Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Flüchtlinge des roten Mondes

Die Flüchtlinge des roten Mondes

Titel: Die Flüchtlinge des roten Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
Vom Netzwerk:
Luft über seiner Schulter gepeitscht, als ihm die Brust der Rasha auf das Gesicht fiel und ihn umwarf. Wenn sein erster Hieb ihr nicht das Rückgrat zerschmettert hätte, hätten ihn die Hinterpfoten zerrissen.
    Ein Stück oberhalb der Stelle, wo sein Kopf auf den Boden aufgeschlagen war, waren Erde und Laub aufgewühlt; dort hatten die großen Pranken im Todeskampf den Boden zerfetzt … Dane erschauderte. Gut, daß er nicht zu den Leuten gehörte, denen beim Anblick von Blut übel wurde. Gesicht und Schultern waren davon bedeckt. Von seinem Haar ganz zu schweigen. Er zog eine angeekelte Grimasse und hoffte, im Lager würde es genügend Wasser geben, um den Blutgestank fortzuwaschen.
    Tot sah die Rasha klein und fast harmlos aus. Das Fell war gelb und braun gefleckt, mit schwarzen Streifen wie bei einem Tiger, um die Umrisse des Tieres schwer erkennbar zu machen. Kein Wunder, daß das verdammte Biest bis zum Sprung fast unsichtbar gewesen war! Tarnkatze war ein guter Name für die Bestie.
    Und Menschen, so schien es, waren ihre Lieblingsspeise. Er fragte sich, wie wohl die Chancen stünden, am ersten Tag in Afrika von einem Leoparden angegriffen zu werden.
    Er blickte auf und sah direkt in Dravashs Augen, und der schwarze Drachenkopf nickte, als wolle er seine Anerkennung ausdrücken. Dane dachte: Wie findest du das für einen Protosimianer, mein Freund? Doch laut sagte er lediglich: „Wir sollten Wasser finden, damit ich den Dreck abwaschen kann. In einem solchen Fall bedeutet ein Bad wohl keinen Luxus – der Blutgeruch wird jedes wilde Tier in diesem Dschungel auf unsere Fährte locken, und mir wäre es lieber, sie labten sich an den Überresten dieser Katze hier.“

 
6
     
    Fünf Tage lang zogen sie durch die Berge und folgten dem Pfad über eine Kuppe nach der anderen, jede niedriger als die letzte. Je tiefer sie gelangten, desto heißer wurde es und desto dichter wurde der Dschungel. Die Art der Bäume wechselte, begleitet von einer unendlichen Vielzahl von Büschen, Ranken und Hecken. Besonders Dornenbüsche. Dane überraschte es nicht mehr, daß die Kleidung, die man Rianna und ihm gegeben hatte, aus Leder war. Stoffhosen oder Röcke wären am Ende des ersten Tages zerfetzt gewesen, und am Ende des dritten Tages wären sie nackt gewesen. Selbst die Protosaurier mit ihrer dicken Lederhaut trugen Kratzer und kleine Wunden davon.
    Noch zweimal wurden sie von Rashas angegriffen. Eine hatte sich säuberlich auf Riannas Speer aufgespießt, bis ein schneller Hieb von Danes Schwert ihr den Kopf vom Rumpf trennte. Die andere wurde mitten im Sprung von Arataks riesiger Klaue aufgefangen. Einen Moment lang hatte der riesige Eidechsenmensch die kämpfende, rasende Kreatur unbewegt angesehen, um sie dann mitten in einen Dornbusch zu schleudern. Die Bestie kämpfte sich panisch wieder frei und trollte sich zurück in den Dschungel, wobei sie Danes Meinung nach aussah wie eine Katze, die man auf einer Festtafel erwischt hatte.
    Am vierten oder fünften Tage bemerkte Dane zu Rianna, der Kapitän mache nun einen glücklicheren Eindruck über die Tatsache, daß Aratak seine Lieblingsaffen mitgenommen hatte, wo er sie jetzt in Aktion gesehen hatte.
    Und sicher erwärmte sich Dravash langsam für die Menschen. In den Nächten, wenn der Dschungel um sie herum von gespenstischen Schreien widerhallte und Dutzende von Augen den Schein des kleinen Feuers reflektierten, erzählte Dravash Dane Geschichten von fremden Welten, die er besucht hatte oder unterhielt sich mit ihnen über die sonderbaren Menschen, mit denen sie es bald zu tun haben würden. Denn Dravash war vor langer Zeit, in seiner Jugend, bei den heimlichen Untersuchungsteams auf diesem Planeten gewesen.
    Aber immer noch zuckte er bei jedem Spruch Arataks zusammen.
    Und ihre Kommunikatoren schwiegen. Sie waren vollständig ohne Verbindung mit dem Bund, abgesehen von dem Kontakt, in den sich Dravash nach Danes Einschätzung von Zeit zu Zeit mit dem Weitsprecher versenkte.
    Während sie den Stützpunkt weiter und weiter hinter sich ließen, wurde der Pfad immer überwucherter, und manchmal mußten sie sich den Weg regelrecht freikämpfen und mit den Macheten freihauen.
    Es war wohl am sechsten Tag, als der Pfad sie in ein tiefes Tal führte und plötzlich in eine große, natürliche Lichtung einmündete. Rehartige Tiere sprangen fort, als sie sich näherten, und Dravash deutete zum anderen Rand der Lichtung, wo entlang einem Fluß ein grauweißer Streifen von Steinen

Weitere Kostenlose Bücher