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Die Flüchtlinge des roten Mondes

Die Flüchtlinge des roten Mondes

Titel: Die Flüchtlinge des roten Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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verlief.
    „Unser erstes Ziel“, sagte er. „Ich hatte es richtig in Erinnerung. Die alte Karawanenstraße.“
    Der Fluß war breit und verschlammt und führte Niedrigwasser. Am anderen Ufer erhob sich die gerade Wand des Dschungels. Insekten von Vogelgröße glitten auf durchsichtigen Flügeln durch die Luft. Mitten im Fluß schwamm etwas Großes: ein riesiger nagetierartiger Kopf, gefolgt von V-förmigen Wellen, doch er tauchte unter, als sie sich dem Ufer näherten, noch bevor Dane sich das Tier genauer ansehen konnte. Dane hielt es für ein Aporra, ein in Größe, Gewicht und ökologischer Funktion dem Flußpferd nicht unähnliches Tier. Es ernährte sich von Gras und Süßwasserschilf auf Flußgründen und wurde von den Eingeborenen wegen seines Fleisches sehr geschätzt. Dane hätte nichts gegen frisches Fleisch gehabt, doch er und Rianna hätten ein Tier von dieser Größe niemals allein bewältigen können, und es wäre Verschwendung, ein Tier unter diesen Umständen zu töten und die Überreste Raubtieren zu überlassen.
    Eines der Rieseninsekten flog auf Aratak zu. Mit erstaunlicher Geschwindigkeit fuhr seine riesige Hand hoch und schnappte das Tier aus der Luft. Dane wandte die Augen ab und schauderte, als sich der Eidechsenmann den Käfer in den Mund stopfte und auf ihm herumkaute. Als er Aratak zum ersten Mal dabei gesehen hatte, hatte er sich fast übergeben.
    „Köstlich!“ rief Aratak. „Also wirklich, auf diesem Planeten gibt es Essen in Hülle und Fülle!“
    Das reichte. Dane beschloß, heute abend eine von diesen Knackeulen vom Baum zu holen und zu probieren. Vielleicht schmeckten sie wirklich wie Rebhühner.
    Dravash, dessen Eßgewohnheiten denen Arataks nicht unähnlich waren, nickte in ungeduldiger Zustimmung – wenn auch seine eigenen Augen nach anderen Insekten umherspähten –, doch der Sh’fejj zuckte zusammen, als Aratak sagte: „Das Göttliche Ei hat zu Recht bemerkt, daß jener, der mit geringer Speise zufrieden ist, wenig Unglück zu fürchten hat, denn die Natur sorgt überreichlich für ihn vor, und ein voller Bauch wird bald die Antwort auf die anderen Probleme hervorbringen und die unruhigen Geister der Menschen besiegen.“
    Dane sah förmlich, wie Dravash über eine sarkastische Entgegnung nachdachte. Doch er sagte nichts. Offensichtlich hatte er bereits begriffen, daß es eine Verschwendung von Energie bedeutete. Solange Aratak lebte und atmete, würde er immerfort über die Weisheit des Göttlichen Eies laut nachdenken, und damit hatte es sich. Dravash sagte lediglich milde: „Schade, daß man von Philosophie nicht satt wird wie von Essen und Trinken, denn dann würden wir nie Hunger leiden.“
    Aratak pulte sich ein Chitinstück von dem Insekt aus seinen langen Zähnen und bemerkte: „Oh, die Philosophie allein ohne Essen und Trinken ist keine gute Nahrung, doch Essen und Trinken allein, ohne die Würze der Philosophie, können kein intelligentes Wesen ernähren.“
    Dane hielt es für günstig, daß die Reptilien bereits dazu übergegangen waren, einheimische Nahrung zu sich zu nehmen, ein Zwang, dem sie sich alle unterziehen mußten und der absolut würde, wenn sie sich unter Eingeborenen bewegten. Bislang hatten er und Rianna nur von den wilden Früchten und Wurzeln gekostet – sehr vorsichtig. Sie hatten keine Zeit zum Jagen und hatten die Notrationen vom Grunde ihrer Rucksäcke aufgebraucht. Doch wenn sie auf die ersten Karawanen stießen, würden sie sich vollständig von der einheimischen Kost ernähren müssen.
    Dane blickte auf den Wasserstrudel, wo das Aporra untergetaucht war, und dachte an Pfeil und Bogen. Die Eingeborenen hatten aus irgendeinem Grund diese Waffe niemals entwickelt und jagten ausschließlich mit Speeren. Eines Abends, noch im Wald, hatte er begonnen, sich einen Bogen anzufertigen, doch der Saurier hatte so entsetzt reagiert, als habe Dane vorgeschlagen, die Eingeborenenstadt mit Raumanzügen und Laserpistolen zu betreten.
    „Hast du denn gar nichts von den Tonbändern und Instruktionen gelernt? Die Protosimianer hier benutzen keine Bogen – und auch keine anderen Schleuderwaffen! Niemand würde einen Speer schleudern, es sei denn ein Gesetzesbrecher!“
    Als Dane protestierte, hatte Dravash ihn wütend und verächtlich angesehen, als würde Dane seine sämtlichen Vorurteile über Protosimianer und ihre Dummheit bestätigen.
    „Sie wissen überhaupt nicht, was Bogen sind. Hast du nicht die Reproduktion der Wandbilder von Kishlor

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