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Die Fluchweberin

Die Fluchweberin

Titel: Die Fluchweberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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Schulgelände unter der Woche wirklich nicht verlassen?« Als ich nickte, seufzte er. »Das ist wirklich Mist.«
    Ich zog eine Augenbraue in die Höhe. »Du hast die Zeitpläne gesehen. Wo, bitte schön glaubst du, bleibt da noch eine Lücke, um in ein 30 Minuten entferntes Kaff und wieder zurück zu marschieren?«
    »Die Schulen, auf denen ich bisher gewesen bin, waren da weniger streng. Ich meine, Unterricht bis vier, danach Sport und Studierzeit bis zum Abendessen, dann noch mal studieren und schließlich mickrige zwei Stunden Freizeit, bis wir das Licht ausschalten müssen. Um elf! Du meine Güte, ich bin volljährig und die wollen mir vorschreiben, wann ich zu schlafen habe?«
    »Ihre Schule – ihre Regeln«, sagte ich achselzuckend. Mich hatten die engen Zeitpläne noch nie gestört. Auf diese Weise war der Tag verplant und durch die wenige Freizeit blieb mir weniger Zeit, meine Einsamkeit zu bemerken.
    »Was ist mit den Freitagen?«, wollte er wissen. »Darf man das Schulgelände dann auch nicht verlassen? Mann, das kann doch nicht wahr sein!« Dann zuckte er die Schultern. »Sieht so aus, als müssten wir unser Date auf einen Samstag legen. Es sei denn, wir bleiben auf dem Gelände.«
    Ich verdrehte die Augen.
    »Was? Hast du etwa gedacht, ich würde so einfach aufgeben?«
    Zumindest hatte ich es gehofft.
    Nachdem ich ihm alles gezeigt hatte, begann er mich über seine Lehrer und Mitschüler auszufragen. Wann immer jemand uns grüßte oder auch nur an uns vorüberging, wollte er wissen, wer das war. Er erkundigte sich danach, wer in Ordnung war, wen man kennen, mit welchen Leuten man sich besser gut stellen und wem man lieber aus dem Weg gehen sollte. In die letzte Kategorie gehörte eigentlich nur ich. Allerdings sparte ich es mir, ihm das zu sagen, da er ohnehin nicht auf mich hören würde. Schon am zweiten Tag hatten Mercy, Ty und Lily begonnen, sich bei den Mahlzeiten zu uns zu gesellen. Die drei nahmen Skyler sofort in ihrer Mitte auf und zu meiner Überraschung störten sich weder Max noch dessen Freunde an seinen ungewöhnlich breit gefächerten Bekanntschaften.
    Da wir samstags keinen Unterricht hatten, trafen wir uns in der Bibliothek, um unsere Hausaufgaben zu machen und uns auf ein paar Tests vorzubereiten, die in der nächsten Woche auf dem Plan standen. Wir saßen uns an einem der klobigen Eichenholztische gegenüber und steckten die Köpfe in die Bücher.
    Von Zeit zu Zeit hob Skyler den Kopf, sah jemandem hinterher oder ließ seinen Blick durch den Raum schweifen, vorbei an den Lesetischen und den hohen Regalen, die sich in langen Reihen durch den gewaltigen Raum zogen.
    Eine Stunde arbeiteten wir schweigend vor uns hin, als Skyler plötzlich aufstand, den Tisch umrundete und sich neben mir niederließ. Obwohl er mir so nah war, dass sich unsere Arme fast berührten, beugte er sich noch ein Stück zu mir. »Es gibt da etwas, das ich dich schon die ganze Zeit fragen wollte.« Sein Blick wanderte einmal kurz in alleRichtungen, ehe er leise fortfuhr: »Hier gibt es doch sicher auch Leute, die sich für … weniger legale Dinge interessieren, oder?«
    »Ich hab dir doch schon gezeigt, wo sich die Raucher treffen.«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich meinte eher wirklich verbotene Dinge.«
    Seine Worte ließen mich erstarren. Ich hatte damit gerechnet, dass er wieder mit dieser Date-Sache anfangen würde. Aber das? Ahnte er etwas? Das war unmöglich. Es war lediglich die Neugier eines neuen Mitschülers.
    »Was meinst du?«, gab ich mich ahnungslos.
    »In den meisten Schulen, auf denen ich bisher war, gab es ein paar Schüler, die … experimentiert haben. Du weißt schon.«
    »Nein, weiß ich nicht.«
    »Leute, die sich für Zauberei interessieren.« Er sprach die Worte so leise, dass ich sie mehr von seinen Lippen ablesen musste, als dass mein Ohr sie aufnahm.
    Ich schüttelte den Kopf. »So etwas gibt es hier nicht. Falls doch, bin ich sicher die Letzte, die so etwas erfahren würde. Oder ist dir etwa entgangen, dass ich nicht sonderlich gesellig bin?«

 6 
    Am Sonntag regnete es in Strömen, sodass es nur wenig verlockend war, das Haus zu verlassen. Den größten Teil des Nachmittags verbrachte ich mit Skyler in einem der Fernsehräume. Er hatte sich Max’ Wii ausgeliehen und nun maßen wir uns schon seit zwei Stunden in den unterschiedlichsten sportlichen Wettkämpfen, ohne auch nur einen Fuß vor die Tür zu setzen. Wir suchten uns Sportarten aus, in denen wir zeitgleich gegeneinander

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