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Die Flucht

Titel: Die Flucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Ness
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hinten.
    »Keiner hört auf Wilf«, sagt er, und vielleicht lächelt er sogar ein wenig dabei. »Aber wenn doch, dann glauben sie ihm auch.«
    »Ich muss gehen«, sage ich.
    »Ja«, sagt er. »Du bist hier nicht mehr sicher.«
    »Tut mir leid«, sagt Jane wieder.
    Ich springe vom Karren, Manchee hinterher. Wilf nimmt Violas Tasche und öffnet sie. Er schaut Jane an, die sofort versteht. Sie holt einen Armvoll Früchte und Brot und stopft sie hinein, dann holt sie eine Portion gedörrtes Fleisch und steckt es dazu.
    »Danke«, sage ich.
    »Hoffe, du findest sie«, sagt Wilf, während ich die Tasche schließe.
    »Das hoffe ich auch.«
    Mit einem Kopfnicken geht Wilf nach vorn, setzt sich auf den Karren und schnalzt mit den Zügeln.
    »Sei vorsichtig«, ruft Jane im lautesten Flüsterton, den ich je gehört habe. »Nimm dich vor den Irren in Acht.«
    Ich bleibe eine Minute lang stehen und sehe zu, wie sie fahren, ich huste noch immer, habe noch immer Fieber, aber mir geht es besser, weil ich etwas im Magen habe. Ich hoffe, dass Manchee die Witterung wieder aufnehmen kann, und ich frage mich, wie man mich wohl empfangen wird, sollte ich jemals nach Haven kommen.

29
    Tausendmal Aaron
    Im Wald dauert es eine kleine Weile, eine schreckliche kleine Weile, bis Manchee die Witterung wieder aufnimmt, aber dann bellt er: »Dorthin!«, und schon sind wir wieder auf unserem Weg.
    Er ist ein verdammt guter Hund, habe ich das schon gesagt?
    Inzwischen ist es ganz dunkel geworden, ich schwitze immer noch und huste immer noch so stark, dass ich jeden Wettbewerb damit gewinnen könnte, meine Füße bestehen fast nur aus Blasen, und mein Kopf schwirrt von fiebrigem Lärm, aber ich habe etwas Essen im Magen und so viel Essen in der Tasche, dass ich ein paar Tage damit auskomme. Also kann ich mich um das Wichtigste kümmern, das irgendwo vor uns liegt.
    »Kannst du sie riechen, Manchee ?«, frage ich, als wir über einen Baumstamm balancieren, um den Fluss zu überqueren. »Lebt sie noch?«
    »Viola riechen«, bellt er und springt ans andere Ufer. »Viola Angst.«
    Das versetzt mir einen Stich und ich lege einen Schritt zu. Wieder wird es Mitternacht. (Sind es noch zweiundzwanzig Tage? Noch dreiundzwanzig?) Und außerdem ist die Batteriemeiner Taschenlampe leer. Ich hole Violas Batterie heraus, es ist die letzte, die mir geblieben ist. Es kommen noch mehr, noch steilere Hügel. Wir laufen durch die Nacht, es ist jetzt schwieriger aufwärts- und gefährlicher abwärtszugehen, aber wir streben immer weiter. Manchee erschnüffelt den Weg, frisst von Wilfs gedörrtem Fleisch, ich huste immerzu, ruhe mich so wenig wie möglich aus, lehne mich meist nur gegen einen Baum, und es dauert nicht lange, da erscheinen die ersten Strahlen hinter dem Hügel und wir laufen geradewegs in die aufgehende Sonne.
    Als uns das helle Licht trifft, beginnt die Welt um uns zu schimmern.
    Ich bleibe stehen und klammere mich Halt suchend an einen Farn. Einen Augenblick lang sehe ich alles wie durch einen Nebel, und ich muss die Augen schließen, aber es hilft nicht, denn hinter meinen Augenlidern sprühen und funkeln die Farben, mein Körper ist wie Gallert und schwankt im Wind, der vom Gipfel herabweht. Doch als der Hauch an mir vorbeistreicht, vergeht er nicht ganz, und die Welt bleibt eigenartig hell, so als wäre man plötzlich mitten in einem Traum.
    »Todd?«, bellt Manchee sorgenvoll, bestimmt hat er alles Mögliche in meinem Lärm gelesen.
    »Es ist das Fieber«, sage ich und huste wieder. »Ich hätte diesen stinkenden Lappen nicht wegwerfen sollen.«
    Aber das hilft jetzt nichts.
    Ich nehme die letzte Schmerztablette aus meinem Erste-Hilfe-Päckchen und wir gehen weiter.
    Wir erreichen den Gipfel, und einen Augenblick lang hüpfen die Hügel und Berge vor mir auf und ab, dann auch derFluss und die Straße, so als lägen sie auf einer großen Decke, die jemand an den Enden gepackt hat und schüttelt. Ich gebe mir Mühe, dieses Bild wegzublinzeln, bis alles wieder so ruhig ist, dass wir weiterlaufen können.
    Manchee winselt zu meinen Füßen. Ich falle beinahe kopfüber, als ich versuche ihn zu kraulen, deshalb verwende ich danach alle meine Kraft darauf, den nächsten Abhang hinunterzusteigen, ohne zu fallen.
    Ich muss wieder an das Messer denken, an das Blut, das daran klebte, als es in meinen Körper fuhr, und an mein Blut, das sich mit Spackle-Blut vermischt hat, und an was weiß ich nicht was, das nun durch meine Eingeweide pulsiert, seit Aaron auf

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