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Die Fluchweberin

Die Fluchweberin

Titel: Die Fluchweberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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er sie mit Energie aufladen. In dem Augenblick, in dem er seinen Arm hob und seine tödliche Ladung abfeuerte, riss Skyler eine handtellergroße goldene Scheibe in die Höhe. Obwohl die Blitze auf Skyler gerichtet waren, fingen sie sich in der Scheibe, bündelten sich zu einem gleißenden Strahl und warfen die Wucht des Angriffs auf den Hexer zurück.Von seiner eigenen Energieladung getroffen taumelte er rückwärts und fiel auf die Knie. Rauch stieg aus seiner Brust auf, der Pullover dort war großflächig versengt und die Haut darunter sah sicher kaum besser aus.
    Skyler war noch immer nicht auf den Beinen, die Abwehr des Angriffes hatte ihn zusätzliche Kraft gekostet. Der Hexer würde sich vor ihm wieder fangen und einen erneuten Vorstoß unternehmen. Es sei denn …
    Mit einem Schrei machte ich einen Satz nach vorne, sprang dem Hexer in den Rücken und riss ihn mit mir zu Boden. Wir wälzten uns über den Rasen, ich schlug ihm meine Fingernägel ins Gesicht und bohrte ihm die andere Hand in den verbrannten Brustkorb. Er stank ekelhaft, nach einer Mischung aus Schweiß und versengtem Fleisch.
    Ein Kreischen erfüllte meine Ohren. Es war aus meinem Mund gekommen, doch es war nicht meine Stimme, die da durch mich sprach.
    Nimm deine dreckigen Finger von ihm!
    Ich wurde zurückgeworfen, ob von der Seele oder durch die Gegenwehr des Hexers wusste ich nicht. Schlitternd rutschte ich über das Gras, ehe ich zum Liegen kam.
    Skyler rief etwas, doch ich war mit dem Kopf aufgeschlagen, und das Klingeln, das daraufhin in meinen Ohren erscholl, übertönte jeden anderen Laut bis zur Unkenntlichkeit.
    Immerhin hatte er es geschafft, wieder auf die Beine zu kommen und zum erneuten Angriff überzugehen. Er warf sich dem Hexer entgegen und drosch ihm die Faust ins Gesicht. Taumelnd und miteinander ringend versanken sie im Kampf. Ich wünschte, ich könnte Calder und seine Hexe verfluchen, doch dafür musste ich mich konzentrieren – und ganz gleich, wie sehr ich mich auch bemühen würde, in einer Situation wie dieser war das unmöglich.
    Mein Blick fiel auf einen Stapel Feuerholz, der über diegesamte Breite der Hauswand bis unter die Fensterkanten aufgeschichtet war. Ohne Waffe konnte ich nicht viel ausrichten. Mit einem Scheit sah das schon wieder ganz anders aus. Ich stand auf. Zwei Schritte, dann hatte ich das Haus erreicht und hielt ein stattliches Stück Holz in der Hand. Ein bisschen kurz, aber besser als nichts.
    Ich lief zu den Kämpfenden zurück, die sich auf dem Boden wälzten. Langsam begann ich sie zu umkreisen auf der Suche nach der geeigneten Gelegenheit, Ravenwood das Scheit überzuziehen.
    Doch meine Hand zielte auf Skyler.
    Ich wollte meine Bewegung korrigieren, aber mein Körper gehorchte mir nicht.
    Nein! Nicht!
    Es war die Seele, die meine Bewegung lenkte. Ich kämpfte dagegen an, versuchte die Herrschaft über meinen Körper zurückzugewinnen. Mein Arm zitterte unter der Anstrengung, als zwei Willen ihm unterschiedliche Befehle übermittelten, aber er gab nicht nach. Lavinia hatte die Kontrolle übernommen.
    Für einen Moment war Ravenwood von meinem – unserem – Auftauchen überrascht. Nachdem ich ihn vorhin schon angegriffen hatte, fürchtete er wohl einen erneuten Vorstoß von mir. Der kurze Augenblick der Ablenkung genügte Skyler. Mit einem gezielten Hieb schlug er den Hexer nieder und setzte gleich darauf noch einmal nach, um ganz sicherzugehen. Er griff an seinen Gürtel und zog ein Paar Handschellen hervor. Keine gewöhnlichen Fesseln, wie ich wusste, sondern solche, die mit Runen versehen waren, die jedwede Form von Magie unterdrückten.
    »Oh Gott, ich kann nichts mehr sehen!« Wieder waren es Lavinias Worte, die aus meinem Mund kam. »Skyler, hilf mir! Es tut so weh!«
    Sie brachte mich dazu, die Hände zu heben und an die Seiten meines Kopfes zu pressen, während sie meinen Stimmbändern Jammerlaute entlockte, von denen ich nicht einmal gewusst hatte, dass ich dazu in der Lage war.
    Skyler ließ die Handschellen sinken und sah mich an. »Raine? Wie schlimm ist es?«
    »Sehr schlimm«, klagte Lavinia aus meinem Mund. »Ich glaube, ich werde gleich ohnmächtig.«
    Er wandte sich von Ravenwood ab und kam auf uns zu.
    Tu das nicht! , wollte ich schreien, doch meine Stimme gehorchte nicht länger mir, sondern Lavinia, die ein gehauchtes »Bitte hilf mir. Lass mich nicht allein« von sich gab.
    Bleib weg! Verflucht, sah er denn nicht, dass das nicht ich war? Wenn er mich auch nur ein bisschen

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