit einem Schlag vor meinen Augen

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