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Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Titel: Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Gerstäcker
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sagte, gestern von durchziehenden Auswanderern billig gekauft. – Er ist wohl unterwegs krank geworden. Morgen oder übermorgen will er ihn auf eine Plantage nach Mississippi hinüberschicken. Aber wie geht es denn Marie?«
    »Hoffentlich besser. Ich sah heute morgen einen Augenblick in ihre Kammer hinein, und sie schlief sanft und süß; Nancy soll mich rufen, wenn sie erwacht. Vorher werde ich auch noch auf einen Augenblick zu Mrs. Smart hinübergehen müssen; sie hat mich darum gebeten, ihr Nachricht von dem Befinden der Kranken zu geben.«
    »Dann leg dich aber auch nachher selbst ein wenig nieder«, sagte Mrs. Dayton; »Ruhe wird dir guttun; du hast ja fast die ganze Nacht kein Auge geschlossen.«
    »Ich bin nicht müde«, entgegnete Adele wehmütig. – »Ach, wie gern wollte ich Nacht für Nacht an der Unglücklichen Bett sitzen, wenn ich nur dadurch ihren Zustand um das mindeste lindern könnte! Wo aber Mr. Hawes sein muß? Wie Mrs. Lively Cäsar draußen gesagt hat, ist er schon gestern nachmittag hierher aufgebrochen. Es ist doch kaum wahrscheinlich, daß er gleich übergefahren wäre, ohne hier erst noch einmal vorzusprechen.«
    »Sollte er vielleicht von dem Zustand seiner Frau Kunde erlangt haben und, da er ihren Aufenthalt nicht kennt, nach Hause gesprengt sein? – Aber wahrhaftig, – da kommt er die Straße herab und zwar im vollen Laufe gerade auf unser Haus zu. – Der arme – arme Mann!«
    »Das ist nicht Mr. Hawes!« rief Adele, die sich rasch nach ihm umwandte und den Blick hinabwarf. »Das ist der Mann, dessen Kleider er gestern trug, – Mr. Cook. – Was mag der wollen?«
    Der Reiter zügelte in diesem Augenblicke, und zwar dicht vor ihrem eigenen Hause, sein schnaubendes Pferd scharf ein, sprang aus dem Sattel und gab sich nicht einmal die Mühe, das schäumende Tier anzubinden. Ruhig ließ er ihm den Zügel auf dem Sattelknopf liegen und trat rasch in die Tür, während sein Pony erst den schlanken, schöngeformten Hals schüttelte und den Kopf auf- und niederhob, daß der weiße Schaum rings umherflog, und dann mit dem rechten Vorderhuf den Grund vor sich zerscharrte und stampfte, als ob es nur ungeduldig hier des Herrn harre und die Hetze so schnell wie möglich fortzusetzen wünsche.
    Im nächsten Augenblick war Cooks rascher Schritt auf der Treppe zu hören und seine Stimme fragte nach Squire Dayton. Mrs. Dayton übernahm aber hierauf die Antwort; sie öffnete die Tür und bat den jungen Farmer einzutreten.
    Dieser leistete allerdings der Einladung augenblicklich Folge, entschuldigte sich aber auch zugleich mit der dringenden Notwendigkeit der Sache, daß er so ungebeten und in so wildem Aufzuge vor ihnen erscheine.
    »Ich muß den Squire sprechen, Ladies, und möchte Sie bitten, mich sobald wie möglich zu ihm zu führen. – Es betrifft Sachen von dringendster Wichtigkeit«, sagte er heftig.
    »Ich will ihn gleich rufen, Sir«, erwiderte Mrs. Dayton; »er schläft noch, müde und matt von gestriger, vielleicht zu großer Anstrengung –«
    »Dann tut es mir leid, ihn gleich wieder so in Anspruch nehmen zu müssen«, sagte Cook; »aber die Sache, wegen der ich hier bin, betrifft Leben und Eigentum von vielleicht Tausenden und wird, wie ich fast fürchte, unserer ganzen Energie, unseres stärksten Zusammenwirkens bedürfen, um ihr mit Erfolg zu begegnen. Doch Mr. Hawes hat dem Squire wahrscheinlich gestern schon einen ungefähren Überblick über das gegeben, was wir entdeckten.«
    »Mr. Hawes?« riefen beide Frauen erstaunt und zu gleicher Zeit aus, und Mrs. Dayton, die schon die Türklinke in der Hand hatte, blieb stehen.
    »Mr. Hawes war nicht hier; – wir haben ihn jede Stunde, ja jeden Augenblick erwartet«, versicherte Adele; – »der Neger brachte den Brief an ihn wieder zurück.«
    »Ja – allerdings, aber – wie ist das möglich?« sagte Cook verwundert. »Er kann sich doch wahrscheinlich auf der ebenen, breit ausgehauenen Straße nicht verirrt haben und sprengte doch gestern nachmittag nicht allein nach Helena, um selber Squire Dayton aufzusuchen, sondern sogar mit in unserem Auftrage, um ihm vorläufig eine Meldung zu machen, damit er die nötigen Schritte tun könne.«
    »Er war nicht hier.«
    Cook blickte sinnend vor sich nieder und stampfte endlich, ziemlich in Gedanken, ungeduldig und fest den schweren Fuß so stark auf den Teppich, daß die Gläser auf dem Tische aneinanderstießen. Er schrak zusammen und errötete; andere Gedanken verdrängten aber bald

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