Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Fluesse von London - Roman

Die Fluesse von London - Roman

Titel: Die Fluesse von London - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Aaronovitch
Vom Netzwerk:
aufgeregt auf und ab. Dads Gesicht läuft beim Aufblasen des Planschbeckens rot an und Mum schreit, er solle vorsichtigsein und der Gartenschlauch wird durchs Küchenfenster gezogen und auf den Kaltwasserhahn gesteckt. Der Schlauch gibt ein staubiges Prusten von sich, und alle Kinder starren gebannt auf das Loch am Schlauchende   …
    Der Boden vibrierte. Ich hatte gerade noch genug Zeit zu denken:
Was zum Teufel?
, als eine Wasserwand gegen die Südseite des Ladens donnerte. Die Tür wurde eingedrückt, und bevor ich mich noch irgendwo festhalten konnte, wurde ich von einer gewaltigen Welle hochgehoben und gegen die Decke geschleudert. Die Luft wurde mir aus der Lunge gepresst, und ich musste den Instinkt unterdrücken, den Mund aufzureißen, um Luft zu holen. Einen Augenblick lang wich die Flutwelle so weit zurück, dass ich Beverley sehen konnte, die heiter zwischen den herumwirbelnden Trümmern trieb, dann floss das Wasser so schnell wieder ab, dass ich hart auf den Boden plumpste.
    Der Vater hatte mit größerer Geistesgegenwart, als ich sie aufgebracht hatte, sich und seine Familie hinter dem Ladentresen festgeklemmt. Alle versicherten, dass es ihnen gut gehe, nur die Jüngste verlangte, dass die Sache noch mal wiederholt würde. Beverley stand mitten im Laden und boxte begeistert in die Luft.
    »Jaaa!«, schrie sie. »Das soll mir Tyburn erst mal nachmachen!«
     
    Beverleys Euphorie hielt lange genug an, dass wir unsere deutsche Familie zum nächsten Ambulanzwagen schaffen konnten. Soweit ich auf dem Weg nach draußen erkennen konnte, hatte Beverleys Riesenwelle irgendwo im Mittelteil der Markthalle begonnen und sich dann über die Piazzaausgebreitet und sie gut zehn Zentimeter unter Wasser gesetzt. Ich schätzte, dass Beverley den Schaden, der in dieser Nacht entstanden war, in etwa vervierfacht hatte, aber diese Überlegung behielt ich für mich. Das Feuer am Dach hatte sie zwar nicht völlig löschen können, aber als wir ins Freie traten, sahen wir, dass die Londoner Feuerwehr bereits anrückte, um die restlichen Brände zu löschen.
    Beverley reagierte auf den Anblick der Feuerwehrleute seltsam nervös; sie packte mich am Arm und zerrte mich die James Street entlang, weg von der Markthalle. Die Randale schien sich inzwischen gelegt zu haben, übrig waren noch die Medienleute und die TS G-Beamten , die in voller Kampfmontur in Gruppen herumstanden, über die wirksamsten Methoden beim Einsatz von Schlagstöcken diskutierten und jetzt nach und nach ihre Identifizierungsnummern wieder an die Uniformen steckten.
    Wir setzten uns auf den Steinsockel der Sonnenuhrsäule von Seven Dials und beobachteten die Noteinsatzwagen, die mit heulenden Sirenen vorbeirasten. Bei jedem Feuerwehrwagen, der vorbeikam, zuckte Beverley deutlich zusammen. Da wir immer noch völlig durchnässt waren, begannen wir trotz des warmen Abends zu frösteln. Beverley nahm meine Hand und drückte sie. »Ich bin jetzt echt in Schwierigkeiten.«
    Ich legte ihr den Arm um die Schultern, und sie nutzte die Gelegenheit, eine ihrer kalten Hände unter mein Hemd zu schieben und sie an meiner Brust zu wärmen. »Danke, Beverley«, sagte ich.
    »Ach, halt einfach die Klappe und denk warme Gedanken«, sagte sie, als ob mir das sonderlich schwerfallenwürde, solange sie die Brüste gegen meinen Körper presste.
    »Du hast doch nur ein paar Wasserleitungen platzen lassen«, sagte ich. »Was für Schwierigkeiten kannst du denn deshalb bekommen?«
    »Das waren Feuerhydranten, an denen ich herumgepfuscht habe, und das heißt, dass der Neptun-Kult stinksauer sein wird.«
    »Der Neptun-Kult?«
    »Die Londoner Feuerwehr«, erklärte sie.
    »Die Londoner Feuerwehrleute sind Anhänger von Neptun?«
    »Nicht offiziell natürlich«, sagte sie. »Aber du weißt doch   – Seeleute, Neptun, das gehört alles irgendwie zusammen.«
    »Die Londoner Feuerwehrleute sind Seeleute?«
    »Heutzutage nicht mehr. Aber in den alten Zeiten suchte man nach disziplinierten Burschen, die sich mit Wasser, Seilen, Leitern auskannten und auch keine Höhenangst hatten. Und andererseits gab es eine Menge Seeleute, die einen anständigen und einigermaßen sicheren Job an Land suchten   – die wurden Feuerwehrleute. Die ideale Kombination.«
    »Trotzdem, Neptun   – das ist doch der römische Meeresgott?«
    Beverley legte den Kopf auf meine Schulter. Ihr Haar war nass, aber ich hatte trotzdem nichts dagegen. »Seeleute sind abergläubisch«, sagte sie. »Selbst die religiösen

Weitere Kostenlose Bücher