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Die Flucht der Gauklerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Flucht der Gauklerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Flucht der Gauklerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Neumann
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zusammengebracht, und aus irgendeinem Grund war Marie sich immer sicher gewesen, ihm trotz seiner vielen Schwächen vertrauen zu können. Regino würde fehlen.
    » Ihr habt ihn also verscheucht « , sagte sie schließlich fassungslos zu Konrad. » Was habt Ihr Euch nur dabei gedacht? «
    » Und nicht nur das! Er hat nicht nur Regino verjagt, sondern auch noch ein bitterböses Mitbringsel dabei gehabt « , mischte sich jetzt auch Maja ein, die, klein und zierlich, wie sie war, unbemerkt hinter den anderen erschienen war und Konrad erneut diesen unerträglichen Blick zuwarf, bevor sie ihm verächtlich vor die Füße spuckte. Er wusste, was die alte Hexe ihm damit sagen wollte, er wusste es, und es grauste ihn: Denn wie, in Gottes Namen, konnte sie das wissen?
    Verwirrt schaute Konrad auf den Rotzfleck vor seinem Fuß, dann hob er leicht den Kopf und sah in das wütende Gesicht Maries. Vielleicht hatten sie recht mit dem, was sie ihm vorwarfen. Er fühlte sich schuldig, war aber gleichzeitig zu stolz, dies vor einer Meute ärmlicher Gestalten zuzugeben.
    » Besser ist es, ihr macht alle kehrt und geht zurück in eure Heimat « , sagte er schließlich laut und möglichst ungerührt, woraufhin er tatsächlich ein zustimmendes Brummen von den beiden jüngsten Buben erhielt. Fritz und Gustav wirkten heute besonders jung und verletzlich, fast wie zwei ausgesetzte, frierende Welpen standen sie da und zitterten.
    » Ihr seid einem Schwindler aufgesessen, was durch die Tatsache, dass er nun kalte Füße bekommen hat, bewiesen ist. Geht also heim! « , sprach Konrad weiter.
    Ausgerechnet Ulrich meldete sich jetzt zu Wort, um Einspruch gegen diese Aufforderung zu erheben. War es sein stets zum Widerwort neigendes Wesen, das ihn mit einem Male ganz anders als zuvor reden ließ? Oder hatte er wirklich seine Meinung geändert?
    » Wir können nicht mehr nach Hause gehen, hochwohlgeborener Mann. Dort wartet der Strick auf uns. «
    » Ich gehe auf keinen Fall zurück « , meinte auch Johann.
    » Filzhut hat recht. Man wird uns in der Heimat richten « , bestätigte der lange Josef, woraufhin die beiden Schmiedesöhne noch mehr zu zittern begannen.
    » Hinter uns liegt der Tod, dem laufen wir gewiss nicht in die Arme « , zischte Maja hinter ihren eingefallenen, schmalen Lippen hervor.
    » Wir werden allein unser Glück finden « , bestätigte Marie schließlich die Auffassung der anderen und wandte sich von Konrad ab.
    » Und ich komme mit euch! « , rief plötzlich eine helle Stimme. Adelheid gesellte sich wieder zu Marie.
    Konrad verdrehte die Augen. Hätte er über anständige Kleidung und ein Pferd verfügt, dann hätte er es in diesem Moment dem flüchtigen Pfeifer gleichgetan und das Weite gesucht. Was scherte ihn das Schicksal dieser sturen Bauern und dieser verrückten Weiber? Er hatte wahrlich Besseres zu tun, als sich um ihre Belange zu sorgen.
    Bei diesem Gedanken stutzte er und zog die Brauen zusammen.
    Hatte er tatsächlich Besseres zu tun? War es nicht so, dass es auch für ihn kein Zurück gab? Auch auf ihn könnte daheim durchaus der Strick, oder als Adeliger vielmehr das Beil warten. Auch hinter ihm stand der Tod.
    Und auch für ihn war es ratsamer weiterzugehen.
    Immer weiter und weiter, stets darauf hoffend, dass sie ihn nicht einholten: die Vergangenheit und dieser elende Pesthauch, den es endgültig loszuwerden galt.
    » Nun, dann sehe ich mich gezwungen, Euch schützend zu begleiten, Fräulein Adelheid « , murmelte er schließlich undeutlich und übellaunig.
    Doch Adelheid hatte ihn gut verstanden und lächelte selig. Sie blickte dabei nicht zu Konrad, sondern zu Johann, der sein Glück kaum fassen konnte.

XXV
    R egino befand sich in einer anderen Welt.
    Beschwingt, stark und sich seiner selbst sicherer denn je, ritt er nun schon seit Stunden einher. Er fühlte sich frei jeglicher Sorgen und auch jeglicher Müdigkeit, obwohl er in der letzten Nacht kein Auge zugetan hatte. Nicht die geringste Ahnung hatte er, wohin ihn der neu eingeschlagene Weg führen würde, er nahm ihn einfach, denn Regino von Bunseborn glaubte sich plötzlich zu allem fähig. Unbeschreiblich herrlich war es, im Morgengrauen durch die Auenlandschaft entlang der Saale zu reiten, gekleidet in edles Gewand, auf dem Rücken eines edlen Rosses und vor sich im Arm den zarten Körper eines edlen Fräuleins.
    Was begehrte das Gauklerherz mehr?
    Regino wünschte sich, dass der Herrgott das Stundenglas, welches die Zeit für ebendiese traumhaften

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