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Die Flucht

Titel: Die Flucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Ness
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nichtunbedingt gut für sie, aber es könnte Bens und Cillians Rettung sein.
    Es könnte meine Rettung sein.
    Ich denke ja nur mal drüber nach, okay? So ist das mit Gedanken, sie drängen sich einfach auf. Der Gedanke, dass alles schon vorbei sein könnte, ehe es richtig angefangen hat.
    »Vorbei«, brummt Manchee.
    Und dann höre ich den schrecklichen, schrecklichen Schrei, natürlich hat sie geschrien, er hat sie erwischt, und damit ist die Entscheidung auch schon gefallen.
    Der nächste Schrei kommt nur eine Sekunde später, aber da bin ich bereits auf den Beinen, ohne es recht zu wissen; ich streife den Rucksack ab, suche kurz nach Halt, und dann, hustend, atemlos, aber das Messer in der Hand, renne ich los.
    Sie sind leicht zu verfolgen. Aaron stapft durch das Gebüsch wie ein Ochse, sein Lärm ist ein Brüllen, und immer, immer, immer ist da ihre Stille, sogar als sie schreit, was alles irgendwie noch unerträglicher macht. Ich laufe, so schnell ich kann, hinter ihnen her, Manchee folgt mir auf dem Fuß, und es dauert keine halbe Minute, dann habe ich sie eingeholt, und ich, das Genie, habe auf einmal nicht die geringste Ahnung, was ich machen soll.
    Aaron hat sie in einen knöcheltiefen Tümpel gejagt und da steht sie mit dem Rücken an einen Baumstamm gepresst. Er hat ihre Handgelenke gepackt, aber sie wehrt sich, sie kämpft und tritt, so gut sie kann, ihr Gesicht zeigt so viel nackte Angst, dass es mir fast die Kehle zuschnürt.
    »Lass sie los!«, krächze ich.
    Niemand achtet auf mich. Aarons Lärm plärrt so laut, ich bezweifle, dass er mich hören würde, selbst wenn ich schrie.
    Das heilige Sakrament und ein Zeichen von Gott und der Weg des Heiligen und Bilder von dem Mädchen in einer Kirche, Bilder von dem Mädchen, wie es Wein trinkt und die Hostie isst, Bilder von dem Mädchen als Engel.
    Das Mädchen als Opfergabe.
    Aaron packt ihre beiden Handgelenke mit einer Hand, reißt die Kordel seines Gewands herunter und fesselt sie damit. Sie tritt ihn fest an die Stelle, wo Manchee ihn gebissen hat, worauf er sie mit dem Handrücken ins Gesicht schlägt.
    »Lass sie los!« Diesmal versuche ich, etwas lauter zu sprechen.
    »Los!«, bellt Manchee, noch immer humpelnd, noch immer grimmig entschlossen. Was für ein verdammt braver Hund.
    Ich gehe einen Schritt vorwärts. Aaron wendet mir den Rücken zu, so als schere er sich überhaupt nicht darum, dass ich hinter ihm bin, so als stellte ich für ihn nicht die geringste Bedrohung dar.
    »Lass sie los!« Ich versuche zu schreien, muss aber nur noch heftiger husten. Keine Reaktion. Weder von Aaron noch von sonst jemandem.
    Ich muss es wohl tun. Ich muss es tun. Oh Mann, oh Mann, oh Mann, ich muss es tun.
    Ich muss ihn töten.
    Ich zücke das Messer.
    Jetzt ist es gezückt.
    Aaron dreht sich um, nicht hastig, sondern wie einer, der seinen Namen hört. Er sieht mich dort stehen, mit erhobenem Messer, ich stehe da wie ein verdammter Idiot, wie der Feigling, der ich bin, und er lächelt und, Junge, ich kann dir garnicht sagen, wie scheußlich das Grinsen in seiner zerfetzten Fratze aussieht.
    »Dein Lärm verrät dich, junger Todd«, sagt er und lässt das Mädchen los, das so zusammengeschnürt und fertig ist, dass es nicht einmal den Versuch unternimmt abzuhauen. Aaron macht einen Schritt auf mich zu.
    Ich weiche einen Schritt zurück (halt die Klappe, halt bloß die Klappe).
    »Der Bürgermeister wird enttäuscht sein, wenn er von deinem frühzeitigen Ableben erfährt, Kleiner«, sagt Aaron und macht noch einen Schritt auf mich zu. Wieder weiche ich zurück, das gezückte Messer ist absolut nutzlos.
    »Aber Gott hat keine Verwendung für einen Feigling«, fährt Aaron fort. »Nicht wahr, mein Junge?«
    Flink wie eine Schlange holt er aus und schlägt mir mit seiner Linken das Messer aus der Hand. Mit dem flachen Handrücken seiner Rechten versetzt er mir einen Hieb ins Gesicht und ich stürze ins Wasser. Ich spüre seine Knie auf meiner Brust und seine Hände an meinem Hals, er will die Sache zu Ende bringen, aber diesmal ist mein Gesicht unter Wasser, also wird es wohl schneller gehen.
    Ich wehre mich, aber ich habe verloren. Ich hatte meine Chance, und ich habe sie verpasst, ich verdiene es nicht anders, ich kämpfe dagegen an, aber ich bin nicht mehr so stark wie früher, und ich spüre, dass es aus ist. Ich spüre, wie ich aufgebe.
    Das ist das Ende.
    Das Ende.
    Und dann ertasten meine Hände im Wasser einen Felsbrocken.
    »WUMM!« Ich packe ihn und stoße

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