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Die Flucht

Titel: Die Flucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Ness
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in einer langen Reihe, auf beiden Seiten eines breiten Grabens mitten durch den Sumpf, der sich bereits mit Wasser gefüllt hat und an dessen Rändern sich Morast und verbrannte Pflanzen auftürmen, so als sei jemand mitten hindurchgepflügt und habe eine Riesenfurche hinterlassen.
    »Was ist passiert?« Ich leuchte mit der Taschenlampe die Spur der Verwüstung entlang. »Wer hat das gemacht?«
    Sie schaut nach links, wo die Furche in der Dunkelheit verschwindet. Ich leuchte in die Richtung, aber die Taschenlampe ist nicht hell genug, dass ich sehen kann, ob dort etwas ist. Was keinesfalls heißt, dass ich nicht immer noch das Gefühl habe, als sei dort etwas.
    Das Mädchen geht geradewegs hinein in die Dunkelheit, hin zu dem Ding, was sich dort befinden mag.
    »Wo willst du hin?«, frage ich, ohne eine Antwort zu erwarten und ohne eine zu bekommen. Manchee drängt sich zwischen mich und sie, so als würde er nun ihr folgen statt mir, und schon sind sie in die Nacht verschwunden. Ich bleibe ein wenig zurück, folge ihnen aber weiter. Von ihr geht noch immer eine Stille aus, die mich noch immer beunruhigt. Es ist, als ob diese Stille jeden Augenblick die ganze Welt verschlingen könnte und mich dazu.
    Ständig leuchte ich mit der Taschenlampe das Wasser aus. Für gewöhnlich wagen sich Krokodile nicht so tief in den Sumpf, aber eben nur für gewöhnlich, außerdem gibt es rote Schlangen, die giftig sind, und Wasserwiesel, die beißen, und überhaupt, das Glück scheint heute keinen von uns zu lieben; wenn also etwas schiefgehen kann, dann tut es das vermutlich auch.
    Wir gehen immer weiter, ich richte die Taschenlampe nach vorn, und plötzlich leuchtet etwas zurück, etwas, was weder Baum noch Busch noch Tier noch Wasser ist.
    Etwas aus Metall. Etwas Großes aus Metall.
    »Was ist das?«
    Wir gehen näher heran, und zuerst denke ich, es ist nur ein großes Atomkraftrad, und ich frage mich, welcher Idiot auf die Idee kommt, damit in den Sumpf zu fahren, weil mandiese Räder ja kaum auf ebenen Feldwegen zum Laufen bringt, ganz zu schweigen auf Wasser und Wurzeln.
    Aber es ist kein Atomkraftrad.
    »Halt an.«
    Sie bleibt stehen.
    Ist das zu fassen? Sie bleibt tatsächlich stehen.
    »Also verstehst du mich doch?«
    Keine Reaktion, wie immer.
    »Einen Augenblick mal«, sage ich, denn mir ist ein Gedanke gekommen. Wir sind noch ein Stück entfernt, aber ich lasse den Lichtschein über das Metall gleiten. Und dann wieder zurück auf die schnurgerade Furche. Und dann wieder auf das Metall. Und über all das verbrannte Zeug rechts und links des Grabens. Und der Gedanke geht mir nicht aus dem Kopf.
    Sie will offenbar nicht mehr warten, sie läuft weiter und ich hinterher. Wir müssen einen großen verkohlten Baumstamm umrunden, bei dem an einigen Stellen noch immer Rauch aufsteigt, um zu dem Metallding zu gelangen, und als wir davorstehen, ist es viel größer als das allergrößte Atomkraftrad, das ich kenne, und dabei sieht es aus, als wäre es lediglich ein Teil von etwas noch Größerem. Es ist an vielen Stellen beschädigt und verkohlt, und auch wenn ich nicht weiß, wie es zuvor ausgesehen hat, so handelt es sich doch ganz offensichtlich um ein Wrack.
    Genauer, um das Wrack eines Schiffs.
    Eines Luftschiffs. Meinetwegen auch eines Raumschiffs. »Ist das deines?«, frage ich und leuchte sie an. Wie üblich sagt sie kein Wort, aber sie schweigt auf eine Weise, die Zustimmung bedeuten könnte. »Bist du hier abgestürzt?«
    Ich lasse den Lichtkegel an ihr auf- und abgleiten, auf undab, an ihrem Körper, ihrer Kleidung, die, zugegeben, zwar ein wenig anders aussieht als das, was ich kenne, aber doch nicht so fremd, als dass ich sie nicht selbst irgendwann hätte tragen können.
    »Woher kommst du?«
    Natürlich sagt sie nichts, sondern blickt nur auf eine Stelle in der Dunkelheit. Dann verschränkt sie die Arme und geht in diese Richtung. Diesmal folge ich ihr nicht. Ich sehe mir stattdessen das Schiff an. Denn um nichts anderes handelt es sich. Ich meine, man muss es sich doch nur anschauen. Es ist zwar schlimm zerstört, aber man erkennt noch immer den Rumpf und auch den Motor, ja sogar eine Art Fenster.
    Die ersten Behausungen in Prentisstown wurden nämlich aus den Schiffen gemacht, mit denen die ursprünglichen Siedler hier gelandet sind. Klar, später bauten sie ihre Häuser aus Holz, aber Ben sagt, nach der Landung muss man als Erstes einen Unterschlupf errichten mit dem, was man gerade zur Hand hat. Die Kirche und die

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