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Die Flucht der Gauklerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Flucht der Gauklerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Flucht der Gauklerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Neumann
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ihnen emporhallten.
    Doch Ulrich und Maja riefen nicht nach allen ihren Gefährten. Sie riefen nur einen Namen: » Johann! «
    Johann wurde noch bleicher als bleich, er begann zu wanken und wäre beinahe nach vorn in die Tiefe gestürzt. Was wollten die von ihm?
    » Ein Wunder, Johann, ein Wunder! « , rief Maja jetzt.
    » Na, komm schon, Bursche. Oder willst du den schönsten Tag deines Lebens verpassen, du Glückspilz? « , hörte man nun Ulrich.
    » Johann ein Glückspilz? « , Regino klang fast ein wenig beleidigt, beanspruchte er dieses Prädikat doch ganz allein für sich.
    Und dann scholl da noch eine dritte Stimme von unten hoch. Sie klang heiser, sehr heiser, aber dennoch vertraut: » Johann, wir sind hier! Anna und Adelheid! «
    Johann, bis dahin kreidebleich, verfärbte sich mit einem Male rosig und gesund. Kurz verharrte er noch ungläubig auf der Stelle, doch dann regte er sich. Nie zuvor hatte Marie einen Menschen derartig schnell springen sehen. Vor Entsetzen schrie sie auf, als Johann einen gehörigen Satz nach vorn machte und in langen, meist rutschenden Schritten in Windeseile im Abgrund verschwand.
    » Glückspilz « , bestätigte Regino nun doch die Aussage Ulrichs.
    » Worauf warten wir? « , stieß Marie ihn strahlend an.
    » Ja, worauf warten wir? Lass uns endlich einmal einen Blick hineinwerfen: in unsere Glitzergrube. Komm, mein Goldmariechen. «
    Damit nahm er sie an die Hand und führte sie ganz sacht samt ihrem enormen Kugelbauch hinab in den Abgrund, in welchem der Beginn ihres neuen Lebens auf sie wartete.
    Regino war umgehend in der » Glitzergrube « verschwunden, als sie den Boden der Schlucht erreicht hatten. Alle anderen jedoch scharten sich glücklich um die beiden » Winselmütter « , die sich in einer kleinen Nebenhöhle der Goldgrube eingerichtet hatten.
    » Wie habt ihr nur hierher gefunden? « , fragte Ulrich immer wieder kopfschüttelnd, während Johann sprachlos seine Adelheid in den Armen hielt und Marie das Mädchen Anna an sich drückte. Maja schritt unterdessen das Gelände ab und nickte dabei immerzu anerkennend.
    » Ritter Konrad hat uns den Weg genannt « , meinte Adelheid, nun plötzlich traurig werdend. Auch Marie durchfuhr es bei diesen Worten schmerzhaft.
    » Wo habt ihr ihn getroffen? «
    » Bei der Gräfin Mathilde, auf der Burg Neuenthal, wo Anna von ihrer Krankheit genas. Er wurde dort eines Tages hergebracht und als Gefangener gehalten, wollte mir aber nicht sagen, weshalb. Könnt ihr es euch erklären? «
    Adelheid schien wirklich ahnungslos zu sein.
    » Was haben sie mit ihm gemacht? « , fragte Marie hektisch, ohne auf die Frage des Mädchens zu antworten.
    Adelheid zuckte betreten mit den Schultern. » Ich schlich mich in das Verlies, in dem er saß, und konnte nur kurz mit ihm reden. Er war sehr schroff zu mir und verbot mir zu weinen. Ich könne ihm nicht helfen, solle ihm stattdessen gut zuhören. Dann nannte er mir aus dem Kopf alle Einzelheiten einer Karte, die ich umgehend aufzeichnen sollte, wenn ich wieder zurück in unserer Kemenate sei. Dort, so meinte er, würden wir euch alle wiederfinden. Am folgenden Tag wurde er weiter fortgebracht. Ich weiß nicht, wohin. «
    Marie schluckte und musste sich an Ulrich festhalten. Adelheid und auch die Übrigen blickten sie mitfühlend an.
    » Keine Sorge, der ist fest « , krächzte es in dem Moment aus dem Hintergrund, wo Maja immer noch den Boden abschritt. Meinte sie damit den wirklich ungewohnt trockenen und harten Untergrund der Schlucht, oder etwa Konrad? Marie schaute sie verwirrt an, woraufhin die Alte ihr gütig zunickte und mit ihrem eigentümlichen Tun fortfuhr.
    » Was geschah dann? « , wollte Ulrich wissen, dem nicht wohl dabei war, wenn man über diesen Ritter sprach, der ihm bei aller Liebe zu Marie verständlicherweise ein Dorn im Auge war.
    Nun meldete sich Anna, das scheue Mädchen aus dem Dorf, die bislang auf dem Weg nur wenig in Erscheinung getreten war, zu Wort: » Adelheid wartete auf mich, bis ich wieder gesund war. Sie hätte längst fliehen sollen, denn die Gräfin hatte bereits ihrer Familie Bescheid gegeben. Doch sie wollte nicht ohne mich gehen. «
    » Ja, Anna wurde wieder gesund. Sie hatte die Beulen und ist trotzdem genesen « , rief Adelheid nun wieder freudig aus. » Wir machten uns heimlich aus dem Staub, als die Gräfin mit irgendwelchen neuen Gästen beschäftigt war. Die Karte hatte ich mir gemerkt und sie nach der Beschreibung des Herrn Konrad gezeichnet. Aber ohne

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