Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die florentinische Prinzessin

Die florentinische Prinzessin

Titel: Die florentinische Prinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher W. Gortner
Vom Netzwerk:
wie er wird wohl kaum eine ernsthafte Bedrohung darstellen.«
    »Wenn es um die Macht geht, kann sich sogar der übelste Sünder reuig zeigen.«
    »Mit anderen Worten: Er könnte zu einer Waffe der Guises werden.« Nachdenklich setzte ich mich auf den Stuhl. »Gut, fürs Erste können wir davon ausgehen, dass Jeanne nicht die Absicht hat, Antoine zum Hof zu lassen. Wie uns muss auch ihr bewusst sein, dass er ein Recht auf die Regentschaft hat. Da wird sie gewiss nicht wollen, dass ihr Gemahl, der Vater ihres Sohnes, eine Allianz mit den Guises schmiedet, die sie so abgrundtief verachtet, wie das nur eine Hugenottenkönigin kann. Ich glaube einfach nicht, dass das ein Grund zur Sorge ist.« Ich zögerte. »Hat Coligny von sich hören lassen?«
    Ich fragte in beiläufigem Ton, der nichts von meiner gespannten Erwartung preisgab. Doch ich wurde auf eine harte Probe gestellt, als Birago mir antwortete: »Er hat uns geschrieben, dass die Hugenotten sich bereit erklärt haben, bis zur öffentlichen Verkündigung des Edikts Eurer Hoheit auf weitere Kampfhandlungen zu verzichten.«
    »Und zu unserer Bitte, uns am Hof aufzusuchen …?«
    »Das kann er momentan nicht. Seine Frau ist immer noch sehr krank. Er schreibt, er müsse bei ihr bleiben.«
    Ich biss mir auf die Lippe; aus Freude wurde Enttäuschung. Doch bei aller Sehnsucht nach ihm durfte ich nichts anderes erwarten. »Sei’s drum«, sagte ich. »Dann findet die Sitzung ohne ihn statt. Sobald die Fürsten eingetroffen sind, beruft Ihr den Rat ein. Es ist höchste Zeit, dass ich den Guises ihre wohlverdiente Lektion erteile.«

    Ich saß am Stirnende des gewaltigen Eichentischs, als die Fürsten nacheinander Einzug hielten. Ich lächelte sie einen nach dem anderen an, wobei mir insbesondere das energische Nicken des Konnetabels und das seidige Lächeln des Monseigneurs auffielen. Obwohl es ihm nicht behagte, sich am Hof von alten Feinden umgeben zu sehen, wirkte er ganz und gar nicht wie ein Mann, der vorhatte, sich in seine Niederlage zu fügen.
    »Wo ist Euer Bruder, le Balafré, Monseigneur?«
    »Er übersendet sein Bedauern, aber er fühlt sich dazu verpflichtet, unser Parlament über die Vorbereitungen zur Beerdigung unseres verstorbenen Königs zu informieren.«
    »Oh?« Ich erwiderte sein Lächeln. »Er hätte vorher fragen sollen. Ich habe die Nachricht schon vor Tagen höchstpersönlich versandt.«
    Die vornehmen Züge des Kardinals spannten sich an, und die Maske der Versöhnung fiel von ihm ab, um den darunter verborgenen Despoten zu offenbaren. Als mit allen Wassern gewaschener Höfling, dessen Instinkte fürs Überleben geschult waren, wusste er, was als Nächstes kam.
    Die anderen warteten. Mit Birago an meiner Seite, der seine Ledermappe in Händen hielt, verkündete ich: »Ich trauere um meinen Sohn François. Gott hat entschieden, ihn aus unserer Mitte zu nehmen und dieses Königreich einem minderjährigen Monarchen, unserem neuen König, Charles dem Neunten, zu hinterlassen.« Ich hielt inne. Mein Mund war wie ausgetrocknet. Ich nahm einen Schluck von dem verwässerten Wein in meinem Kelch. »Regieren zu lernen erfordert jedoch Zeit, und Frankreich hat, wie meine Fürsten wissen, eine feste Hand dringend nötig. Darum beabsichtige ich, mich zur Regentin zu erklären, bis mein Sohn Charles die Volljährigkeit erreicht.«
    Im wettergegerbten Gesicht des Konnetabels bemerkte ich schadenfrohe Zustimmung; er erfuhr jetzt Wiedergutmachung für seine Verbannung ins Exil durch die Guises, nachdem mein Gemahl gestorben war. Die anderen saßen stumm, fast regungslos da. Sie bereiteten mir keine Sorgen. Der Einzige, bei dem ich mir nicht so sicher war, war der Monseigneur. Auch wenn ich ihn in die Ecke getrieben hatte, konnte er immer noch seine Krallen ausfahren.
    Seine Lippen kräuselten sich. »Ich nehme an, Eure Hoheit wird diesen Rat beibehalten?«
    »Ja, mit einer Ergänzung. Zu geeigneter Zeit wird sich uns Admiral de Coligny anschließen.«
    »Mit Verlaub«, schnurrte Monseigneur, »aber ist er nicht ein Häretiker?«
    »Mein Neffe ist ebenso befähigt wie jeder der hier versammelten Fürsten«, knurrte Montmorency.
    »Seine Befähigung stelle ich nicht infrage«, gab Monseigneur zurück, »sehr wohl aber seine Rolle im Kampf gegen uns.«
    »Jetzt treffe ich die Entscheidungen«, fuhr ich ihm über den Mund. »Coligny wird vorbehaltlich der Zustimmung des Königs im Rat dienen.« Ich ließ den Blick über die Runde schweifen und konnte keine Anzeichen

Weitere Kostenlose Bücher