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Die Flüchtlinge

Die Flüchtlinge

Titel: Die Flüchtlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marta Randall
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mein Garten sein wird. Ich habe schon ein bißchen Arbeit in ihn investiert, aber bisher hatte ich einfach noch nicht genügend Zeit. Schau dir an, was ich gemacht habe.“
    Er führte sie hinter das Haus und deutete auf die zukünftigen Blumen- und Gemüsebeete. Sie kamen an dem Busch vorbei, an dem sie damals ihren Einkaufskorb vergessen hatte. Laurs Herz klopfte schneller, aber Hart schien nichts davon zu bemerken. Er führte sie hier-, da- und dorthin und geleitete sie schließlich zum Haus zurück, wo sie an einer Wand stehenblieben.
    „Hier möchte ich Blumen haben“, sagte er und zwang sie, nach unten zu blicken. „Genau hier, damit niemand auf das Dach klettern kann. Das würde hübsch aussehen, meinst du nicht auch?“
    Laur sah ängstlich nach unten. Beinahe hätte sie aufgeschrien. Das Fenster, durch das sie das Schreckliche gesehen hatte – jenes mit einem Vorhang versehene Kellerfenster –, war nicht mehr da. Die bemalte Hauswand zeigte nirgendwo eine Unterbrechung.
    „Glaubst du nicht auch, daß das ein guter Platz wäre?“ fragte Hart.
    Laur nickte matt, hielt sich an seinem Arm fest und drehte sich um.
    „Ich muß jetzt nach Hause. Ich bin eine alte Frau und müde. Laß mich nun gehen, Hart.“
    „Soll ich mit dir gehen?“
    „Nein! Nein, danke. Mir geht es gut. Bitte, ich muß mich beeilen. Siehst du nicht, wie spät es ist?“ Sie bewegte sich auf die Straße zu.
    „Gibst du mir denn keinen Kuß, Laur?“ fragte er überrascht.
    Laur zögerte. Dann stellte sie sich auf die Zehenspitzen, gab ihm einen schnellen Kuß auf die Wange und eilte aus dem Garten.
    Anstatt das Anwesen der Kennerins wie üblich durch die Küchentür zu betreten, nahm sie den Vordereingang und ging über die Treppe sofort in ihr Zimmer. In der Küche schien einiges los zu sein. Sie vernahm Mims Stimme und hörte Mish ebenfalls. Tabor schrie nach mehr Suppengemüse. Laur schloß die Tür ab, zog Hut und Jacke aus und legte sich auf das Bett. Sie hielt sich die Seite und fragte sich, was sie mehr in Angst versetzt hatte: das, was sie gesehen oder auch nicht gesehen hatte, oder die Frage, ob Hart sie oder sie sich selbst in die Irre leitete. Sie zerknüllte ihr Kissen mit den Händen. Ich bin eine alte Frau. Wie alt bin ich überhaupt? Achtzig Standardjahre’? Älter? Jünger? Natürlich wird Hart so etwas nicht tun. Ich muß den Verstand verloren haben. Das Fenster. Das aufgeräumte, kleine Haus. Der Tee. Hart. Sie stöhnte und zerrte an der Tagesdecke.
    Jemand klopfte leise an die Tür. Laur fuhr hoch und riß die Augen auf.
    „Laur?“ Meya. Laur rang nach Luft.
    „Ich habe Kopfschmerzen“, sagte sie. „Laß mich in Frieden. Mir tut der Kopfweh.“
    „Oh. Möchtest du nichts essen?“
    „Nein. Ich werde ins Bett gehen.“
    „Okay.“
    Meya hat Angst vor Hart. Aber Hart ist freundlich und liebevoll. Biaras Kleiner. Palen. Es sind bisher acht. Aber damit hat Hart doch gewiß nichts zu tun. Doch nicht mein kleiner Junge. Sie schloß die Augen.
    Ein erneutes leises Klopfen weckte sie wieder. In ihrem Zimmer war es dunkel. Im Haus war es still.
    „Wer ist da?“ fragte Laur und tastete nach der Lampe.
    „Quilla und Hoku.“
    Hart. Laur fröstelte. Dann wurde sie von Panik ergriffen.
    „Geht wieder“, sagte sie. „Ich habe Kopfschmerzen. Ich kann euch jetzt nicht sehen.“
    „Du hast mich selbst gebeten herzukommen“, erwiderte Hoku.
    „Es hat sich schon erledigt. Ich brauche dich jetzt nicht mehr. Bitte geht.“
    „Zumindest möchte ich deine Kopfschmerzen behandeln.“ Hokus Stimme hörte sich plötzlich ungewöhnlich freundlich an. Zögernd öffnete Laur die Tür. Hoku und Quilla traten ein. Quilla verschloß die Tür wieder. Laur zog sich auf ihr Bett zurück, setzte sich hin und starrte die beiden anderen Frauen an.
    Quilla setzte sich neben sie und nahm ihre Hand. „Was ist denn los, Laur? Du siehst krank aus.“
    „Nein“, sagte Hoku. „Sie sieht schrecklich aus.“
    Laurs Blick wanderte von Hokus unbeteiligt wirkendem, faltigen Gesicht zu dem Quillas, das Anteilnahme ausdrückte. Wie stark die beiden doch waren. Sie waren viel stärker als sie selbst; stark genug, um Zweifel zu ertragen und damit fertig zu werden. Sie würden ihr beistehen, und Quilla würde sich um alles kümmern. Um sie und um Hart.
    Laur hielt Quillas Hand und erzählte den beiden die ganze Geschichte. Sie fing damit an, daß sie Hart vor dem Anfangstag getroffen hatte, schloß Biaras Revolte mit ein und schloß mit dem

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