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Die Flucht der Gauklerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Flucht der Gauklerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Flucht der Gauklerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Neumann
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mehr einem Tier als einem Menschen glich und lediglich Grunzlaute von sich gab.
    Dennoch versuchte Ulrich– immer dann, wenn die Mattigkeit es zuließ–, mit dem Köhler zu reden.
    » Hast du eine Gruppe Reisender gesehen? Angeführt von einem Mann in bunten Kleidern? «
    Der Köhler brummte unwirsch. Er war soeben dabei, mit bloßen Händen einen Biber auszunehmen, und klatschte die blutigen Eingeweide des Tieres schwungvoll auf den Boden vor das Lager seines Gastes.
    » Hast du vielleicht einen anderen Reisenden gesehen? Einen Mann mit einem zerschundenen Gesicht? «
    » Hm « , machte der Köhler nun und schaute einen Moment lang auf. Dann nickte er kurz und fuhr mit seiner Arbeit fort.
    » War er hier bei dir? « Ulrichs schwaches Herz begann zu rasen, er versuchte sich nun in seinem Lager aufzurichten.
    Wieder nickte der Mann, dieses Mal ohne aufzuschauen.
    » Wohin ist er gegangen? «
    » Wowa « , das war alles, was Ulrich verstand.
    » Wohin? «
    » Wowa « , wiederholte der Köhler.
    » Ist das eine Stadt? «
    Der Angesprochene nickte.
    » Eine große Stadt? «
    Wieder ein Nicken.
    » Mehr als eine Tagesreise? «
    Der Köhler zeigte Ulrich drei blutige Finger.
    » Drei Tagesreisen? «
    Ein zustimmendes Brummen.
    » Wie genau heißt die Stadt? Sage es mir bitte noch einmal. «
    » Wowla. «
    » Wofflar? « , wiederholte Ulrich nachdenklich.
    » Wochlar « , versuchte sich der Köhler erneut. Ulrich hatte den Eindruck, dass der grobschlächtige Mann durchaus gewillt war, ihm zu helfen, denn nun formte er mit seinen prankenartigen Händen eine Art Krone auf seinem Kopf.
    » Eine Königsstadt? «
    Der Köhler lächelte nun sogar.
    » Goslar. Du meinst Goslar. «
    Ein freudiges Nicken.
    Im Nu war Ulrich auf den Beinen. Seine schwachen Glieder vergessend, packte er seine Siebensachen, ließ dem Köhler den Rest des alten Käses da und verschwand, um den Narbigen in Goslar zu finden.
    Dort, wo dieser Mann war, wäre Marie nicht weit, denn Ulrich war sich nun sicher, dass er nicht der Einzige war, der sich auf der Suche nach dieser Frau befand.
    Regino hatte in Goslar rasch eine günstige Unterkunft für sich und seine Leute gefunden. Sie allesamt waren beeindruckt von der prächtigen Stadt, die einst Kaiser aus dem Geschlecht der Salier beherbergt hatte, nun aber von einem selbstbewussten Bürgertum dominiert wurde, welches sich jedoch zunehmend Sorgen um das Fortbestehen seines Wohlstandes machte. Es war der Reichtum des Harzes, der es der Stadt so gutgehen ließ. Nicht nur Kupfer und Erz kamen in diesem Gebirge vor, nein, sogar Silber wurde in den umgebenden Minen abgebaut. Doch leider waren die Zeiten des Überflusses im Schwinden begriffen, zu tief hatte man bereits geschürft. Und auch die schlechte Witterung der letzten Jahre hatte nicht unwesentlich dazu beigetragen, dass die Gruben vollliefen und es selbst den mutigsten Bergleuten unmöglich machten, daraus weitere Massen an Bodenschätzen zutage zu fördern. Das Problem der Entwässerung war schier unlösbar und hatte schon so manchen Grubenbesitzer in den Ruin getrieben.
    Doch von diesen Sorgen bemerkten Marie und ihre Mitreisenden nichts, als sie durch die gepflasterten Straßen streiften, die herrlichen Auslagen in den Läden der Krämer begutachteten und die großen Bürgerhäuser, die kolossale Kaiserpfalz und den prächtigen Dom bestaunten.
    Schwach konnte Marie sich erinnern, schau einmal hier gewesen zu sein– als Kind auf der Durchreise mit ihrem Ziehvater. Noch sehr klein musste sie damals gewesen sein, denn die Erinnerungen, die ihr kamen, bestanden lediglich aus Bruchstücken, welche jedoch besonders lebhaft auftraten, als sie zusammen mit einigen anderen aus ihrer Gruppe an einem ganz bestimmten, recht unscheinbaren Gebäude in einer schmutzigen Nebengasse vorüberging.
    » Marie, was ist dir? « , fragte Maja. Die kleine Frau stand hinter der großen Marie und versuchte über deren Schulter zu blicken. » Was starrst du auf dieses schäbige Hüttchen? Komm, lass uns zum Markt gehen. Ich möchte doch meinen, dass ich gegen diese beiden glitzernden Knöpfe hier einige Stücke Hühnerpastete eintauschen kann. «
    » Warte, Maja, einen Moment noch. « Marie blieb stehen, während die Buben und Mädchen, begeistert von der großen Stadt, neugierig weiterzogen. Nur Maja wartete auf die junge Frau. Und sie wartete lange, denn Marie brauchte einige Zeit, um die wenigen Erinnerungsfetzen zu einem blassen Bild zusammenzufügen:
    Da waren außer ihr

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