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Die Flucht der Gauklerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Flucht der Gauklerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Flucht der Gauklerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Neumann
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herumführen zu können.
    » Neeeeeeeein « , meinte er nun ebenso gedehnt und grinste wieder. » Ihr werdet mich nicht los. «
    Und da kamen sie auch schon.
    Von Weitem waren sie zu erkennen und zu hören. Regino schritt an ihrer Spitze. Der Narr verhielt sich wieder einmal so, als gehöre ihm die Welt. Er sang und fuchtelte mit einem langen Stock im Takt in der Luft herum. Wie dreist war doch dieser Kerl! Er hielt es nicht einmal für notwendig, sich schnell und ungesehen aus dem Staub zu machen. Es war fast beleidigend für Fips, wie wenig der bunte Vogel ihn zu fürchten schien.
    » Na warte, du wirst dir noch in die Hosen scheißen vor Angst « , murmelte er und sammelte leise die vier toten Ratten ein, während er den Blick nicht von der Gruppe ließ, in der er nun auch seine Marie erspähte.
    Fips hatte sich ausgerechnet, dass die Schar an diesem Tage von dem Ort, an dem er auf sie wartete, höchstens noch eine halbe oder eine Meile würde marschieren können, bis das Tagespensum erreicht war. Sie würden also ganz in Fipsens Nähe ihr Nachtlager aufschlagen.
    Und das war vollkommen in seinem Sinne.
    » Es wird Zeit, erneut unsere Proviantbeutel zu füllen, Maja. « Regino kaute nur widerwillig auf dem groben Haferbrei herum, den es an diesem noch nebligen, aber dennoch vielversprechenden Tag zum Frühstück gab.
    Sie kamen nun immer tiefer in den Osten hinein. Die Abstände zwischen den Dörfern und Städten wurden größer, die Wege waren zwar gut, aber bei Weitem weniger zahlreich als im Westen des Reichs. Oft mussten sie, wenn sie Maja folgend die Sonne als Wegweiser nahmen, querfeldein marschieren oder Wildpfade wählen, welche häufig genug ins Nichts führten. Eine richtige Herberge hatten sie seit Langem nicht gesehen, und auch in der letzten Nacht hatten sie wieder einmal ein flüchtiges Lager errichten müssen, wieder einmal in ihren klammen Decken unter einem schimmelnden Lederzelt gelegen, beengt, frierend, stinkend, hustend. Wenn das so weiterging, würde bald mindestens einer von ihnen am Fieber erkranken und sterben.
    Doch der Mangel an trockenen Übernachtungsmöglichkeiten war nicht ihr einziges Problem. Ihnen fehlte auch das Geld, um endlich wieder ein festes Dach überm Kopf beziehen zu können. Und Geld ließ sich nun einmal nur in einer Stadt oder aber auf der Burg eines reichen Herrn verdienen, womit sich der Kreis der Probleme wieder schloss.
    » Lass uns heute auf dem Marsch Ausschau nach einem Lohngeber halten, weise Wegweiserin. Ich will endlich wieder Fleisch zwischen den Zähnen spüren. «
    Ganz so, als handele es sich bei dem ungesüßten Haferschleim um eine giftige Brühe, tauchte Regino nun nur die Spitze seines Zeigefingers in die Schale und betrachtete diesen dann ausgiebig, um schließlich verhalten an ihm zu schlecken.
    » Ich richte mich nach Sonne und Sternen und nicht nach menschlichen Siedlungen. Wir müssen essen, was wir finden. « Maja schien ein wenig übellaunig.
    War ihr die Aufgabe der alleinverantwortlichen Marschplanerin doch etwas zu viel geworden?
    Regino zuckte bloß mit den Schultern und widmete sich wieder seinem Brei, während er jedoch sehnsüchtig » Fleisch, Fleisch, Fleisch « vor sich hin murmelte.
    » Ihr wollt Fleisch, Meister? « , hörte er plötzlich eine tiefe, dämonische Stimme hinter sich.
    Langsam wanderten Reginos Augen von der Holzschüssel nach oben.
    Was war das?
    Was baumelte da unmittelbar vor seiner langen Nasenspitze?
    Zu müde war er noch, um schnell erkennen und reagieren zu können. Aber dann erkannte und reagierte Regino doch.
    » Pfui Teufel, welch ein erbärmlicher Streich « , rief er, griff nach dem, was da von hinten vor sein Gesicht gehalten wurde, und warf es angeekelt in Richtung des Lagerfeuers. Doch er traf das Feuer nicht.
    » Nein! Ich brauch die noch! « , rief nun Otto, welcher Regino diesen makabren Scherz mit verstellter Stimme gespielt hatte, und hastete zum Feuer, um die toten, bunten Ratten wieder aufzulesen. Sie waren noch ganz. Nichts angeschmort, nichts angekokelt.
    » Ich will mir eine neue Mütze daraus machen. Hab noch nie Ratten mit einer solch hübschen Färbung gesehen « , meinte er mit schelmischer, aber dennoch entschuldigender Miene an Regino gewandt. Stolz stand Otto nun in der Mitte des Lagers, um welches alle anderen mehr schlafend als wach mit steifen Knochen saßen, um ihrerseits den faden Brei zu essen, und hielt die steifen Kadaver an einem Hanfstrick gebunden in Händen.
    Elisabeth und

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