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Die Flucht der Gauklerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Flucht der Gauklerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Flucht der Gauklerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Neumann
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Blick auf die schlafende Adelheid warf, deren Gesicht im Schein des Feuers, so verweint wie es war, umso mehr dem eines kleinen Kindes glich. Die ihm zulächelnde Elisabeth nahm er gar nicht wahr, sondern wandte sich wieder Johann zu und sagte mit etwas ironischem Unterton:
    » Das verwegenste Ziel, das du dir vorgenommen hast, mein Freund, ist weniger das Anstreben des Ritterstands, als vielmehr die Liebe zu der schönen Adelheid. «
    Johann wurde nur noch betretener. All der am heutigen Tage zur Schau gestellte Mut war wie fortgeweht. Er glich vielmehr einem kleinen Knaben, der beim Obststehlen in Pfarrers Garten ertappt worden war.
    Mit einem Mal tat er Konrad ein wenig leid.
    » Das Fräulein hat heute vom Tod ihres Bruders erfahren « , erzählte er dem Burschen nun, obwohl er eigentlich der Meinung war, dass dies einen solchen Bauernlümmel nichts anging. » Ich werde sie morgen in ein Kloster begleiten, wo sie in aller Heimlichkeit sicher unterkommen kann. «
    Johann blickte nach diesen Worten auf, er hatte Tränen in den Augen.
    » Das ist gewiss das Beste « , sagte er matt.
    » Es gibt noch andere Mädchen « , versuchte Konrad den jungen Kerl zu trösten und merkte selbst, wie plump diese Aussage doch war. Doch woher sollte er, der in Liebesdingen so Unbewanderte, es besser können? » Ja, die unerreichbare Minne. Sie gehört zu einem wahren Ritterleben nun einmal dazu « , fügte er schließlich an und war mit diesem Satz sehr viel mehr zufrieden.
    » Was habe ich da gehört? Minne? « , war plötzlich Reginos freudige Stimme zu vernehmen. Und schon hatte er sich– wie aus dem Nichts kommend– vor den beiden Männern aufgebaut und begann mit ausgebreiteten Armen, frei nach dem berühmten Sänger Walther von der Vogelweide, zu trällern:
    » Ich armer, freudenleerer Mann.
    Wer gab dir, Minne, die Gewalt?
    Ja, wer?
    Wer sagt, dass Minne Sünde sei?
    Nein, Sünde ist sie nicht. «
    Somit war die Ruhe dahin. Konrad kratzte sich ein wenig entnervt am Kopf, und Johann war noch peinlicher berührt als zuvor, schauten doch jetzt alle Übrigen zu ihnen herüber und konnten sich denken, warum Regino ausgerechnet ihm dieses besondere Ständchen gebracht hatte. Der Gaukler jedoch war bester Laune. Er hatte das gute Gefühl, in dem Ritter keine Gefahr mehr für sich und sein Unterfangen sehen zu müssen, und gesellte sich nun zu Konrad, indem er sich ungefragt auf dessen anderer Seite niederließ.
    » Ja, die Minne, die unaussprechlich wunderbare Liebe « , kam er seufzend auf das Thema zurück. » Sie will uns einfach nie in Ruhe lassen. In der Liebe sind wir alle gleich, ob arm, ob reich, ob weltlich, ob geistlich. Einen jeden ergreift sie und führt dazu, dass es ihn empfindlich zwischen den Beinen juckt. « Damit begann er zu kichern wie ein Mädchen und rammte Konrad ein wenig zu freundschaftlich seinen spitzen Ellenbogen in die Seite.
    Dieser räusperte sich vernehmlich und sah zu, dass er das Thema wechselte, denn er verspürte wenig Lust, mit diesem Springinsfeld über derlei Dinge zu reden, und so meinte er: » Sage er mir, Meister Sänger, was genau führt er mit seiner Schar im Schilde? «
    Reginos bis dahin lachendes Gesicht erstarrte für einen kurzen Moment zu einer Fratze, doch das konnte Konrad, der neben ihm saß, nicht sehen. Dann aber fing sich der Gaukler wieder und antwortete: » Ins schöne Mähren wollen wir wandern. «
    » Warum? « , fragte der Ritter knapp.
    » Um dort zu siedeln. « Auch Regino hielt seine Antwort kurz und überlegte krampfhaft, wie nun er auf etwas anderes zu sprechen kommen könnte. Denn er fürchtete, sich auf Glatteis zu wagen, wenn er einem von jenseits der Elbe stammenden, also womöglich ortskundigen Mann, wie dieser Ritter einer war, von seinem vollkommen unvorbereiteten Zug in den Osten berichtete. Zudem hatte er das erst kürzlich stattgefundene Gespräch mit dem neunmalklugen Ulrich noch in unguter Erinnerung. Es war also ratsam, nicht zu viel zu verraten.
    » Ihr wollt in Mähren siedeln? Wie kommt man ausgerechnet auf diesen Gedanken? « Konrad schien verblüfft, was Regino nur noch mehr verunsicherte.
    » Nun… « , begann er zu stottern und sah sich vorsichtig um, zum Glück lauschte ihnen außer Johann niemand. Lediglich Marie schielte noch hin und wieder zu ihnen herüber, doch von ihrer entfernten Warte auf der anderen Seite des Lagerfeuers aus konnte sie gewiss nicht hören, was die Männer da miteinander sprachen.
    » Nun… « , wiederholte Regino. »

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