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Die Flucht der Gauklerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Flucht der Gauklerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Flucht der Gauklerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Neumann
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Nun… man erwartet uns dort. «
    » Wer? « , bohrte der Ritter weiter.
    » Der König von Böhmen höchstselbst! « , mischte sich jetzt Johann ein, woraufhin sich Regino verzweifelt auf die Lippen biss und unruhig mit dem Hintern auf dem Schaffell, das ihm als Sitzunterlage diente, hin- und herrutschte.
    » Der König von Böhmen? « Konrad musste lachen. » euch? «
    Regino rieb sich verzweifelt die Stirn, doch noch bevor er etwas entgegnen konnte, um die Situation zu retten, sprach Johann erneut und redete damit nicht sich selbst, sondern vielmehr ihren Lokator um Kopf und Kragen:
    » Der König hat Meister Regino beauftragt, erfahrene Ackersleute in sein noch wildes, unbestelltes Land zu holen, um den dortigen Menschen, die jüngst noch Heiden gewesen sind, zu zeigen, wie sich die Erträge steigern lassen und wie man erfolgreiche Viehzucht betreibt. Regino besitzt eine Urkunde mit den Siegeln des Königs. Er kann sie Euch zum Beweise zeigen, werter Ritter. «
    In gespielt erwartungsvoller Manier wandte sich Konrad nun zu dem purpurrot angelaufenen Regino um, der jedoch bloß mit den Schultern zuckte und gequält lächelnd krächzte:
    » Hab sie nicht mehr. Verloren. Geklaut. Weg ist sie– die Urkunde. «
    » Oh, nein, das glaube ich nicht. Vorhin noch, als wir unsere Sachen zum Trocknen am Feuer ausbreiteten, da habe ich die Siegel aus deinem Reisebeutel herausbaumeln sehen « , erwiderte Johann, sich über Konrads Schoß zu Regino hinüberbeugend.
    Auch dem Burschen schwante längst, dass der Pfeifer etwas vor der Gruppe zu verbergen hatte. Schon seit dem ersten Tag ihrer gemeinsamen Reise hatten Johann immer wieder Zweifel an der Glaubwürdigkeit des Lokators befallen. Allein sein unbändiges Fernweh und die große Unlust, wieder nach Hause zurückzukehren, hatten ihn seine Bedenken verdrängen lassen.
    » Ha-ha « , lachte Regino zittrig auf. » Da täuschst du dich, guter Johann. Da täuschst du dich. Ein geschäftiger Mann wie ich, der verfügt durchaus über mehr als nur ein Schriftstück. Das, was du da gesehen hast, dabei handelt es sich um… es handelt sich dabei um… um das Gutachten des Grafen von Lippe, der so frei war, für meinen unbestreitbar guten Leumund zu bürgen. «
    Mit dieser Ausrede zufrieden, lehnte Regino sich zurück und purzelte beinahe rücklings in ein Dornengebüsch– fing sich aber, mit den Armen wedelnd, wieder und grinste Konrad selbstsicher an, bevor er Johann heimlich einen bitterbösen Blick zuwarf.
    » Ich möchte euch gern eine Geschichte erzählen « , sagte Konrad ruhig. » Darf ich? «
    » Aber gern doch « , stotterte Regino erwartungsvoll. Er hoffte, einen Schwank zu hören, der rein gar nichts mit ihrer eigenen Situation zu tun hatte. Auch Johann nickte freudig.
    Also begann Konrad mit seiner Erzählung, die ihm soeben in den Sinn gekommen war:
    » Damals– es muss vor zehn oder zwölf Jahren gewesen sein, ich war noch ein sehr junger Mann, etwa in deinem Alter, Johann–, da hielt ich mich in der Ordensballei Böhmen auf und weilte zeitweise auch in der Stadt Prag. Der König von Böhmen war zu dieser Zeit der tapfere, erblindende Johann, dein Namensvetter, mein Freund. «
    Johann nickte stolz und lauschte gebannt weiter, während Regino Böses ahnte.
    » Eines Tages erbaten einige aufgebrachte Leute, zum König vorgelassen zu werden. Fremde. Sie stammten ganz aus dem Nordwesten des Reiches und hatten einen sehr langen Marsch hinter sich. Männer und Frauen waren es. Sie berichteten von einem Mann, der vor vielen Monaten in ihre Dörfer gekommen war, um von dort junge Menschen fortzulocken. Zwei Dutzend sollen ihm gefolgt sein. Heimlich, ohne dass die Eltern, der Pfarrer oder der Grundherr anfänglich davon erfuhren. «
    » Genauso war es bei uns « , rief Johann aus, während Regino sich nervös am Knie kratzte.
    » Einer aus der Gruppe « , erzählte Konrad mit einem leichten Schmunzeln auf den Lippen weiter, » einer aus der Gruppe besann sich jedoch und kehrte nach einigen Tagen zurück in sein Dorf. Er berichtete, der Werber wolle die jungen Leute, alles Burschen zwischen dem zwölften und sechzehnten Jahr, ins Siebengebirge führen, wo er ihnen Land versprochen habe. Einige unerschrockene Väter und auch Mütter machten sich sodann auf die Suche. Doch im entfernten Siebengebirge war keine Spur von den Leuten zu finden. Nach Byzanz seien sie weitergezogen, wusste hingegen ein offenbar weiser Landstreicher zu berichten, als Sklaven wolle man sie dort an die

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